KERRS PINK - Mystic Spirit
Mehr über Kerrs Pink
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Just For Kicks
- Release:
- 24.01.2014
- Final Curtain
- Mysterious Wood
- Until I Know
- The Storm
- Choose Your Path
- In Immortality
- Creepy You Crawl
- Unwanted
- Secluded
- Slaves Of The West
- Earth To Earth
- The Last Journey (Ode To Jostein)
Melodic Prog im Retro-Style - ein harmonisches Comeback
KERRS PINK ist wohl nur ein Begriff für Insider im Prog-Business - obschon die Norweger in ihrer Vita bereits auf ganze fünf Alben zurückblicken können. Ihr sechstes und letztendlich Aktuelles erscheint nun nach elfjähriger Sendepause und sollte vor allem für Liebhaber von CAMEL und SPOCK'S BEARD interessant sein, denn die Nordeuropäer erinnern vor allem in den vielen melodischen Momenten ihres neuen Albums deutlich an die beiden Legenden des Szene, agieren aber insgesamt nicht ganz so verspielt wie die Morse-Posse. Und die Verschmelzung von unzähligen Harmonien, dezenter Melancholie, spannungsgeladenen Arrangements und richtig tollem Gesang ist dann auch das Geheimrezept, mit dem auch "Mystic Spirit" seinen Weg in die Regale der Retro-Proggies finden wird.
Die Mixtur aus mehrstimmigen Gesängen, fokussierten Keyboard-Backings und tollen Gitarrenmelodien greift schon in den ersten Passagen des neuen Albums. Der ruhige Opener 'Final Curtain' entführt den Hörer schnell in die heimelige Welt des KERRS PINK-Sounds, bevor in 'Mysterious Wood' und dem intensiven Instrumental 'The Storm' schon die Weichen für ein wahrhaftig berauschendes Hörerlebnis gestellt werden. Es ist interessant, wie die Musiker sich um monumentale Spannungsbögen bemühen, ohne dabei die Bodenhaftung durch zu viele Breaks und verworrenes Songwriting zu verlieren. 'Choose Your Path' und das elegante 'In Immortality' setzen weitere Akzente und profitieren besonders von der eindringlichen Stimme von MAGIC PIE-Fronter Eirikur Hauksson, der zwischenzeitlich die Sterne vom Himmel singt - berechtigte Vergleiche zu Göttern wie Neal Morse inbegriffen.
Und auch in der zweiten Häfte flacht die Stimmung nicht ab, wenngleich die anfängliche Entspannung durch einige lebendige Parts aufgerüttelt wird. 'Secluded' und 'Slaves Of The West' entpuppen sich als die einzigen typischen Prog-Songs mit instrumentalen Mini-Abfahrten, bei denen der Song als solcher jedoch nie aus dem Fokus verschwindet. Und das überlange Epos 'Earth To Earth' schließt kurz vor dem Outro 'The Last Journey (Ode To Jostein)' mit einem Melodie-Overkill, wie man ihn seit den ersten SPOCK'S BEARD-Alben kaum mehr zu Ohren bekommen hat - stark!
Nichtsdestotrotz ist "Mystic Spirit" für Die-Hard-Progger vielleicht nicht abgehoben genug, für Liebhaber vertrackter Strukturen eventuell sogar zu simpel. Doch in diesem Fall sind es andere Werte, die zählen und verbinden. Und hier sei besonders die tolle, gelegentlich gar bezaubernde Atmosphäre genannt, die den geradezu überschüssigen Harmonien die Spielweise bietet, auf der KERRS PINK seine monumental arrangierten Melodien ausbreitet. Wer seinen Prog in erster Linie melodisch mag, kommt daher auch definitiv nicht an diesem Release vorbei - und sollte gleich einmal einen Schlenker durch die hochwertige Diskografie dieser schon totgeglaubten Norweger machen.
Anspieltipps: In Immortality, Final Curtain, Earth To Earth
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes