LEAKH(5219) - Et Cetera
Mehr über Leakh(5219)
- Genre:
- Gothic / Industrial
- Label:
- Prophecy / Soulfood
- Release:
- 05.09.2005
- Interim
- The Reptile Song
- 6:32
- Stranger Than Me
- Everything Is Nothing/Nothing Is Everything
- Celebration
- Desire (You Know I'm Gonna Leave You Soon)
- A Struggle For Life
- Balkan
- Too Afraid
- We Had Only A Few Hours Of Sun This Month
- To the End Of This Road
Nach allem, was ich bisher über LEAKH gehört habe, hätte ich bei ihrem zweiten Album etwas total Krankes, Verdrogtes, einfach alles, nur nichts musikalisch Genießbares erwartet. Aber nun höre ich "Et Cetera" und staune.
Nicht dass die genannten Attribute nicht mehr auf die Musik von LEAKH zutreffen würden. Doch scheint sich im Songwriting der Schweden einiges geändert zu haben und auch sonst gab es besetzungstechnische Umbrüche. Zunächst einmal verabschiedete sich Jim Fischer, früher noch als Jim S. Coven bekannt (ehemals COVEN), von den übrigen LEAKH-Musikern Johan Tjust und Ivan Hermansson. Als Gastmusiker tritt nun bei den jüngeren Songs Christofer Wallin auf.
Offenbar scheint "Et Cetera" einen langen Werdegang durchgemacht zu haben, denn bereits 2000 nahm man erste Songs dafür auf, und zwar live. Dabei handelt es sich um das düster-psychedelische Industrial-Instrumental '6:32' und 'Everything Is Nothing/Nothing Is Everything', welches mit dem recht unangenehmen Scherengeklimper und Gesäge (es klingt, als würde hier Fleisch bis auf den Knochen bearbeitet) so manchen zartbesaiteten Hörer wohl veranlassen wird, zum nächsten Song überzugehen. Dritter im Bunde ist 'Balkan', ein schleichender Song, der mit Collagen von unterschiedlichen Kriegsreden unterlegt ist und dazu vom traurigen Spiel einer Gitarre und diversen Rauscheffekten begleitet wird. Den Schluss von 'Balkan' sollte man sich genauer anhören.
2002 wurden im Studio Landgren 2.0 zwei weitere Songs aufgenommen. Johan Tjust war damals schon nicht mehr mit von der Partie. Zu diesen beiden gehört der Opener 'Interim', der mit düsteren Gitarren und kalten Industrial-Drums plus einer Stimme, die mich an die SISTERS OF MERCY erinnert, ganz und gar meinen Geschmacksnerv trifft. Könnte ich mir immer wieder anhören. So schön duster! Und dazu noch ein sparsam aber wirksam eingesetztes Piano, ein orgiastischer Höhepunkt in der Songmitte, ein Abfall der Spannung, und dann gemächliches Weiterkriechen im Wurmschritt. Sehr schön! Der darauf folgende 'The Reptile Song' knüpft stilistisch direkt daran an. Immerhin hat der Wurm jetzt Beine und Schuppen. Auf sein Tempo hat das aber keinen Einfluss, denn er bewegt sich sehr langsam fort, schleppend, bedrohlich. Violinen begleiten das Reptil auf seinem Weg an die Sonne.
2005 scheinen LEAKH eine wundersame Verwandlung durchgemacht zu haben. Die sieben im Göteborger Studio Gauncho aufgenommenen Stücke solitär betrachtet, heben sich doch sehr vom restlichen Material ab. Den Anfang macht 'Stranger Than Me', der ein bisschen nach "Ziggy Stardust" auf Speed klingt. Man stelle sich DAVID BOWIEs Stimme mit einem stampfenden Tanz-Beat untermalt vor und begleitet vom Spiel der Akustikgitarre. 'Celebration' dagegen erinnert mich durch seinen Rhythmus und das wunderschöne Klavier an NICK CAVE. Noch einen Tick trauriger, ja fast schon depressiv mutet 'Desire (You Know I'm Gonna Leave You Soon)' an. Na, der Titel impliziert ja schon das Drama, welches in diesem Song vorrangig auf der Akustikgitarre repräsentiert wird. Der Gesang wirkt entsprechend demotiviert.
Das ironischerweise darauf folgende 'Struggle For Life' geht dagegen so richtig zynisch übertrieben fröhlich ab. Man könnte vermuten, dass hier ein Amphetamin seine volle Wirkung entfaltet. Von seinem rockigen Stil her fühle ich mich an IGGY POP erinnert. Da sich dieses Stück extrem gut zum Tanzen eignet, ist es mein Favorit.
'Too Afraid' lässt die Euphorie schnell wieder abklingen und wirkt ein bisschen ins Blaue gespielt, abermals auf der Akustikklampfe und mit Klavieruntermalung. Jetzt wäre Abwechslung wünschenswert und die gibt es auch. 'We Had Only A Few Hours Of Sun This Month' scheint auf den gesammelten Frequenzen eines Geiger-Müller-Zählrohres zu basieren und bietet dreieinhalb Minuten elektrische Verstrahlung mit dem spärlich eingesetzten, verzerrten Keyboard-Geklimper.
'To The End Of This Road' ist dann quasi so etwas wie der Abgesang für dieses sowohl interessante als auch durchwachsene Album. Da hilft nur, selber reinzuhören und zu gucken, ob man auch mit den depressiven Stücken an der Akustikgitarre zurecht kommt. In das Gesamtbild fügen sie sich allerdings sehr gut ein.
Anspieltipps: alle
- Redakteur:
- Wiebke Rost