MANATEES - Manatees
Mehr über Manatees
- Genre:
- Doom-Postcore
- Label:
- Motivesounds Recordings/ Indigo
- XV:XLIV
- VIII:XVI
- VI:XXX
- IV:XXXIX
- X:XXVIII
Wer MANATEES googelt, wird nicht die Band finden, die uns hier mit einem ersten Meisterwerk in Neurotisch-NEUROSIS-hafter Manier beglückt. Das Suchergebnis lautet: Seekühe. In ihrem recht aufwendig verzierten CD-Pappschuber (umspannt mit metallischer Kupferfolie!!!) findet sich zudem ein Einlegeblatt, dass dieses scheinbare Missverständnis aufklärt: "If you see an injured, dead, tagged or orphaned manatee or if you see a manatee being harassed call 1888-404f-wccc (3922)". Dies also ist die Nummer der Seekuh-Polizei. Gut zu wissen. Außerdem befindet sich noch eine Gebrauchsanweisung für die CD der Band auf dem Zettel: "Recommended to be listened to on drugs. Loudly." Wir stellen fest: Eine sympathisch-verpeilte Truppe. Mit Musik, die auch ohne Drogen und Seekuh-Schutzambitionen tief ins Herzmark dringt, einfach durch ihre pure Intensität.
Denn MANATEES haben zwar jede Menge Einflüsse von NEUROSIS übernommen, sind aber eigenständig genug, um nicht als Kopie durchzugehen - und wenn, dann nur als sehr gute. Die drei Musiker aus dem Vereinigten Königreich von Großbritannien sind nämlich mit der Gabe gesegnet, ihre fünf ellenlangen Kompositionen - 45 Minuten Gesamtspielzeit - so abwechslungsreich zu gestalten, wie es die gleichfalls in solche epischen Dimensionen agierenden NEUROSIS kaum besser beherrschen. So doomen und gitarrenrückkoppeln sich MANATEES minutenlang schon durch das erste Stück 'XV:XLIV', simpel wie alle Songs einfach mit einer lateinischen Zahlenkombination versehen. Ganz und gar nicht einfach gestrickt ist dagegen vor allem die trommelnde Begleitung der unbetitelten Scheibe: Tribals sorgen an allen Ecken und Enden für eine nervöse Grundstimmung. Ab und an zwischen ausufernden Gitarrenorgien brüllt dazu Sänger Greg Wynne mit leicht verzerrter Stimme, so wohlig verzweifelt, dass einem das Schicksal der Seekühe, eine vom Aussterben bedrohten Rasse, sofort noch näher ans Herz geht - besonders, wenn sich das gequälte Stimmorgan wie bei 'VIII:XVI' im Wechsel mit einer hellen Stimme aus dem Hintergrund erbricht. Zusätzlich lassen sich noch Experimente wie die Nutzung von etwa Feuerlöschern (sic!) zur Sounderzeugung konstatieren, auch wenn die Band die meiste Zeit über recht klassisch mit Bass, Gitarre und eben Trommeln versucht ihren dramatisch-brachialen Stil zu weben. Dazu ist der Sound, wie es sich für eine Drone-Doom-Postcore-Band dieses Kalibers gehört, angenehm erdig ausgefallen - wohl auch eine Folge dessen, dass die Band ihr Album in zwei Studios aufnahm und zwei Produzenten engagierte.
So bleibt als Fazit nur noch einmal der Blick auf das labeleigene Beilegeblatt. Wiederum gemünzt auf Seekühe und den Sound der MANATEES steht dort: "Schwer und doch im Wasser schwebend und elegant sind sie, also die Seekühe, die perfekte Verkörperung dieser Musik." Mehr lässt sich zu so einer perfekten Stilumschreibung kaum noch sagen, außer dass dieses Debüt eine echte Ausnahmeerscheinung darstellt - und für künftige Werke auf eine neue Topband im Geiste von NEUROSIS hoffen lässt.
Anspieltipps: Bei fünf überlangen Stücken kaum möglich...
- Redakteur:
- Henri Kramer