KRISTINE, LIV - Vervain
Mehr über Kristine, Liv
- Genre:
- Rock / Metal /Gothic
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 24.10.2014
- My Wilderness
- Love Decay (feat. Michelle Darkness)
- Vervain
- Stronghold of Angels (feat. Doro Pesch)
- Hunters
- Lotus
- Elucidation
- Two and a Heart
- Creeper
- Oblivious
Irgendwie zu perfekt.
Zugegeben, LIV KRISTINE ist schon ein integraler Bestandteil der hartmetallischen Kultur. Die norwegische Blondine begleitet den Banger schon seit Mitte der Neunziger als Sängerin von THEATRE OF TRAGEDY, und schaut man mal auf die Liste der Veröffentlichungen, auf denen sie seit ihrem Ausstieg bei den Gothic Metallern mitgewirkt hat, muss man ihr wirklich Respekt zollen. Nur wenige Musiker sind so kontinuierlich mit dabei in diesem oft nicht wirklich gewinnbringenden Business.
Wer jetzt den Eindruck gewinnt, dass diese einleitenden Worte ein wenig ausweichend wirken, der hat recht. Denn die Musik von LIV KRISTINE und/oder LEAVES' EYES war und ist nicht so wirklich meins. Da mich in letzter Zeit aber so einige metallische Frontdamen durchaus begeistern konnten, wollte ich Frau Kristine - wie gesagt eine der bekanntesten und angsagtesten ihrer Zunft - mit "Vervain" doch noch einmal eine faire Chance geben.
Eins vorweg: Sie macht nichts falsch. Wer ihre Stimme und Musik bislang mochte, wird auch mit "Vervain" bestens klar kommen. Die Produktion ist makellos, die musikalische Mischung aus Gothic, Metal und Mainstream-Rock ergibt eine klare Struktur und ist immer edel und mit Klasse in Szene gesetzt. Aber irgendetwas fehlt.
Viel verrät ein Blick auf das Cover über die Musik. Man sieht ein sehr schöne, elegant gekleidete und perfekt zurecht gemachte Frau. Unnahbar und unerreichbar. Ich höre ihre Musik und alles ist so rund, geschliffen und fehlerfrei. Ich habe indes nicht die leiseste Ahnung, wie diese Frau wirklich fühlt. Kann sie traurig sein? Kann sie herzlich sein? Wer ist sie in Wirklichkeit? Ich höre die Musik von Marcela Bovio und STREAM OF PASSION oder von Anneke van Giersbergen oder ROSE KEMP, und ich habe immer eine Vorstellung davon, wie diese Künstlerinnen ticken, was sie mir sagen wollen. Sie erreichen mich. Und LIV KRISTINE? Schon mein Erstkontakt, das unvergessliche "Ich liebe Dich" bei THEATER OF TRAGEYs 'Tanz Der Schatten', war irgendwie... unwahr. Ich habe es nie gemocht, nie geglaubt, und wenn sich Pärchen dazu küssten, dachte ich "Ihr Idioten!". Und ich fand - anderer Vergleich - auch GALADRIEL beim "Herrn Der Ringe" trotz (oder wegen?) ihrer Schönheit unglaubwürdig. Und so ist auch das Gros der Musik auf "Vervian". Zu perfekt. 'My Wilderness' - unglaublich eingängig und catchy, eine Blaupause für einen Gothic-Rock-Song mit Frauenstimme, ein Ideal, aber ohne Geschmack des Realen. 'Love Decay' mit seinem dezenten DEPECHE MODE-Touch, eine Kopie einer Kopie einer Kopie, wenn auch auf einem hunderttausend Euro teuren Scanner vervielfältigt. 'Lotus', unwahrscheinlich zärtlich und gefühlvoll aber dies gilt irgendwie auch nicht mir, eher einem allmächtigen Sonnengott oder Adonis. Wunderschön aber doch ganz weit weg.
Herrje, was mache ich mit diese Scheibe? Steht es mir zu, diese Musikerin überhaupt zu kritisieren? Seht mich hier im Dilemma, eine Musik nicht gut zu finden, obwohl sie gut IST! Für ihr Genre vielleicht sogar ein Glanzlicht. Der Fan wird jubeln!
Und weniger Interessierte? Die sollten dann, trotz meiner wenig werbewirksamen Worte, zumindest mal in 'Stronghold Of Angels' hinein hören und werden hier die Stimme von Doro Pesch heraus hören. Nettes Duett! Und auch für mich ist ja noch nicht aller Tage Abend in Sachen LIV KRISTINE. Ich werde sie live sehen mit THE SIRENS, in Fleisch und Blut mit Kari Rueslatten und Anneke van Giersbergen. Dies könnte meine Einschätzung von Liv Kristine doch noch grundlegend ändern. Ich hoffe es sogar.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Thomas Becker