LINKIN PARK - Living Things
Mehr über Linkin Park
- Genre:
- Alternative Rock / Electro
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Warner
- Release:
- 29.06.2012
- Lost in the echo
- My Remains
- Burn it down
- Lies Greed Misery
- I'll be gone
- Castle of glass
- Victimized
- Roads untraveled
- Skin to bone
- Until it breaks
- Tinfoil
- Powerless
Neue Großmacht im mainstreamigen Alternative Rock.
Bisher habe ich die ersten vier Alben von LINKIN PARK rezensiert. Nachdem "A Thousand Suns" ein ziemlicher Schock für viele war, konnte das mit "Living Things" 2012 nicht mehr passieren. Die Band war auf dem zweiten Album am Stück völlig getrennt von ihren Nu Metal-Wurzeln und spielte mainstreamtauglichen Radiorock. Das stilvolle Cover führt also nicht in die Irre. Trotzdem glaube ich, dass viele alte Fans der Band etwas verpassen, wenn sie diese Scheibe nicht kennen. Wie beide Vorgänger wurde es von MC Mike Shinoda und Produzentenlegende Rick Rubin (SLAYER, RUN-DMC, BEASTIE BOYS, DANZIG, THE CULT, LL COOL J, TROUBLE, RED HOT CHILI PEPPERS, JOHNNY CASH, TOM PETTY, SHERYL CROW, SYSTEM OF A DOWN, NINE INCH NAILS, JUSTIN TIMBERLAKE, SLIPKNOT, AUDIOSLAVE, WEEZER, VANESSA CARLTON und METALLICA) gemeinsam produziert. Platz 1 der US-Alben-Charts und Platin überraschen nicht.
Der Elektro-Rock-Opener 'Lost In The Echo' gefällt mit anständigen Shinoda-Raps und Chester kann sich gesanglich austoben. In der Bridge wird es richtig brutal. Einer der besten Songs nach den ersten drei Alben in meinen Ohren! Vor allem ist es großartig, dass die Hip-Hop-Einflüsse noch mal so stark eingebracht werden, und das, obwohl der Chorus all das beinhaltet, was man von neueren LINKIN PARK eben erwartet.
Auch 'In My Remains' ist stark elektronisch angehaucht, das sind Sounds, die es im Frühstadium der Band so nicht gab. Allerdings ist der stark von Chesters Gesangslinien geprägte Track eher unscheinbar. 'Burn It Down' kennt wahrscheinlich jeder aus dem Radio. Diese Alternative-Hymne finde ich auch acht Jahre nach erscheinen noch richtig gut, hier fällt auf, dass LINKIN PARK eins nie verloren hat: Ein unfassbares Gespür für wunderbare Melodien - und auch der Rap-Part überzeugt noch mal.
'Lies Greed Misery' ist dann ein härterer Track mit starkem Industrial-Einfluss. Auch hier fällt wieder auf, dass zünftig gerappt wurde. 'I'll Be Gone' ist eine klassische Power-Ballade. Für mich einer der Schwachpunkte dieser Scheibe. Für 'Castle Of Glass' wurde die Band sogar von niemand anderem als BOB DYLAN beeinflusst. Das mag man nur rudimentär erahnen können, aber ähnlich wie Dylan konnten LINKIN PARK echte Ohrwürmer schreiben, die emotional unter die Haut gehen. Anders als Dylan kann Mike Shinoda in der richtigen Lage durchaus auch singen - er hat hier die Leadstimme. Mit diesem Track verbinde ich die nächtliche Heimfahrt von einer Hochzeit, der Titel lief im Radio. Ein Stück weit versöhnte er mich nach dem Vorgängeralbum (das ich heute auch mag) mit LINKIN PARK. Ein leichter Folk-Einfluss ist erkennbar.
Der absolute Break kommt dann mit 'Victimized' eine der härteren LINKIN PARK-Nummern, die offensichtlich von Hardcore und Spät-Achtziger-Hip-Hop beeinflusst ist. Eine so pure Nu Metal-Geschichte war eigentlich nicht mehr zu erwarten gewesen. 'Roads Untraveled' plätschert dagegen dahin wie ein schwächerer LEONARD COHEN-Song. Keine Katastrophe, aber das Energielevel fällt schon deutlich ab - auch wenn sich der Song mit der Zeit kontinuierlich steigert. Dafür geht es mit 'Skin To Bone' wieder gut voran, dem COLDPLAY- und U2-lastigsten Song des Albums (dafür musste natürlich Chester singen). Keine Rap- oder Punk-Einflüsse, dafür genügend Elektro - das ist natürlich sehr weit weg vom Frühwerk, aber durchaus spannend!
Hip Hop gibt es dann bei 'Until It Breaks', Shinoda ist fast wie bei alten FORT MINOR-Tagen als MC unterwegs. Ehrlich gesagt finde ich das durchaus gelungen, ich war aber auch ein echter FORT MINOR-Gutfinder. Und Chester bekam eine sehr feine Gesangslinie in der Nummer, auch wenn sie kurz ist. 'Tinfoil' ist dann ein unnötiges instrumentales Zwischenstück. Zu Ende geht das Album mit 'Powerless'. Ja, bei vielen dieser Songs hört man schon, wie dunkel es um Chester herum ist. Atmosphärisch war LINKIN PARK auch in größter Chart-Höhe stehts eine dunkle Band, die gleichzeitig mehreren Generationen von Teens enorme Hoffnung gemacht hat. Durchaus bewundernswert! Nach Chesters Tod merkte ich, wie Leute, die zehn Jahre nach mir geboren waren, völlig geprägt waren in ihrer Pubertät von LINKIN PARK, und das lag auch an diesem Album.
Nach 36 Minuten ist dann alles schon wieder vorbei. Lange Alben gab es von LINKIN PARK ja kaum. Ich gebe 8,5 Punkte, denn das Album läuft bei mir immer wieder und hat fraglos einige Hits zu bieten. Klar ist es personell noch die gleiche Band wie 2003, musikalisch aber etwas völlig anderes. Trotzdem finde ich, dass LINKIN PARK eine spannende Entwicklung gemacht hat, die zurecht dazu geführt hat, dass es neben SLIPKNOT die einzige Nu Metal-Band geblieben ist, die Chart-technisch relevant geblieben ist - wenn auch auf einem völlig anderen Weg.
Anspieltipps: Lost In The Echo, Castle Of Glass, Until It Breaks.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer