MANDOKI SOULMATES - A Memory Of Our Future
Mehr über Mandoki Soulmates
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Inside Out Music
- Release:
- 10.05.2024
- Blood In The Water
- Enigma Of Reason
- The Wanderer
- The Big Quit
- Devil's Encyclopedia
- A Memory Of My Future
- I Am Because You Are
- My Share Of Your Love
- Age Of Thought
- Matchbox Racing
- We Stay Loud
- Melting Post
Vergangenheit und Zukunft in einem bewegenden Epos.
Den Namen Supergroup wählt man heutzutage oft schon, wenn zwei oder drei Musiker einer halbwegs renommierten Combo sich mal für einen kurzen Jam verabreden, der schließlich auch für die Nachwelt festgehalten wird. Inwieweit man den wahren Charakter einer Gruppe, die dann wirklich auch einen gewissen All-Star-Charakter hat, auf einer solchen Basis beschreiben darf, ist absolut diskussionswürdig, mittlerweile aber doch eine eingespielte Gepflogenheit.
Nicht viel anders hat es auch bei Leslie Mandoki angefangen, einem äußerst versierten Songwriter, der speziell im progressiven Sektor schon öfter kleine Geniestreiche am Produzententisch gemeistert hat, in seiner ungarischen Heimat nie so recht vorankommen konnte, weil der Markt für leicht verschrobene Sounds bei den Osteuropäern nicht ganz so weit gediehen ist wie beispielsweise auf der britischen Halbinsel. Also hat sich Mandoki im Laufe der Jahre eher westlich orientiert und immer mehr Kollaborationen sichern können, die ihn schließlich zur Gründung der MANDOKI SOULMATES bewogen hat. Nachdem er bereits mit Legenden wie Peter Frampton, Steve Lukather und Lou Gramm zusammenarbeiten durfte, hat der nunmehr 71-jährige Produzent ein weiteres generationenumspannendes Projekt ins Leben gerufen, an dem sich JETHRO TULL-Frontflöter Ian Anderson, TOTO-Schlagwerker Simon Philips sowie Mitglieder von RAINBOW, SUPERTRAMP und CUTTING CREW neben lebenden Legenden wie Al Di Meola, Randy Becker und Mike Stern mit einer eigenen Fußnote verewigen konnten.
"A Memory Of Our Future" ist dabei ein umfassendes Konzeptwerk geworden, in dem sich mehrere Jahrzehnte der klassischen und progressiven Rockmusik zu einem Gipfeltreffen aufraffen, das alleine seines relaxten Charakters wegen schon zu empfehlen ist, da es derzeit sicherlich nur wenige solcher Epen gibt, bei denen man über die komplette Spieldauer so weit geerdet wird wie in diesem zwölfteiligen Grand Opus. "A Memory Of Our Future" will dabei weder überbordend anspruchsvoll, noch besonders sperrig klingen, sondern eher als großes Improvisationstheater herhalten, in dem die zahlreichen Mitglieder ihre eigenen Ideen in den entspannten Fluss einbetten lassen können. Die Scheibe klingt wie ein gigantisches Musical, in dem Blues, Jazz, Prog und selbst Krautrock übergeordnete Themen sind, zu denen sich die MANDOKI SOULMATES in aller Ausführlichkeit äußern können. Nichts anderes tun sie dann auch: wunderbar entspannte Gitarrensounds duellieren sich mit dezenten, aber doch effizienten Tastenklängen, ein wenig Big-Band-Atmosphäre paart sich mit souligen Elementen zu einem minimalistischen Orchesterwerk. Zwischendrin gibt es tolle Gesangsparts mit einem klaren Hang zum Storytelling, aber eben auch zu herrlichen Melodien, die gelegentlich an die großen Augenblicke aus den Diskografien von KANSAS und YES erinnern. Genau das beschreibt auch die Grenzenlosigkeit von "A Memory Of Our Future"!
Wenn man der Platte vielleicht eines abschließend vorwerfen kann, dann sicherlich die Tatsache, dass sie erheblich lange benötigt, um den roten Faden herauszuarbeiten. Es gibt keine klaren Orientierungshilfen, weil das Jam-Feeling omnipräsent bleibt, doch letzten Endes gibt dieser Umstand den Songs auch ihre beschwingte Energie. Und wer mag schon darüber meckern, dass "A Memory Of Our Future" am Ende ein solch eleganter Ruhepol ist, der auch etwas sehr Faszinierendes mit sich bringt? Die MANDOKI SOULMATES mögen eine Weile brauchen, bis sie ihren Zuhörern diesmal all ihre Ideen diktiert haben, doch an diesem entscheidenden Punkt, an dem genau das geschehen ist, gibt es kein Halten mehr und einfach nur pure Begeisterung. Mir ist zwar schleierhaft, wie ein eigentlich weniger bekannter Musiker wie Leslie Mandoki erneut so viele namhafte Akteure ins Studio bekommen hat, aber dies ist am Ende auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass das Material Stück für Stück euphorisiert; und dafür darf man diesem Ungarn unglaublich dankbar sein!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes