MEMORY GARDEN - 1349
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2021
Mehr über Memory Garden
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- No Remorse Records
- Release:
- 17.12.2021
- Shallow Waters
- Pariah
- Distrust
- Rivers Run Black
- The Flagellants
- The Messenger
- The Empiric
- 1349
- Blood Moon
Die lange sehnlich erwartete Rückkehr der Schweden-Doom-Walze.
Seit Beginn des dritten Jahrtausends ist es zwar nicht gänzlich still geworden um MEMORY GARDEN, doch in Örebro gilt seither ganz offenbar das altbewährte Motto, das gut Ding Weile haben will, denn "1349" ist erst das dritte neue Studioalbum in den letzten zwanzig Jahren. Dafür bürgt eine neue Scheibe der Doom-Veteranen jedoch Mal um Mal für besondere Qualität, denn neben den Genrevätern CANDLEMASS fiele mir kaum eine Band ein, welche diese für den schwedischen Doom so typische Gratwanderung zwischen Elementen doomiger Epik und harten, bisweilen sogar aggressiven, getragenen Heavy Metals so vollendet auf Tonträger bannt.
Das neue Werk, welches nach dem Jahr benannt ist, in welchem in Skandinavien die Pest ausgebrochen ist, macht da stolze acht Jahre nach "Doomain" keinerlei Abstriche, denn bereits vom Opener 'Shallow Waters' an ist glasklar, dass das Quintett nichts verlernt hat. Der von keinem Geringeren als Dan Swanö zusammen gezimmerte Sound bricht sich unglaublich differenziert, dabei jedoch stets wuchtig und erbarmungslos Bahn, klingt recht knusprig und lässt alle Instrumente für sich strahlen. Die Gitarrenriffs fließen derweil heavy und drückend aus den Boxen und zitieren dabei ausgiebig die schwedische Doom-Schule, während die Leads richtig fein heraus gearbeitet sind und dabei einen etwas melodischeren Power-Metal-Ansatz im US-Stil verfolgen.
Darüber thront die glasklare, nicht allzu theatralische, aber in jedem Fall mitreißende Gesangsdarbietung von Frontmann Stefan Berglund, die das Gesamtwerk sehr passend ein wenig in Richtung der Tomas-Vikström-Ära von CANDLEMASS, MEMENTO MORI oder der Tony-Martin-Ära von BLACK SABBATH rückt, und damit den Doom ordentlich an den klassischen Heavy Metal heran rücken lassen. 'Distrust' glänzt dabei besonders mit seinen Gitarrensoli, während der ausladende Achtminüter 'Rivers Run Black' von Anfang an das Doom-Riff in aller seiner ergreifenden Pracht strahlen lässt und einige der besten Gesangsmomente Berglunds zu bieten hat. Der Refrain ist eine wahre Freude.
Eine gewisse progressive Note findet sich ebenfalls hier und da, speziell etwa bei 'The Flagellants', das einige abgedrehte Bassläufe abliefert, dazu auch feine rhythmische Spielereien und fragile Zupfgitarrenmuster vor gläsernen, elegischen Gesangshooks. Auf diese Weise halten die Schweden die kompositorische Spannung stets hoch, und sie verhindern, dass der Hörer in eine mantrische Trance fällt, die so manchen Doomtrip auch eintönig werden lassen kann. Diese Gefahr besteht bei MEMORY GARDEN nicht, denn immer wieder gibt es kompositorische Twists und Eigenwilligkeiten, die aufhorchen lassen.
Seien es atmosphärische Keyboards oder ansatzweise folkige Melodien und entsprechende Instrumente beim theatralisch-balladesken 'The Messenger', bei dem auch eine die Stimme von Josefin Bäck fürs wunderbare Duett ins Geschehen eingreift, oder aber der in den Nacken gehende, bissige Einstieg von 'The Empiric': Jeder Song hat kleine Kabinettstückchen und Überraschungen an Bord, die sehr effektiv dafür sorgen, dass der Hörer stets mit voller Aufmerksamkeit dabei bleibt. Die mitreißende Dramatik des Titelstücks, oder das wunderbare Piano-plus-Gesang-Ambiente des abschließenden Volltreffers 'Blood Moon', in dem zunehmend Leadgitarrenfragmente und letztlich auch ein schwerer, riffender Groove erblühen: Immer wieder sorgen besondere Facetten dafür, dass kein Song klingt wie der andere.
Auf diese Weise platziert sich die Band nach all den Jahren erneut ganz weit vorne in Sachen Schweden-Doom, und es bleibt ihr und ihrem griechischen Label No Remorse Records von Herzen zu wünschen, dass "1349" erhört wird und seinen Weg in die Doom-Gemeinde findet. Wer MEMORY GARDEN kennt, wird ahnen, dass er hier rein gar nichts falsch machen kann, und wer es bisher fertig gebracht hat, im Schlafwagen an dieser Band vorbei zu doomen, der möge sich bitte diese kleine Rezension als Weckruf dienen lassen!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle