LòDZ - Time Doesn't Heal Anything
Mehr über Lòdz
- Genre:
- Post Rock / Atmospheric Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Viral Propaganda
- Release:
- 17.03.2017
- Negligence
- Time Doesn't Heal Anything
- The Sound Of Deceit
- Shattered Dreams
- Nothing Else To Do
- Cataract
- This Feeling
- Everything Is Fine
Atmosphärisch, melodisch, melancholisch, am Mikro ausbaufähig.
Wenn die Franzosen von LÒDZ (ja, Franzosen, nicht Polen) einen anderen Sänger ans Mic gestellt hätten, wäre das Presseecho ihres zweiten Langspielers "Time Doesn't Heal Anything" vermutlich noch wohlwollender ausgefallen. Ich kann gar nicht genau sagen, ob die etwas unsichere Gesangsstimme an sich, die wenig ausgefeilte Technik des Fronters oder auch nur eine mäßige Vocal-Produktion das Hauptproblem ist – wahrscheinlich von allem etwas. Fakt ist jedenfalls, dass LÒDZ hier entscheidende Abstriche hinnehmen muss. Denn andere Post-Rock- und -Metal-Kapellen wie die unzweifelhaften Vorbilder von KATATONIA, KLONE oder A SWARM OF THE SUN heben sich vor allem durch eine weitaus überzeugendere Vokalarbeit von Nacheiferern wie LÒDZ ab.
Die gute Nachricht ist, dass auf instrumentaler Seite auch die Lyoner solide, bisweilen auch mitreißende Arbeit abliefern. Eine Mischung aus rastlosen, sphärisch unterlegten Akustikklängen, kontrastreich-unterkühltem Riffing, melancholischen Melodien und etlichen dramatischen Augenblicken wird über acht lange Tracks hinweg ausgebreitet, die introvertierten Klangmuster immer wieder gesponnen, impulsiv eingerissen, wieder aufs Neue aufgebaut, emotional hochgeschraubt, und abermals selbstzerstörerisch auf die Spitze getrieben. Diese Kunst beweist schon der Opener 'Negligence' – verhältnismäßig direkt und rockig steigen die vier Musiker in ihre gefühlsintensive Wildwasserfahrt ein und baden in einem heftigen Wechselspiel aus Melancholie, Verklärtheit und seelischer Zerrissenheit. Instrumental absolut überzeugend. Nur der Gesang, der Gesang...
Wobei: Wenn der mir namentlich unbekannte Herr am Mikrofon einmal anfängt, guttural seine Stimmbänder zu malträtieren, ist der Eindruck gleich ein ganz anderer. Angenehm mittig und kräftig, dennoch mit tiefschwarzer CULT OF LUNA-Intensität gefärbt werden zumindest die explosiven Höhepunkte der Songs stimmlich angemessen begleitet. Die Songideen sind indes allesamt nicht gerade überbordend neu, zumindest für Post-Rock-Veteranen, doch auch ohne wirklich innovativ zu sein, liefert LÒDZ einen überzeugenden Querschnitt der Genre-Trademarks. Und immer dann wenn eine Prise Black-Metal-Dramatik Einzug hält, wächst der Vierer über sich hinaus! So beim insgesamt recht harten 'The Sound Of Deceit', oder beim erschütternden 'Cataract', wo sich zu den harschen Schreien unerwartet ein anklagender Kinderchor gesellt. Hier ist LÒDZ schon ziemlich, ziemlich gut.
Alles in allem also ordentliche Atmosphäric-Metal-/Post-Rock-Kost, die noch ein paar frische Ideen und vor allem ein Upgrade am Mikrofon vertragen würde.
Anspieltipps: Cataract, Negligence, Everything Is Fine
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause