KRYPTERIA - Evolution Principle (EP)
Mehr über Krypteria
- Genre:
- Gothic-Rock
- Label:
- EMI/Absolut Promotion
- Release:
- 04.08.2006
- Sweet Revenge
- Lost
- The Promise
- No more lies (MMVI)
- Na Ga Ja
KRYPTERIA waren ursprünglich ein Studio-Projekt mit Musical-Charakter und verschiedenen Gastsängern, und der Musical-Aspekt lässt sich auch drei Jahre nach Erscheinen des dazugehörigen Albums nicht verleugnen. Das selbstbetitelte Debüt verkaufte sich rund 20.000 Mal, und die Single-Auskopplung "Liberatio" erreichte als Benefiz-Aktion zugunsten der Tsunami-Opfer Gold-Status. Für das zweite Album "In Media Res" holten sich Chris Siemons (Gitarre), Frank Stumvoll (Bass) und S.C. Kuschnerus a.k.a. Kuschi (Schlagzeug) die in Deutschland lebende Koreanerin Ji-In Cho ins Boot und räumten daraufhin in Südkorea mächtig ab. Bisheriger Höhepunkt des musikalischen Schaffens dürfte das Angebot der südkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft gewesen sein, die offiziellen WM-Fan-Hymne für das Team zu schreiben.
Doch diese Erfolge und Auszeichnungen sind KRYPTERIA offenbar nicht genug. Auf der Bühne sei den Musikern klar geworden, wie hart die Band eigentlich rockt, und die Biographie wird nicht müde zu betonen, dass die Bandgründer sowieso beinharte Metaller sind. Also macht man einfach einen Strich unter das bisherige Schaffen und startet einen Großangriff auf das Rock- und Metalgenre. Und wo ginge das besser als auf dem Metal-Festival schlechthin, dem Wacken Open Air, wo KRYPTERIA am Veröffentlichungs-Tag der EP "Evolution Principle" aufspielen werden?
Ein bisschen viel Vorschusslorbeeren, wie mir scheint (und darüber, wie es eine Band mit ihrer ersten eher rockigen EP gleich nach Wacken schafft, möchte ich gar nicht erst spekulieren). Gut, KRYPTERIA verfügen über viele Trademarks, die Fans von Bombast-Metal neugierig machen dürften: Große, aber doch eingängige Chöre (ich sag ja, Musical - aber von der besseren Sorte), orchestrale Elemente, durchaus harte Riffs, dazu eine - wie man ebenfalls penetrant unterstreicht - bildhübsche Sängerin, die mich nicht zuletzt aufgrund der Optik ein wenig an SINERGY-Frontlady Kimberly Goss in lieb erinnert. Allerdings finde ich die Stimme der Klavier- und Gesangs-Studentin zwar ganz niedlich, aber jetzt nicht sooo überragend - was jedoch nicht groß ins Gewicht fällt, weil sie die meiste Zeit sowieso von etwas überdimensioniertem Chor-Gesang übertönt wird. Ob die Tatsache, dass Ji-In bereits an verschiedenen Casting-Shows teilgenommen hat (die erste Popstars-Staffel, wo sie allerdings frühzeitig rausflog, und die zu recht völlig untergegangene Sendung Fame Academy, in deren ein Jahr später bereits wieder zu Grabe getragener Sieger-Formation BECOME ONE sie mitträllerte), jetzt für oder gegen sie spricht, mag jeder für sich selbst entscheiden.
So richtig metallisch ist der Sound von KRYPTERIA jedenfalls nicht, zumindest scheint es so, als würde man stets ein wenig auf Massentauglichkeit schielen und die trotz allem Bombast recht kurzen Stücke möglichst radiotauglich halten wollen. Unterschiede zwischen den einzelnen Songs findet man höchstens im Detail. Während sich 'Sweet Revenge' von der härteren Seite präsentiert, hat man mit dem von einem hypnotischen Beat eingeleitete 'Lost' auch etwas balladeskere Töne im Gepäck, bedient in 'The Promise' ausgiebigst den Kontrast zwischen eher poppigen Strophen und bombastischem Refrain und hat in 'No More Lies' durchaus Stadion-Qualitäten - kein Wunder, ist es doch die englische Version der ebenfalls auf der EP enthaltenen südkoreanischen Fan-Hymne.
Schlecht ist das nicht. Zugute halten muss man KRYPTERIA auf jeden Fall, dass sie sich keinen gängigen Trends anbiedern und einen recht eigenständigen Weg einschlagen. Aber wie ausgerechnet eine derart von Chören und Orchester-Arrangements geprägte Musik live funktionieren soll, ist mit schleierhaft. Angeblich fahren tausende von südkoreanischen und vietnamesischen Fans schon tierisch drauf ab, ebenso wie DEEP PURPLE, die KRYPTERIA mit auf ihre letzte Deutschland-Tour nahmen. Ich bin daher gerne bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen...
Anspieltipps: Da die Songs sich recht ähnlich sind, ist das Jacke wie Hose.
- Redakteur:
- Elke Huber