KETZER - Cloud Collider
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2019
Mehr über Ketzer
- Genre:
- Death / Thrash / Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 12.04.2019
- The Machine
- Keine Angst
- Walls
- Cloud Collider
- Forever Death
- The Wind Brings Them Horses
- No Stories Left
- This Knife Won't Stay Clean Today
- (The Taste of) Rust and Bone
- Light Dies Last
Alles gemischt - Stile, Gefühle und ganz viele Noten.
"Starless", der Vorgänger von "Cloud Collider", hat mich Anfang 2016 ebenso aus den Socken gehauen wie meinen Kollegen Haris (zum Review und zur Gruppentherapie). Dementsprechend gespannt bin ich nun darauf, welche Richtung die Rheinländer heuer gehen würden. Weiter in Richtung Gothic und Post Punk gepaart mit extrem-metallischen Spurenelementen oder wieder zurück zu den black-thrashigen Vorgängern?
Nun, "Cloud Collider" startet wie so mancher Thrash-Klassiker mit einem düsteren Akustik-Intro, ehe in 'Keine Angst' fette Powerchords und wuchtige Drums vom einem Hummelschwarm an schnellen und schnellsten Strumming-Riffs und Blast-Beats abgelöst werden. Jawohl, das ist durchaus eine Raserei, die man auf "Starless" nicht hören konnte. Wieder werden deutsche Sprachfetzen eingestreut, was für mich schon auf "Starless" eine große Stärke war. Genauso wie die dissonanten Riffs, die KETZER auch hier wieder geschickt einstreut. Beide von KETZER bekannten Stil-Wege werden also weiter beschritten, und zwar nicht nur beim Opener, sondern auf dem ganzen Album.
Leider ruft dies bei mir über die gesamte Alben-Distanz sehr gemischte Gefühle hervor. Beim folgenden relativ eingängigen 'Walls' und auch dem abschließenden 'Light Dies Last' funktioniert die Mixtur ziemlich gut, aber an vielen Stellen wird diese Scheibe zumindest für meine Ohren auch recht anstrengend. Irgendwie gelingt es KETZER nicht mehr, diese tollen Melodien und Knaller-Refrains, die "Starless" zu einem absoluten Highlight auf meinem Plattenteller haben werden lassen, auf die aktuelle CD zu transportieren. Die Intensität, die diese Band ausüben kann, wird schon beim Titeltrack durch relativ mediokres Black-Death-Geschrammel ohne klare Melodie verdünnt, und in diesem Kontext finde ich Destroyers Gesang auf die Dauer doch arg limitierend. Irgendwie ist das - auch klanglich - ein Wischiwaschi geworden, zuviele Noten, die in mir den Skipwunsch auslösen. Und der kommt in der Folge leider immer wieder auf.
Wenn die Band auf Atmosphäre oder Groove setzt, bin ich immer gerne bei ihr, aber die Verflechtung mit dem extrem-metallischen Element wirkt - spieltechnisch zwar sehr kompetent - mitunter auch etwas ziellos. Nicht falsch verstehen, 'The Wings Bring Them Horses' und vor allem 'No Stories Left' sind an sich interessant konzipierte, facettenreiche Extrem-Metal-Songs mit charismatischer Gitarrenarbeit, die mich stellenweise an ganz alte TIAMAT erinnern. Doch dieses Hochgefühl von "Starless" will einfach niemals so richtig aufkommen, denn nichts kommt so richtig auf den Punkt und am Ende ist es sogar schwer, die einzelnen Songs auseinanderzuhalten.
Es mag sein, dass KETZER mit "Cloud Collider" alte und neue Fans zusammenbringen wollte. Da ich mit den den alten KETZER-Werken aber kaum vertraut bin, kann ich keinen Ausblick geben, wie das neue Album von deren Fans aufgenommen werden könnte. Wer KETZER wie ich mit "Starless" kennengelernt hat und die Nähe zu Bands wie IN SOLITUDE, TRIBULATION oder GOLD sehr mochte, sollte aber unbedingt einen intensiven Testlausch tätigen, bevor er "Cloud Collider" blind kauft. In meinem Ohren liegen dazwischen sogar kleine Welten.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Thomas Becker