KELLERKOMMANDO - Belzebub
Mehr über Kellerkommando
- Genre:
- Crossover / Hip-Hop / Volksmusik
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Downbeat Records (Warner)
- Release:
- 17.07.2015
- Intro: Musikanten, spielt auf!
- Uns geht's gut
- Ganz anders
- Da schau her
- Vogelfänger
- Jetzt und wir
- Übermorgen
- Belzebub
- Verbrecher
- Herzen
- Kompanie
- Helene
- Gemütlichkeit
- Von Haus zu Haus
- Freut euch
- Outro: Links rum
Volksmusik trifft auf Deutsch-Rap - warum eigentlich nicht?
POWERMETAL.de – The Power of Metal, Rock and Gothic. Ja, die Musik von KELLERKOMMANDO hat mit den Hörgewohnheiten unserer Leser/innen wahrscheinlich in etwa so viel zu tun wie Erholungsurlaub mit einem Samstageinkauf bei Ikea. Aber hin und wieder will man ja über den eigenen Tellerrand hinaus schauen (oder wird vom redaktionsinternen Verteiler einfach dazu verdonnert). Also widme ich mich diesmal "Belzebub", dem neuesten Output des höchst ungewöhnlichen, fränkischen KELLERKOMMANDOs.
Der Kontrast zur sonst bei uns besprochenen Musik könnte kaum größer sein: Uffta-Uffta-Volksmusikgeschunkel wird unterlegt mit entschleunigten DJ ÖTZI-Beats und mit K.I.Z.-mäßigem Sprechgesang versehen. Zugegeben, ich bin zunächst etwas überfordert. Die Produktion von "Belzebub" ist professionell, der Sound Dancefloor-tauglich, der Sprechgesang mit charmant fränkisch gerolltem "Rrr". Die Texte sind lustig-harmlos, häufig ironisch, hier und da an Klassiker deutscher Lyrik angelehnt ('Vogelfänger', 'Belzebub'). Entsprechend promotet, hätte das KELLERKOMMANDO sicher Chancen auf hohe Platzierungen in den deutschen Charts. Die Songs sind ebenso unterhaltsam wie eingängig – sobald man sich an Trompeten und Ziehharmonika gewöhnt hat, entfaltet "Belzebub" harmlosen Spaßcharakter mit gelegentlichen Anflügen von Tiefgang. Erfreulich, dass die Truppe nicht auf Aggro-Lyrik setzt oder, wie viele ihrer Rapper-Kollegen, sprachlich ihrer Promiskuität frönt. Was KELLERKOMMANDO abliefert, ist oftmals zwar blanker Unsinn, aber deutlich intelligenter verfasst und komponiert als die Ergüsse ihrer fernen Verwandten, die sich zumeist durch die deutschen Charts fluchen.
Ich habe keinen blassen Schimmer, wieso uns diese Platte zugeschustert wurde. Auch hätte ich beim Bandnamen eher einen platten, bemüht bösartigen NDH-Verschnitt erwartet, und nicht diesen verrückten Crossover aus Volksmusik und Deutsch-Hip-Hop. Aber dieses unkonventionelle Teil macht tatsächlich Spaß, und selbst wer wie der Verfasser dieser Zeilen eine grundsätzliche Abneigung gegen den vor Überheblichkeit und Selbstbeweihräucherung triefenden allgemeinen Rap-Tenor hegt, könnte mit dieser unbefangenen, partytauglichen Nummer hier tatsächlich jenseits sonstiger Hörgewohnheiten einen kleinen Geheimtipp entdecken. "Belzebub" ist, wie die Band selbst treffend schreibt, "ein heftiges Sommergewitter der guten Laune." Nicht mehr, nicht weniger. Und der Metal? Macht heute mal Pause. Stattdessen gibt's süddeutsche Urban-Volxmusic.
Anspieltipps: Uns geht’s gut, Jetzt und wir, Freut euch
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause