LORD VICAR - Gates Of Flesh
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2016
Mehr über Lord Vicar
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- The Church Within
- Release:
- 27.05.2016
- Birth Of Wine
- The Green Man
- A Shadow Of Myself
- Breaking The Circle
- Accidents
- A Woman Out Of Snow
- Leper, Leper
Manifest des Dooms<br />
Finnen können Doom. Das ist eine Behauptung, die jedes Jahr aufs neue unter Beweis gestellt wird, wenn auch nur selten so beeindruckend wie von Kimi Kärki, seines Zeichens Gitarrist von REVEREND BIZARRE und nun seit drei Alben LORD VICAR. Denn, was Kärki sich auf "Gates Of Flesh" wieder so zusammenrifft und soliert, doomt gar herrlich aus den Boxen und lässt die Haare im Zeitlupentempo fliegen. Nun wäre das alleine ja schon ausreichender Grund dieses Album in den Himmel zu loben, doch zusätzlich stimmen eben auch all die anderen Details, die ein gutes, ja ein sehr gutes Album so ausmachen. Das Songwriting ist superb, die Dynamik innerhalb der Songs fantastisch und die Stimmungen werden innerhalb des Doom-Genres geschickt variiert.
Alleine der Opener 'Birth Of Wine' zeigt schon, wozu im klassischen Doom alles Platz ist, akustische Einsprengsel, markanter Gesang, gefühlvolles Gitarrenspiel und jede Menge Drive werden hier verbunden. Das geht im 'The Green Man' direkt so weiter, ein weiterer treibender Doomkracher allererster Kajüte. 'A Shadow Of Myself' ist dann als kurzes Zwischenspiel die kleine Verschnaufpause, bevor es mit 'Breaking The Circle' schleppend und heftig wieder in die Vollen geht. Das weiter gedrosselte Tempo, die düsterere Stimmung, es sind nur Nuancen, die den Unterschied zum Eröffnungsdoppel ausmachen, aber sie erzielen eine mächtige Wirkung.
Das folgende 'Accidents' legt dann wieder einen Zahn zu und stampft ziemlich flott voran, mit viel Groove und Energie, bevor 'A Woman Out Of Snow' mit folkig-akustischem Beginn und dramatischer Steigerung dann eine weitere Facette des LORD VICARschen Kosmos offenbart. Hier sind auch die Leadgitarren wieder mit aller Macht zurück und thronen über dem Hauptriff wie die Schnekuppen auf massiven Bergen.
Weiteren Anteil an der hohen Qualität des Albums hat natürlich auch Sänger Chritus Linderson, der mit seiner mittlerweile deutlich gealterten Stimme den Schmerz und die Düsternis wunderbar in die Songs bringt und gerade auch in 'A Woman Out Of Snow' genau den richtigen Ton für die angebrachte Stimmung findet. Zum Abschluss wird bei 'Leper Leper' nochmal die ganz schwere Doomkeule geschwungen und in zehn Minuten alles zermalmt, was noch übrig war. Schwerfällige Riffs, feine melodische Details, nasaler Ozzy-Gedächtnisgesang und ein unglaublich wuchtiges Drumming verbinden sich zu einem Fanal für alle Fröhlichkeit in der Musik.
Das ganze wird von einer warmen, rauen Produktion perfekt in Szene gesetzt, man hört jeden Ton der gespielt wurde auch so, wie er gespielt wurde und das Ergebnis drückt alles an die Wand. Klassischer Doom wurde lange nicht mehr so überzeugend und so nahe an der Perfektion gespielt wie auf "Gates Of Flesh", das daher unbedingt in die Plattensammlungen aller Fans des langsamen Metals wandern muss, so schnell wie möglich.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst