KERSEY - Bloodshot EP
Mehr über Kersey
- Genre:
- Hardcore
- Label:
- Let It Burn Records
- Release:
- 31.05.2005
- Return To Grace
- Foundation
- Torchsong
- Bloodshot
- Year One
KERSEY haben einen Nachteil: Sie kommen von jenseits des großen Teichs und wollen Hardcore zelebrieren. Nun schwemmt ausgerechnet aus dieser Richtung permanent jede Menge Scheiß aufs europäische Festland herüber, so dass Vorurteile fast unvermeidbar sind. KERSEY haben aber auch einen Vorteil: Sie kommen nicht aus den USA, sondern aus Kanada. Und weil seltsamerweise alles, was aus Kanada kommt, immer etwas edler ist, heißt Hardcore hier auch nicht gleich Hardcore, sondern mischt das Genre ordentlich mit Hardrock-Melodien und treibender Metalgeschwindigkeit auf. Dies gleich in einen Wäschekorb mit Metalcore zu werfen, wäre aber voreilig. Dafür ist die Musik viel zu galoppierend und statt fetter Moshparts werden vornehmlich Gitarrensolos eingesetzt.
Das bewirkt vor allem eines: Die Musik kommt zu keinem Zeitpunkt konstruiert daher und macht die EP somit zu einem sehr kurzweiligen Musikgenuss.
Dass KERSEY also nicht den befürchteten "Wir sind aus einer Hobbyband entstanden und wollen nur auf die Fresse geben"-Ami-Einheitsbrei abliefern, merkt man vor allem schon im Intro zum ersten Lied 'Return To Grace'. Keine Hardcoreband, die sich auf sich selbst etwas einbildet, würde so viel Zeit mit ruhigen Gitarrenklängen verschwenden, bevor die ersten Zähne fliegen. KERSEY stattdessen nehmen sich diese Zeit und versuchen auch nicht gleich irgendeine Spielgeschwindigkeitsgrenze zu überschreiten. Viel lieber wird sehr viel Wert auf auffallendes Gitarrenspiel und melodischen Refrain gelegt.
Ohne KERSEY etwas absprechen zu wollen, aber der Sound, den sie machen, hat nur noch bedingt etwas mit Hardcore zu tun. Vielmehr ist "Bloodshot" ein weiteres sehr gutes Argument für die These, dass Hardcore sich zu einer Basis entwickelt hat, welche sich vorzüglich mit anderen, bandeigenen Stilen kombinieren lässt und dementsprechend auch so behandelt werden sollte.
Was die Basis dieses Albums angeht, wurde abseits des musikalischen Inhalts auch alles richtig gemacht. Das Cover ähnelt zwar in mancher Hinsicht dem der "Hand Of Blood"-EP von BULLET FOR MY VALENTINE, dafür ist aber auch der Sound makellos gut ausgefallen.
Das Einzige woran es dieser Band fehlt, ist Wiedererkennungswert jenseits dieses EP-Killers. Besonders die Stimme von Sänger Jody Taylor ist so austauschbar wie der Papst. Man kann aber durchaus zuversichtlich sein, dass KERSEY, wenn sie sich denn noch weiter und eindeutiger in ihre eigene kleine Nische entwickeln, durchaus ihre Widerhaken im Gehörgang auswerfen können.
KERSEY haben ruhig etwas Rummel um ihre Person verdient, und wenn es nur im eigenen Genre ist.
Anspieltipps: alles
- Redakteur:
- Michael Langlotz