MEGADETH - Peace Sells But Who's Buying
Mehr über Megadeth
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Capitol / EMI
- Release:
- 13.08.2004
- Wake Up Dead
- The Conjuring
- Peace Sells
- Devil's Island
- Good Mourning/Black Friday
- Bad Omen
- I Ain't Superstitious
- My Last Words
Genau genommen ist dies das erste richtige Studio-Album von MEGADETH. Klar, "Killing Is My Business" erschien deutlich eher, war aber eigentlich mehr ein Demo, das auf Vinyl gepresst wurde. Leider ist der Sound auch bis zum heutigen Tage nicht verbessert worden. Eine Schande, bei der Qualität aller darauf befindlichen Nummern. So kompromisslos, aggressiv und technisch versiert hat die Band danach nie mehr geklungen. Aber lassen wir das. Ich will damit ja auch nicht andeuten, dass Mustaine & Co. später nicht auch noch herausragende Musik verbrochen hätten. Ganz im Gegenteil, denn bis hin zu "Rust In Peace" ist jedes Album ein Volltreffer. Danach mag man geteilter Meinung über den Werdegang sein. Ich für mein Teil mag auch noch "Countdown To Extinction" und die mainstreamige "Youthanasia" sehr gerne.
Auf "Peace Sells, But Who's Buying" klingt die Band im Vergleich zum Debüt gereift, überlegter und dadurch auch einen Funken zahmer. Das bedeutet bei MEGADETH aber immer noch zähnefletschende Ultrariffs, die Angst machen, Texte, die anarchistisch bis selbstzerstörerisch anmuten, und musikalisches Können auf höchster Ebene.
Für mich ist die hier agierende Besetzung, die neben den beiden Dauerdethern noch Chris Poland an der Klampfe und Gar Samuelson hinter der Trommelbude umfasst, die stärkste und kreativste Formation unter dem Banner MEGADETH. Vor allem Letzterer setzte schöne Akzente in Richtung Fusion/Jazz und vermochte so massiv Einfluss auf den Gesamtsound der Band zu nehmen. Und da kamen hinterher weder Chuck Beehler noch Nick Menza heran - beides eher gradlinige Drummer, denen das Quäntchen Abgedrehtheit eines Samuelson einfach fehlte. Hört euch nur die beiden Alben seiner Nachfolgeband FATAL OPERA an, dann wisst ihr, was ich meine. Gut, mit Marty Friedman fand Mustaine einen erstklassigen Ersatz für Poland – das Album "Rust In Peace" spricht eine deutliche Sprache – aber trotzdem war es ohne die beiden für mich immer eine andere Band. Ich bin wohl altmodisch.
Gut, die Eckpfeiler Mustaine/Ellefson haben immer das Gros der Songs komponiert, aber es ist halt ein Unterschied, ob ein solider Beat oder verquere Rhythmen unterlegt werden. Und hier passt halt alles, auch dass Poland ebenfalls aus der Jazz-Ecke kommt und somit eine herrliche Ergänzung darstellt.
Kommen wir aber zum Album an sich. Bereits der Opener 'Wake Up Dead' deutet an, was für ein Monster von Album hier über den Hörer hereinbricht. Fett produziert von Randy Burns, säbelt uns eine Rifforgie entgegen, die bei mir immer unter der Rubrik 'Instrumental mit Texten' läuft. Klingt seltsam? Ist es auch. Aber in dieser relativ kurzen Nummer passiert musikalisch so wahnsinnig viel, dass der extrem kurze Textpart kaum ins Gewicht fällt. Hier zeigt der Meister der Thrashgitarre, was eine Harke ist. Im Nachfolgenden bekommt man unter anderem den Sing-along-Klassiker 'Peace Sells', die obligatorische Coverversion 'I Ain't Superstitious' und das herrlich hackende 'Bad Omen' serviert, die allesamt schön abgehen, für mich aber eher nur nette Kost darstellen. Die richtigen Durchdreher heißen 'The Conjuring', 'Devil's Island', 'My Last Words' und natürlich 'Good Mourning / Black Friday'. Diese Kompositionen beinhalten den typisch rotzigen DETH-Stoff, der alle Gliedmaßen in Bewegung setzt und trotz aller Verdrehtheit MEGAbrutal rüberkommt.
Vor allem das am Ende genannte Duo ist für mich das MEGADETH-Highlight überhaupt. Hier hat sich der gute Dave selbst übertroffen. Diese Nummer ist derart intensiv, dass man unweigerlich dazu verdammt wird mitzubrüllen. Dieser gnadenlos greifende Spannungsbogen, das sich langsam steigernde Tempo mit dem dazugehörigen Text, der sich urplötzlich in einer explosionsartigen Thrash-Attacke entlädt, fesseln mich auch heute noch. Und spätestens bei der Zeile "I seek to dismember / a sadist fiend / and bloodbaths are my way of getting clean" haken sich immer ein paar Gehirnzellen aus. Ihr merkt es, ich liebe diesen Song.
Für mich ist dies das ultimative Mustaine-Album, welches später nur noch von "Rust In Peace" erreicht werden konnte. Klar, "So Far So Good So What" ist ebenfalls sehr gut und hat mit 'In My Darkest Hour' und 'Hook In Mouth' gar zwei sensationelle Nummern in petto, vermag aber ansonsten etwas zu schwächeln. So gut MEGADETH aktuell auch wieder sind, es wird nur ein Album von Dave Mustaine geben, das dieses hier überrunden kann. Und das wird eine runderneuerte Auflage von "Killing Is My Business" sein, die bitte dann auch 'These Boots' beinhalten wird und durch einen dynamischeren Sound endlich die Ehre ernten kann, die ihr seit gut zwanzig Jahren zusteht. Amen.
Anspietipps: Black Friday, The Conjuring, Peace Sells, Wake Up Dead
- Redakteur:
- Holger Andrae