LORD VICAR - Fear No Pain
Mehr über Lord Vicar
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Church Within/Doom Dealer
- Release:
- 06.11.2008
- Down The Nails
- Pillars Under Water
- Born Of A Jackal
- The Last Of The Templars
- The Spartan
- A Man Called Horse
- The Funeral Pyre
Eines der besten traditionellen Doom-Werke des Jahres, mit Peter Inverted und Christian Lindersson.
Vor einem Dreivierteljahr gab die internationale Truppe um REVEREND BIZARREs ehemaligen Gitarristen Peter Inverted ihren Einstand mit einer EP, die von den Fans zwar dankbar und erwartungsvoll aufgenommen wurde, aber trotzdem ein wenig Kritik vertragen musste, hatten es die Herren LORD VICAR doch für eine gute Idee gehalten, die legendäre Stimme ihres Sängers Chritus (ex-COUNT RAVEN, SAINT VITUS, TERRA FIRMA) mit einem blechernen Effekt zu verfremden, was dem Hörgenuss doch ein wenig Abbruch tat.
Dieser Mangel wurde dankenswerter Weise ausgemerzt, so dass das erste vollständige Studioalbum im vollen finstren Glanze erstrahlen kann. Wer die zähe, perseverative Marter erwartet, welche Peter mit seiner alten Band oftmals zelebriert hat, wird ein bisschen umdenken müssen, denn LORD VICAR ist ein gutes Stück melodischer, straighter und eingängiger als ein Großteil des REVEREND BIZARRE-Materials. Am ehesten noch vergleichbar mit den ersten drei Stücken des zweiten Albums "II: Crush The Insects". Dazu kommt, wen mag es wundern, eine mächtige COUNT RAVEN- und BLACK SABBATH-Schlagseite, was ja gar nicht anders sein kann, wenn man Chritus so singen lässt, wie ihm die Stimme gewachsen ist.
In Sachen Songmaterial beginnt die Band mit dem zähesten und am stärksten an REVEREND BIZARRE erinnernden Stück 'Down The Nails', dessen Hauptriff klingt als wäre es an eines der Leitmotive aus dem russischen Volksstück 'Ey, Uchnem' entlehnt. 'Pillars Under Water' ist dann ungleich flotter und eingängiger, für C.O.T.D.-Verhältnisse fast schon beschwingt. Hier klingt Chritus' früheres Schaffen mit COUNT RAVEN und SAINT VITUS stärker an als in jedem anderen Stück, und die BLACK SABBATH-Roots könnten offensichtlicher kaum sein. Ein sehr schönes, verträumtes Akustik-Intro leitet dann in die NWoBHM-Doom-Huldigung 'Born Of A Jackal' über, die mit richtig starken Hooklines glänzt und sich so tief ins Hirn eingräbt. Ein rhythmisch-militärischer Drive und leidenschaftlicher Gesang, der das Sehnen des Kreuzritters nach Jerusalem fast greifbar werden lässt, zeichnen 'The Last Of The Templars' aus, bevor 'The Spartan' wieder walzender aber auch sehr schön episch die Einstellung der Männer von den Thermopylen wiedergibt. Auch hier gibt es zum Ende hin eine sehr schöne, ruhige Akustik-Passage, zu der Chritus wirklich gigantisch singt und dabei fast an Johnny Cash erinnert.
Nun bewegen wir uns aufs Ende zu und begegnen im vorletzten Stück 'A Man Called Horse' zunächst einem britischen Adligen, der von amerikanischen Ureinwohnern entführt wird und sich letztlich assimiliert und deren Respekt erlangt. Das Thema wurde 1970 mit Richard Harris in der Hauptrolle verfilmt. Musikalisch geht die Band hier schon fast vom Doom zum etwas flotteren Epic Metal über und hat einen ähnlichen Ansatz wie unlängst THE GATES OF SLUMBER auf ihrem grandiosen "Conqueror"-Album. Doch das großartigste Stück hat sich das Quartett für den Schluss aufgehoben. 'The Funeral Pyre' ist an Epik und Emotionalität wirklich nicht mehr zu überbieten. Über weite Strecken akustisch gehalten kommt die melancholische Atmosphäre voll zur Geltung, welche am Ende von 'The Spartan' bereits anklang. Chritus singt auf sehr ergreifende Weise von der Einsamkeit die ihn ergreift, als er der Geliebten Lebwohl sagen muss, die tot auf dem Scheiterhaufen liegt und darauf wartet zum Himmel zu steigen: "Now the flames are reaching higher and my love has passed through fire..."
Das einzige, was ich im Zusammenhang mit dieser tollen Scheibe bedauerlich finde, ist die Tatsache, dass ich sie erst zu spät bekommen habe, um sie in meiner Liste der Jahresbesten zu berücksichtigen. Sie würde dort sicher einen der vordersten Plätze einnehmen. So bleibt mir dennoch, euch ganz dringend zu empfehlen, mal näheren Kontakt mit dem Schaffen des Herrn Vikar aufzunehmen, denn eine bessere traditionelle Doom-Scheibe gab es im Jahre 2008 nicht. Damit stelle ich LORD VICAR nicht über, aber definitiv auf die gleiche Stufe mit THE GATES OF SLUMBER und MEMORY GARDEN, was für alle drei Bands ausschließlich als Kompliment gemeint ist. Jeder hat seinen eigenen Ansatz und ist dabei der Perfektion beängstigend nahe.
Anspieltipps: Pillars Under Water, The Spartan, The Funeral Pyre
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle