MANEGARM - Ynglingaättens Öde
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2022
Mehr über Manegarm
- Genre:
- Pagan Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 15.04.2022
- Freyrs Blod
- Ulvhjärtat
- Adils Fall
- En Snara Av Guld
- Stridsgalten
- Auns Söner
- Vitta Vettr
- Hågkomst Av Ett Liv
- The Wolfheart (English Version)
Zum zehnten Album eine wunderbare Adaption der "Ynglinga Saga" aus Norrtälje.
Die bereits seit 1995 aktiven Schweden aus Norrtälje in Uppland haben sich im skandinavischen Metal längst ihre ganz eigene Nische geschaffen, und sich dort mit allerlei Mobiliar aus den Bereichen Pagan Metal, Black Metal, Nordic Folk und Heavy Metal bequem eingerichtet. Durch die Verbindung von folkloristischen Melodien, die oft von klassischen Instrumenten wie Geige und akustischer Gitarre getragen werden, mit einem Grundgerüst aus massigen, nach vorne preschenden Stromgitarren mit dramatischen Riffs und Leads konnte MÅNEGARM einen absoluten Trademark-Sound entwickeln, der dafür sorgt, dass auch das mittlerweile zehnte Studioalbum "Ynglingaättens Öde" vom ersten Ton weg zweifelsfrei seinen Urhebern zugeordnet werden kann.
Zu eigenwillig und urtypisch ist diese spezielle Mischung, die auch im Gesangsbereich ihre Fortsetzung findet, wo Klargesang von allerlei unterschiedlicher Ausprägung, mehrstimmige Chöre und wildes, aber sauber artikuliertes Keifen in etwa gleich viel Raum bekommen. Das tritt bereits im eröffnenden Zehnminutenepos 'Freyrs Blod' eindrucksvoll zu Tage, das Mastermind Erik Grawsjö mit einem fiesen Schrei eröffnet, mit dem ein rasendes Inferno losbricht, das jedoch schon bald von einem etwas gezügelteren, mantrisch stampfenden Groove abgelöst wird. Diese Motive wiederholen sich je einmal, bevor Erik erstmals seine glasklare und leidenschaftlich helle Gesangsstimme einsetzt, die einen großen Teil des Faszinosums MÅNEGARM ausmacht. Die Leadgitarren und Soli atmen noch heute, wie schon vor Jahrzehnten, den Spirit traditioneller Metalbands wie etwa von RUNNING WILD, was aus meiner Sicht ebenfalls eine schöne Referenz ist, die MÅNEGARM auch für Freunde traditioneller Metalklänge interessanter machen sollte, als manch andere Band aus dem Pagan-Metal-Bereich.
Das Kontrastprogramm zum eröffnenden Epos findet sich im anschließenden wilden Smasher 'Ulvhjärtat', das fraglos live eine absolute Mitsinghymne werden dürfte, deren Refrain sich perfekt zum Mitbrüllen eignet, selbst wenn das eigene Schwedisch leicht eingerostet sein sollte. Für diesen speziellen Fall gibt es auf der limitierten Auflage aber auch eine englischsprachige Version als Bonustrack. Hier und da treten gesanglich zudem auch weitere Facetten zu Tage, wie etwa die zweistimmigen Momente im harschen Gesang beim leidenschaftlichen und sehnsuchtsvollen 'Adils Fall', oder aber der schamanische Gesang und Kehlkopfobertongesang, wie wir ihn vom Joik der Sami oder von zentralasiatischen Völkern kennen, der bei 'Stridsgalten' seine thematisch passend gewählte Rolle spielen darf, zu der als Gastmusiker auch Jonne Järvelä (KORPIKLAANI), Robse Dahn (EQUILIBRIUM) und Pär Hulkoff (RAUBTIER, HULKOFF) geladen wurden.
In diversen epischen Momenten treten zu den Hintergrundchören auch weitere männliche und weibliche Stimmen hinzu, und der herrliche Klargesang von Erik Grawsiös junger Tochter Lea Grawsiö Lindström beim folkloristisch geprägten und halbballadesk arrangierten 'En Snara Av Guld' ist wirklich emotional ergreifend, wie auch die dunklen Geigenparts, welche ihren Gesang flankieren, bevor ein doomiges Riff das Stück auf die nächste Ebene hebt, in welchem Erik die Hooklines seiner Tochter erst klar und später auch grimmig zitiert. Auf diese Weise gelingt MÅNEGARM hier eines der besten Stücke der Bandgeschichte, das gerade gesanglich eine unglaublich große Bandbreite abdecken kann. In der Folge wird es mit dem bereits erwähnten 'Stridsgalten', das einen sehr mantrischen Groove verbreitet, wieder deutlich düsterer, vor allem aber mit 'Auns Söner', dessen sinistre Dynamik, knurrende Vokalversperformanz, rockiger Drive und flächiges Breitwand-Riffing eine gewisse Nähe zu moderneren SATYRICON-Werken nicht ganz verhehlen kann. Dabei birgt der klar gesungene Refrain aber noch immer genug folkloristische Melodieführung, um das Stück als MÅNEGARM-Werk auszuweisen.
Mit 'Vitta Véttr' wird die Aggressionsschraube dann bis zum Anschlag angezogen, denn hier brettert das - jedenfalls in den Versen - mit Abstand härteste, schwarzmetallischste Stück des Albums über uns hinweg, das jedoch auch mit einem sehr eingängigen Refrain ausgeschmückt ist, bevor das ruhige, getragene 'Hågkomst Av Ett Liv' die wunderbare MÅNEGARM'sche Adaption der klassischen nordischen "Ynglinga Saga" mit herrlichen Zupfgitarren-Arrangements, umfangreichem Violinen-Einsatz und dem gefühlvollen weiblichen Leadgesang von Ellinor Videfors abschließt, die zunächst solo und später auch mit Erik Grawsjö zusammen im Duett singt.
So endet also die Zehnte von MÅNEGARM, und selbst bei übelstem Willen ist kaum davon auszugehen, dass sich ein Fan der Band finden sollte, der hier nicht rundum zufrieden sein kann.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle