MENCOUCH - All What's Left
Mehr über Mencouch
- Genre:
- Crossover
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion (Urban Art Support)
- Release:
- 26.04.2013
- Break Out
- Swim Through Fire
- Flying Bird
- Deaf Tune
- All What's Left
- Salta
- Entire Nation
- Lenny
- Metropolitan Horsehead
Runter von der Couch!
MENCOUCH ist eine Berliner Band, die schon ein paar Jahre live Eindruck hinterlassen hat, aber dennoch noch nie so richtig aus dem Quark gekommen ist, um auch auf der heimischen Anlage zu glänzen. Ein Zustand, der sich jetzt mit "All What's Left" ändert.
Und während die ganze Welt den Siebzigern und Achtzigern huldigt, ist dieses Quintett auf ganz eigene, sehr charmante Weise antiquiert und spielt einen Sound, der im Grunde - von den Szenegrößen abgesehen - mausetot ist. Irgendwo zwischen RAGE AGAINST THE MACHINE, CLAWFINGER, KORN, DEFTONES, frühen PRO-PAIN oder gar den H-BLOCKX gibt es das, was man damals Crossover und später dann auch Nu Metal genannt hat. Anders gesagt: die Jungs eifern lieber ihren Jugendidolen nach, als sich von Bands beeinflussen zu lassen, zu deren Hochzeiten ihre Eltern noch halbe Kinder waren. Das ist nicht nur sympathisch, sondern auch äußerst authentisch.
Hilfreich ist beim Hören von "All What's Left" natürlich, wenn man an die eigene Jugend erinnert wird. Schon der Opener 'Break Out' lässt einen dank seines Grooves schwungvoll die Hüften wackeln, während Buechy kräftig sprechsingt. Klar, das ist jetzt nicht unglaublich originell, aber dank der wuchtigen Produktion und der Tatsache, dass diese Art von Musik derzeit eher selten vorgetragen wird, macht es eine Menge Spaß. Und schon das folgende 'Swim Through Fire' zeigt, dass man bereit ist, auch einmal Experimente einzugehen. Der mit massiven Sprachsamples - unter anderem von Martin Luther King - aufgepeppte Song ist an so exponierter Stelle eine echte Überraschung. Und dies soll nicht der einzige Moment bleiben, wo die Augenbrauen sich verwundert heben.
'Flying Bird' gefällt zunächst als Ballade, um in den letzten 90 Sekunden ein paar Growls einzustreuen. Keine schlechte Idee, finde ich in dem Kontext allerdings wenig passend. Viel besser ist das folgende 'Deaf Tune', zu dem die Band auch ein Video produziert hat. Ein Song, bei dem die Wurzeln ganz besonders deutlich werden, aber der vielleicht auch genau deshalb so viel Spaß bereitet. Gerade die Riffs dürften Freunden von KORN ins Ohr laufen. Allerdings bietet Buechy darüber seine melodischste und beste Gesangsleistung ab, die dank der mitschwingenden Melancholie ein wenig an Chino von den DEFTONES erinnert.
Während der getragene Titelsong vor allem dank seiner clean gespielten Gitarren und einem schönen Solo punkten kann, aber insgesamt etwas blass bleibt, darf das folgende 'Salta' mit seinem spanischen Text und der aggressiven Gesangsperformance noch einmal das Tanzbein in Schwung bringen. Dann allerdings geht ein kleines bisschen die Puste aus. 'Entire Nation' ist zwar beim ersten Spin mit schöner Hookline versehen, verliert allerdings nach ein paar Durchläufen ein wenig an Wirkung, während das aggressive 'Lenny' nicht den Pep hat, den zuvor 'Salta' aufs Parkett legte. Livehaftig dürfte den Song seine Wirkung allerdings nicht verfehlen. Das finale 'Metropolitan Horsehead' ist dann noch einmal ein grooviges Instrumental, das mit diversen Samples versehen ist und erneut deutlich macht, dass die Texte durchaus politisch sind.
Unterm Strich ist "All What's Left" damit ein äußerst sympathisches und über weite Strecken mächtig Spaß verbreitendes Debüt einer Band, die hörbar Bock hat auf das, was sie da macht. Die absolut professionelle Produktion und das schöne Booklet lassen hier zu keiner Sekunde die Vermutung aufkommen, es mit einer Eigenproduktion zu tun zu haben. Wer auf die Referenzen steht, darf hier einmal hineinhören.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk