LEPROUS - The Congregation
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2015
Mehr über Leprous
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- InsideOut (Universal)
- Release:
- 22.05.2015
- The Price
- Third Law
- Rewind
- The Flood
- Triumphant
- Within My Fence
- Red
- Slave
- Moon
- Down
- Lower
Spielen endgültig in ihrer eigenen Liga.
LEPROUS hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Karriere hingelegt. Als Backingband IHSAHNs (EMPEROR) aufgewachsen, kam mit "Tall Poppy Syndrome" (2009) der erste Ruck durch die Progszene, mit "Bilateral" gelang den Norwegern 2011 gleich der große Wurf. So ein Meilenstein-Album schreibt man als Band wohl nur einmal, in der Progszene wird es zu Recht bereits als Klassiker behandelt. Anschließend kam das eher durchwachsene "Coal" (2013), welches einerseits repetitive lautmalerischen Gesangsmustern präsentiert, andererseits aber auch bärenstarke Nummern parat hat, die vor allem live zünden. Und eins ist nach vielen Durchgängen auf jeden Fall klar: Einfach macht es LEPROUS anno 2015 einem auch nicht.
Ja, geradezu enttäuschend geht es in 'The Price' wiederum mit "ahahaha"-Gesängen los. Keine Ideen für einen Text gehabt? Vielleicht, doch es dauert nicht lange und der unverwechselbare Gesang Einar Solbergs setzt ein. Ihn würde ich unter hunderten Sängern erkennen. Doch irgendwie wirkt der Song nicht richtig rund und weist in meinen Ohren auch Schwächen im Songwriting auf. Klar, der Song ist mit seiner komplexen Rhythmik und melodiösen Gesängen unverkennbar LEPROUS, aber er geht vorbei, ohne einen Eindruck zu hinterlassen. Das gilt leider auch für den folgenden Track 'Third Law', auch wenn die Rhythmik sehr prägnant ist.
Überhaupt ist "Rhythmus" ein wichtiges Stichwort für "The Congregation", denn die Norweger lieben es diesmal mit kryptischen Rhythmen zu spielen und versuchen mit möglichst viel Dynamik, melodischen Gesängen und Gitarrenspiel als Gegenpol fließende Übergänge zu kreieren. Ob das im weiteren Verlauf besser klappt, als mit dem Anfang, versuche ich in diesem Review zu eruieren.
Okay, ich sag's euch: Die Antwort ist ein klares "Ja!" Warum? Nun, denn "The Congregation" geht mit 'Rewind' erst richtig los und nimmt gehörig an Dramatik zu. Der walzende Groove und apokalyptische Endpart sind total faszinierend. Mit 'The Flood' wird es düster. Ein pulsierender Rhythmus begleitet den Song, ein schöner Chorus animiert zum mitsingen. Auch wenn der Mittelpart wieder aus "Oh-oh-ohs" besteht - die diesmal aber durchaus passend sind - ist der etwas lahmende Anfang des Albums schon vergessen. 'Triumphant' fällt im Vergleich allerdings wieder etwas ab, 'Within My Fence' ist dann erneut großes Prog-Kino, auch wenn mir ein Höhepunkt fehlt.
Jetzt muss ich endlich auch mal die Leistung des Schlagzeugers Baard Kolstad hervorheben, was er aus seinem Kesseln und Becken zaubert, ist ganz große Kunst. Selten habe ich einen Schlagzeuger vernommen, der durch kleine Details das gesamte Feeling eines Songs verändert und zudem sehr virtuos mit den Toms agieren kann. Würde ich für ein Schlagzeugmagazin schreiben, würde ich hier eine 9.5 ziehen.
Zurück zu den Songs. 'Slave' treibt ähnlich wie 'The Flood' den Hörer in dunkle Sphären, geradezu bedrohlich baut er sich auf, wird immer größer und fällt zum Ende wieder in sich zusammen. Wow. Ein Höhepunkt des Albums ist für mich jedoch 'Moon', der alles vereint, wofür ich LEPROUS schätze, was nebst aller Progressivität und Eigenwilligkeit auch eine gewisse Eingängigkeit bedeutet. Eigentlich könnte das Album jetzt zu Ende sein. Es kommen zwar noch 'Down' und 'Lower', doch kann der Level der (doch überwiegenden) starken Nummern nicht ganz erreicht werden. Zudem kann das Album zum Ende hin nicht mehr mit neuen Zutaten glänzen.
Zusammengefasst heißt das: "The Congregation" schwächelt am Anfang und Ende, wartet aber dazwischen mit so viel starkem Stoff auf, dass ich in der Bewertung zwar eine strenge, aber auch gute 8 ziehe. Da sich das Album mit jedem hören mehr Offenbart, kann es gut sein, dass daraus auch eine 8.5 werden kann, das wird die Zeit zeigen. Eins ist sicher: LEPROUS spielt spätestens jetzt in seiner eigenen Liga.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke