LONG DISTANCE CALLING - Boundless
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2018
Mehr über Long Distance Calling
- Genre:
- Instrumental Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Inside Out (Sony)
- Release:
- 02.02.2018
- Out There
- Ascending
- In The Clouds
- Like A River
- The Far Side
- On The Verge
- Weightless
- Skydivers
Demonstration der Stärke
Nun, dass die Jungs von LONG DISTANCE CALLING keinen Mut haben, lässt sich wohl kaum behaupten. "TRIPS" war nämlich nicht nur ein exzellentes, sondern auch durchaus erfolgreiches Album. Und das in mehrerer Hinsicht. Da waren die besten Chartplatzierungen in der Karriere und da war der äußerst gelungene Mix zwischen instrumentalen und vokalen Songs, mit dem wohl bestmöglichen Sänger dafür. Petter Carlsen hat sowohl auf Platte wie auch auf Tour einen starken Eindruck gemacht und war seinem Vorgänger Marsen doch recht klar überlegen. Dieses Rezept nun - erneut - zu ändern und das erste Mal ein Album ganz ohne Gesang zu veröffentlichen, birgt also durchaus ein gewisses Risiko.
Vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, dass auch bei allen anderen Alben zuvor die Songs mit Gesang immer einen Kontrapunkt zum restlichen Material darstellten. Sie lockerten das Geschehen auf, brachten so auch Hörer zur Band, die nicht auf instrumentale Musik stehen, aber von Namen wie John Bush, Jonas Renkse oder Peter Dolving angezogen wurden. So war es tatsächlich auch bei mir, als ich vor fast elf Jahren das erste Mal "Satellite Bay" auflegte.
Auf der anderen Seite steht natürlich die Tatsache, dass die Großzahl der Songs (darunter auch die stärksten überhaupt) bisher instrumental war und häufiger instrumentale Tourneen gespielt wurden als welche mit Gesang. Von daher ist das Risiko überschaubar und vor dem ersten Spin sehe ich dieser Entscheidung auch gelassen entgegen. Doch tatsächlich kann ich nach 20 Durchläufen behaupten, dass ich es vermisse, so gar keinen Gesang auf "Boundless" zu hören. Diese ganz spezielle Note, die so eine herausstechende Komposition hat, kann in meinen Ohren nicht komplett ersetzt werden.
Doch davon abgesehen, gibt es über "Boundless" ausnahmslos Positives zu berichten. Erst einmal ist LONG DISTANCE CALLING eine der ganz wenigen instrumentalen Bands, die ich sofort erkenne. Der Sound des Quartetts ist absolut unverkennbar. Das lebendige, dynamische Schlagzeugspiel von Janosch, der Gitarrensound von Dave und Flo, die eingewobenen Keyboards, die wieder einmal fantastische Produktion; das alles klingt zu 100% nach LONG DISTANCE CALLING.
Eine Überraschung ist das nicht, denn die Vier haben bislang immer die Songs gemeinsam geschrieben, von daher ändert sich nur die Tatsache, dass man nicht bei einer oder mehreren Nummern Gesangslinien erschaffen muss. Dafür hat man offensichtlich andere Freiheiten. So klingt 'Like A River' ein wenig wie eine Ennio-Morricone-Nummer, die für einen Neo-Western aufgepeppt wurde. Oder die wunderbar komponierte Steigerung in 'On The Verge' nach etwa vier Minuten, mit den sich langsam aber sicher durchsetzenden Orchestrierungen. Das sind jetzt nur zwei sehr markante Höhepunkte unter den acht Songs, doch der Rest steht dem in kaum etwas nach, sei es das zu Beginn in der Tat schwerelose 'Weightless' oder der eröffnende Neun-Minüter 'Ascending'.
Unterm Strich ist damit auch "Boundless" wieder ein exzellentes Album geworden, welches den Kern dessen, was LONG DISTANCE CALLING ausmacht, bewahrt und ausbaut. Von daher dürfen Fans auch dieses Mal voller Freude zugreifen und "Boundless" in die Charts hieven. Dass man die Tour nicht verpassen sollte, ist eh klar, denn live macht das immer noch mehr Laune.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk