LASCAILLE'S SHROUD - The Roads Leading North
Mehr über Lascaille's Shroud
- Genre:
- Progressive Metal / Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Avoid The Light Records (Eigenproduktion)
- Release:
- 10.06.2016
- A Child Conspiring With The Stars
- Compass
- Restrain The Child
- The Neon City, Part 1: Dreams
- The Roads Leading North
- Vehemence Drone
- Sketches Of Madness
- Unspeakably Defiled
- Enduring Fugue
- What Dwells Beneath Her Flesh
- When Sleep Takes Us
- No Destiny
- The Neon City, Part 2: Nightmares
- The Disappearance Of Elizabeth North
Monumentales Sci-Fi Epos!
LASCAILLE'S SHROUD ist ein Name, der den unbedarften Hörer erst einmal fragend zurücklässt, wessen Totenhemd ist hier gemeint? Nun, niemandes um genau zu sein, denn der Bandname entstammt dem "Revelation Space"-Universum des Science-Fiction-Autors Alastair Reynolds und beschreibt eine Anomalie, die Planeten umhüllt. Wir befinden uns also in tiefstem Nerd-Territorium, was mir als langjährigem Reynolds-Leser sehr gut gefällt und was Mastermind Brett Windnagle offensichtlich ganz genauso geht.
Denn zum Sci-Fi-Namen hat sich der gute Mann für sein Projekt auch einen entsprechend futuristischen Sound gesucht. Dieser lässt sich als progressiver Death Metal kategorisieren, jedoch mit zahlreichen Elementen aus anderen Stilen, regelmäßig eingestreutem Klargesang und elektronischen Spielereien, die weit über ein paar verstreute Samples hinausgehen. "The Roads Leading North" erzählt eine komplexe und ausufernde Geschichte, deren Protagonistin Elizabeth North mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und entsprechenden Problemen zu kämpfen hat. Viel soll hier nicht verraten werden, aber Fans von coolen Sci-Fi-Konzepten kommen voll auf ihre Kosten.
Dass man solch eine Geschichte nicht in 35 Minuten abhandeln kann ist klar und so kommt "The Roads Leading North" mit satten zwei Stunden voller Musik daher, die ein in sich geschlossenes Gesamtkunstwerk abgeben, das den Hörer für lange Zeit gebannt lauschen lässt. Die Erzähler, die verschiedenen Sänger, die elektronischen Zwischenspiele, all das funktioniert hier perfekt und macht das Album zum akustischen Äquivalent zu jedem futuristischen Blockbuster der letzten Jahre. Dazwischen gibt es heftiges Death-Metal-Geschrote mit viel Abwechslung, sägenden Riffs, wiselflinken Soli und tollen melodischen Leads, brutalem Gebrüll und atmosphärischen Synthesizer-Einsätzen zu belauschen. Immer wieder werden die teils extrem langen Songs durch rasante Blastpassagen oder traditionell-metallische Parts mit starkem Klargesang aufgelockert und so schafft es LASCAILLE'S SHROUD, dass selbst ein 25-Minüter wie 'When Sleep Takes Us' nie langweilig wird.
Zwar ist LASCAILLE'S SHROUD ein Ein-Mann-Projekt von Brett, doch mit den zahlreichen Gastsängern sorgt er dafür, dass dieses Epos vielschichtig ist und sich mehr nach einer Death-Metal-Variante von AYREON anhört, als nach einem Haufen Ideen, die jemand alleine in seinem Homestudio eingespielt hat. Die schiere Masse an Musik kann den unvorbereiteten Hörer jedoch am Anfang erschlagen, denn die zwei Stunden unterm Kopfhörer, die nötig sind, um das Album in seiner Gänze zu hören, sind für eine komplette Erfassung der Musik mehr als nur ein oder zwei Mal nötig. Kann man diese Zeit jedoch investieren, so tut sich vor dem inneren Auge eine packende Geschichte, verkörpert von exzellenter Musik auf, bei der man in jeder Sekunde die Begeisterung, Akribie und das musikalische Talent des Schöpfers hört. "The Roads Leading North" ist kein gewöhnliches Album, sondern eine herausragende Erscheinung unter den diesjährigen Veröffentlichungen und Fans von komplexem Death Metal, Science-Fiction oder monumentalen Konzeptalben sollten sich das Epos unbedingt anhören.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst