LIVLøS - The Crescent King
Mehr über Livløs
- Genre:
- (Melodic) Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Noctum Productions
- Release:
- 04.10.2024
- Solstice
- Orbit Weaver
- The Crescent King
- Maelstrom
- Usurpers
- Scourge Of The Stars
- Harvest
- Solace
- Throne Of Cosm
- Endless Majesty
Herrliche Death-Metal-Abreibung mit melodischen Widerhaken.
"Danish Dynamite" ist nicht nur der Spitzname für den angriffslustigen und erfolgreichen Fußball der dänischen Nationalmannschaft in den Achtzigern und frühen Neunzigern, auch die Metal- und Rockszene unseres nördlichen Nachbarn könnte mit diesem Beinamen versehen werden, ist der Strom an toller Musik aus Dänemark doch seit Jahren ungebrochen. Eine Band der sehr aktiven Szene, die mir zuletzt besonders im Ohr gelblieben ist, ist LIVLØS aus Aarhus, deren 2021er Langdreher "And Then There Were None" sehr spannenden Death Metal mit ordentlich melodischer Schlagseite präsentierte. Mit "The Crescent King" legt der Fünfer nun drei Jahre Später das dritte Werk der bisherigen Karriere nach, das übrigens von einem wunderschönen Artwork aus der Feder Eliran Kantors verziert wird.
Musikalisch setzt man dabei direkt beim Vorgänger an, wobei schon das instrumentale Intro 'Solstice' in gut zwei Minuten sehr gut auf den Punkt bringt, was den Bandsound ausmacht. So beginnt der getragene Track mit wuchtigen Gitarren, die tief im Skandinavien der Neunziger verwurzelt sind und gerne auch mal den Blick über den Kreissägen-Tellerrand hin zu ENTOMBED wagen, denen aber auch eine herrlich melancholische Melodie entgegen gesetzt wird, die sofort IN FLAMES oder gar verträumtere Kollegen wie INSOMNIUM als Referenz auf den Plan ruft. Entgegen meiner sonstigen Abneigung gegenüber zu lang geratenen Intros finde ich dann auch die Spielzeit nicht überzogen, sondern fühle mich am Ende von 'Solstice' schlicht und ergreifend gut auf das kommende Todesstahlgewitter eingestimmt.
Selbiges beginnt mit dem temporeichen 'Orbit Weaver' mit mächtiger AT THE GATES-Schlagseite. Der ganz große Hook fehlt dem Track dabei zwar noch, dafür macht sich die Nummer im Albumkontext als brutaler Nackenmuskulaturtest durchaus gut und bringt einen nach dem eher behutsamen Intro direkt auf Betriebstemperatur. Der folgende Titeltrack bedient im Anschluss weiter die AT THE GATES-Parallelen, wobei man sich hier allerdings an den jüngeren Alben der Genre-Titanen orientiert und sich dank toller Gitarrenarbeit keinesfalls vor dem eigenen Idol verstecken muss. Im Gegenteil, mit jedem weiteren Durchlauf etabliert sich 'The Crescent King' für mich als absoluter Höhepunkt dieser Scheibe, den ich auch durchaus als Anwärter auf meine Song-des-Jahres-Listung sehen würde. Und auch danach liefert LIVLØS gnadenlos ab, wobei sogar mal mutig in den Black Metal abgetaucht wird, wenn die Screams von Fronter Niklas Lykke in 'Usurpes' bitterböse werden und auch die Gitarren etwas rasanter aus den Boxen schrammeln. Zumeist bewegt man sich aber mehr im groovend-melodischen AT THE GATES-Fahrwasser und hat mit 'Scourge Of The Stars', 'Solace' oder 'Maelstrom' noch zahlreiche Highlights im Gepäck, wobei vor allem der letztgenannte Track als bitterböses Groove-Monster noch einmal besonders heraussticht.
Insgesamt kann es damit für Fans von melodisch angehauchtem und dennoch immer wuchtigem Todesstahl im Falle von "The Crescent King" nur eine klare Kaufempfehlung geben. Viel besser als LIVLØS diese Stilistik hier nämlich zelebriert, kann man es eigentlich nicht machen, auch wenn ich mir abschließend vielleicht noch zwei weitere ganz große Kracher im Stile des Titeltracks gewünscht hätte, um einen Sprung auf neun Zähler zu motivieren. Aber auch das bleibt am Ende Meckern auf allerhöchstem Niveau.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs