MRTVI - Negative Atonal Dissonance
Mehr über MRTVI
- Genre:
- Experimental / Noise / Extreme Metal
- Label:
- Transcending Obscurity India
- Release:
- 30.07.2017
- As Consciousness Is Harnessed To Flesh Part 1
- As Consciousness Is Harnessed To Flesh Part 2
- Negative Atonal Dissonance
Chaos in unsicherem Terrain.
Es gibt solche Momente beim Erkunden einer neuen CD, da weiß man einfach nicht mehr weiter. Dann gibt es noch diese Augenblicke, wo man sich selbst eingestehen muss, überfordert zu sein, obwohl schon so viele unterschiedliche Sounds auf einen eingeprasselt sind, eine immense Menge dissonanter, verstörender Sounds durch die Lauschlappen wandern durften und auch radikale Kontraste einen eigentlich nicht mehr erschrecken sollten. Und dann darf man jene Passagen nicht vergessen, in denen all das kombiniert heranstürmt, einen schier überwältigt und in die Knie zwingt. Und genau das ist auf dem aktuellen Album von MRTVI geschehen.
Die serbischen Freaks mit britischer Verstärkung machen Lärm. Und wenn man diese Aussage so stehen lässt, hat man den Kern von "Negative Atonal Dissonance" eigentlich schon getroffen. Es gibt keine Strukturen, keine Melodien, keine Arrangements, die in sich schlüssig sind oder gar Sinn machen. Nein, dieses inhaltliche Dreigespann zielt darauf ab, die Nerven zu belasten, anzugreifen, keine Ruhe mehr zu geben und stetig zu verwirren. Nachdem der erste Teil noch anmutet wie eine Science-Fiction-Ansage cineastischer Natur, die mit einzelnen Ambientflächen gefüllt wird, geht es in den übrigen beiden Stücken einfach nur noch wild zur Sache. Wüstes Geschrei, chaotische Instrumentierung, ein haltloses Durcheinander und das mitunter über mehr als 30(!) Minuten. Und der Effekt: Von 'nicht auszuhalten' über 'irgendwie interessant' bis hin zu 'verdammt intensiv' erlebt man alle erdenklichen Regungen, um das zu bewerten, was auf "Negative Atonal Dissonance" tatsächlich passiert. Aber eines will man sich am Ende nicht zutrauen, nämlich das Ganze mit einer fairen Abschlussnote zu versehen. Der Spielraum von 1-10 ist sehr groß, und man könnte in jede Richtung argumentieren, ohne sich verbiegen zu müssen. Dieses Album ist aber ein Erlebnis, das jeder für sich erfahren muss, um dann zu entscheiden, ob es taugt. Streamingdienste wie Bandcamp eröffnen die Möglichkeiten, dies zu tun - und das schlage ich zum Schluss dieser leicht verwirrten Analyse auch vor!
- Redakteur:
- Björn Backes