MANILLA ROAD - Mysterium
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2013
Mehr über Manilla Road
- Genre:
- Epic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Golden Core (ZYX)
- Release:
- 01.02.2013
- The Grey God Passes
- Stand Your Ground
- The Battle Of Bonchester Bridge
- Hermitage
- Do What Thou Will
- Only The Brave
- Hallowed Be Thy Grave
- The Fountain
- The Calling
- Mysterium
Epic Metal at its very best! Dieses Mal mit starker, transparenter Produktion!
Die Intervalle, innerhalb derer die Epic-Metal-Legende MANILLA ROAD ein neues Album präsentiert, scheinen in letzter Zeit kürzer zu werden, denn der letzte Longplayer "Playground Of The Damned" erschien vor weniger als eineinhalb Jahren. Nun dürfen sich Fans schon über das von einem starken Artwork gezierte "Mysterium" freuen. Die Scheibe ist gleichzeitig die erste mit Andreas "Neudi" Neuderth (u.a. ROXXCALIBUR, MASTER OF DISGUISE) an den Fellen, der im Rahmen des Auftritts von MANILLA ROAD auf dem Hammer Of Doom-Festival (Auflage Nr. VI) am 28.10.2011 seine Live-Feuertaufe bestritt.
Das bereits 18.(!) Studioalbum der Band aus Wichita, Kansas, überrascht den Hörer nach kurzer Zeit. Der Grund ist ohrenscheinlich: Bandleader Mark "The Shark" Shelton und seine Truppe hat die Mix-Tätigkeit der neuen Scheibe vertrauensvoll in die Hände von Steve Falke gelegt, der in den Cornerstone Studios in Kansas dem Rundling ein ausgewogen klingendes, differenziertes Klangbild angedeihen ließ. Steve Falke war in der Vergangenheit beispielsweise für das Remastering von "Crystal Logic" (1983) verantwortlich. Das typische Markenzeichen der Band, der kratzige, einzigartige Gitarrensound von Mark Shelton tritt dabei unverfälschter und natürlicher als je zuvor zutage. Und das, ohne - wir sind ja unter uns - dass das Ganze neumodisch oder altbacken klingt. Auch der neue Mann am Schlagzeug, der seit langer Zeit einer der größten Fans von MANILLA ROAD ist, hat dafür gesorgt, dass die Schießbude endlich wieder mit einem natürlich rummsenden Sound aus den Lautsprechern dringt. Endlich, möchte man hier fast hinzufügen.
Genug des Vorspiels: Die Scheibe beginnt angenehm traditionell und stampfend mit einem Stück, dessen Grundrhythmik und Stil sich auch tadellos in das "Crystal Logic"-Album einfügen würden. 'The Grey God Passes' präsentiert sich als toller Opener, der Laune macht. Das anschließend platzierte 'Stand Your Ground' legt die Messlatte dank speedigerer Momente noch ein wenig höher und ich fühle mich unweigerlich an Werke wie "The Deluge" (1986) oder "Mystification" (1987) erinnert, was natürlich auch dem zügigen Drumming von Neudi geschuldet ist. Doch es kommt noch dicker. Im positiven Sinne, versteht sich. Irgendwie hat der gute alte Shark an seiner rauhen, teilweise in Live-Situation sehr in Mitleidenschaft gezogenen Stimme gearbeitet und wieder einiges seiner früheren Ausdrucksfähigkeit bei sauber gesungenen Passagen zurückgewonnen. 'The Battle Of Bonchester Bridge' verdeutlicht dies in seinem balladesk-ruhigen Anfangsteil, der MANILLA ROAD-Fans wohlige Schauer den Rücken hinunter jagen wird. Eine getragene, wohlig-warme epische Atmosphäre verströmt diese Quasi-Halbballade, die sich nach kurzer Zeit zum vorläufigen Highlight der neuen Scheibe entwickelt.
Mit den beiden Liedern 'Hermitage' (mit Mark an den Lead-Vocals) sowie dem vergleichsweise lahmen 'Do What Thou Will' (Bryan "Hellroadie" Patrick am Lead-Gesang) habe ich dagegen so meine Probleme. Beide klingen beileibe nicht qualitativ schlecht, aber das Gelbe vom Ei wird hier meines Erachtens nicht aufgefahren. Besonders bei 'Do What Thou Will' ertappe ich mich als ausgewiesener Anhänger der Band mehrfach bei dem Gedanken, die Behäbigkeit dieser Nummer abzuwürgen, indem ich zum nachfolgenden Stück wechsle. Nein, diese Nummer hätte man auch im Archiv verschwinden lassen können.
Nach diesem kleineren Hänger darf die "Crystal Logic"-Gemeinde wieder vollkommen aus sich herausgehen und das Haupthaar ausgiebig schütteln und/oder die geballte Faust recken. Denn 'Only The Brave' klingt mit seiner sägenden Gitarrenarbeit ungemein treibend. Dieser Track versprüht ein Frühachtziger-Feeling par excellence, das bei Konzerten für echte Publikumshöhepunkte sorgen wird. Geil!
Und da ist es wieder, das Spätsiebziger-Feeling, das Mark Shelton mit seiner Zwölfsaitigen heraufbeschwört, indem er sich eine fantastische, lebhafte Akustiknummer ohne jegliche Begleitung durch E-Gitarre, Bass oder Schlagzeug aus den Rippen schneidet: 'The Fountain' wird Gänsehaut-verdächtig vom Bandleader eingesungen der Hörerschar präsentiert. Auf der Zielgeraden angelangt, begegnet uns nach einem mystischen, coolen Instrumental das epische Prachtstück dieses Albums. Das Titelstück macht die kleineren Hänger des Albums ('Do What Thou Will' und 'Hermitage') fast vergessen. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Sekunde verströmt 'Mysterium' das Feeling musikalischer Perlen, wie sie auf "Mark Of The Beast" verewigt wurden. Mark Shelton singt in den atmosphärisch dichten, ruhigen knapp dreieinhalb Minuten des Anfangsteils gefühlvoll wie ein junger Gott, dabei klingt er derart ausdrucksstark, wie seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr. Nach dem ruhigen Anfangsteil legt 'Mysterium' erheblich an Dynamik und Härte zu. Im Mittelteil dieser Nummer hört man Mark Shelton ausgiebig und intensiv wie eh und je an der Gitarre solieren, bevor diese 11-Minuten-Nummer mit dem Aufgreifen der ruhigen Anfangsmelodie perfekt geschlossen wird. Ein Ausklang nach Maß.
In toto ist festzuhalten, dass "Mysterium" ein starkes, rundum klassisches MANILLA ROAD-Werk ist, das deutliche Querverweise an "Crystal Logic" besitzt. Besonders der fantastischen Titeltrack, das Uptempo-Stück 'Stand Your Ground', 'The Battle Of Bonchester Bridge' sowie 'Only The Brave' offenbaren echte Klassiker-Qualitäten. Obgleich ich das Vorgängerwerk "Playground Of The Damned" musikalisch noch ein Quäntchen stärker fand, verdient auch der neue Longplayer nahezu durchgehend kräftigen Beifall. Und wer jetzt noch immer am Sound herummotzt, dem reiße ich persönlich den MANILLA ROAD-Patch von der Kutte....wenn die genannten Miesepeter überhaupt eine Kutte haben!
Fans von Mark Shelton und Co. sollten sich unbedingt die limitierte Erstauflage von "Mysterium" ins Haus holen, die einen über 60-minütigen DVD-Mitschnitt des Auftritts der Band auf dem Hammer Of Doom-Festival am 28.10.2011 enthält. Value for money also.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 01/2013
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Martin Loga