MIDNITE CITY - In At The Deep End
Mehr über Midnite City
- Genre:
- Hair Metal / Hard Rock
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Pride & Joy
- Release:
- 23.06.2023
- Outbreak
- Ready To Go
- Someday
- Hardest Heart To Break
- Good Time Music
- All Fall Down
- Girls Gone Wild
- Beginning Of The End
- Raise The Dead
- It's Not Me It's You
- Like There's No Tomorrow
Lahmer Achtziger-Rock-Abklatsch mit Kitsch-Schlagseite.
Hat die Welt eine weitere Achtziger-Hard-Rock-Retro-Combo gebraucht? Nun die Briten MIDNITE CITY dachten sich wohl, dass dem so wäre, als sie 2017 recht spät auf den Hair-Metal-Hypetrain aufsprangen. Der Erfolg scheint dem Quintett, das auch visuelle voll die Retroschiene fährt, bisher Recht zu geben, denn nicht nur die drei bisherigen Langspieler wurden von den Fans wohlwollend aufgenommen, in ihrem Heimatland haben die Jungs auch diverse Headliner-Touren abgerissen und sich inzwischen auch im europäischen Festival-Zirkus mit kleineren Slots einen Namen gemacht. Mit "In At The Deep End" steht nun das vierte Langeisen in den Startlöchern, das zumindestens optisch mit einem eher futuristischen Artwork daherkommt.
Doch keine Sorge, musikalisch stecken die fünf Musiker weiterhin knietief in den Achtzigern fest, auch wenn die Keyboards und Syntheziser tatsächlich wohltuend modern klingen. Ansonsten gibt es aber den üblichen Genre-Mix, der sich von DEF LEPPARD über JOURNEY und BON JOVI bis hin zu POISON bei allem bedient, was einmal erfolgreich war und im Zuge des Hair-Metal-Hypes vor einigen Jahren wieder aus der Schublade gekramt wurde. MIDNITE CITY wildert dabei aber typischerweise in den seichteren AOR-freundlichen Gefilden und lässt hart rockende Acts wie MÖTLEY CRÜE oder GUNS'N'ROSES außen vor, wenn statt auf harte Gitarren primär auf die eben bereits erwähnten Keyboards und poppige Hooklines gesetzt wird.
Zumindest der Opener ('Outbreak' lassen wir hier als Keyboard-Intro einmal außen vor) 'Ready To Go' punktet aber erst einmal mit einem ordentlichen Gitarrenriff und versprüht zu Beginn durchaus BON JOVI-Flair, spätestens im Refrain wird es dann aber doch eher poppig und eine recht zwingende Hookline bohrt sich flott in den Gehörgang. Wirklich begeistern kann mich der Track trotz einer Vorliebe für das Genre, das hier an allen Ecken und Enden zitiert wird, nicht so wirklich. Gleiches gilt auch für die restliche Spielzeit, die wie in 'Someday' oder 'All Fall Down' zwar immer wieder ihre Momente hat, dabei aber insgesamt doch deutlich südlich des Kitsch-Äquators segelt. Schlimmer noch, bei einer Ballade wie 'Hardest Heart To Break' machen die Briten direkt eine Arschbombe ins Kitsch-Becken und suhlen sich anschließend in belanglosen Pop-Melodien. 'Girls Gone Wild' klaut schlussendlich so offensichtlich bei den eigenen Vorbildern, dass ich mehrmals genauer hinhören muss, um herauszufinden, ob wir es hier nicht doch mit einem Cover eines bekannten Klassikers zu tun haben.
Ganz so schlecht wie es hier vielleicht klingt, ist die Platte natürlich auch nicht, denn handwerklich hat der Fünfer einiges drauf und auch das Songwriting ist durchaus kompakt und zwingend. Für mich ist die Platte aber eben nur ein lauer und deutlich zu kitschiger Abklatsch der Hair-Metal-Idole der Achtziger, der dem Genre nicht wirklich etwas hinzuzufügen hat und eher wie ein lahmer Versuch wirkt, auf dem Hypetrain-Trittbrett mitzufahren. Solltet ihr aber nicht genug vom Sound der Achtziger bekommen, könnte sich ein Antesten von "In At The Deep End" dennoch lohnen, auch wenn die Platte bei mir nur ein gelangweiltes Gähnen ausgelöst hat.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs