MILLENIUM (PL) - The Sin
Mehr über Millenium (PL)
- Genre:
- Neo-Prog
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Lynx / Just for Kicks
- Release:
- 06.11.2020
- Pride
- Lust
- Wrath
- Gluttony
- Sloth
- Greed
- Envy
Kein Sündenpfuhl.
Was früher einmal die sieben Todsünden des Christentums waren, sind heute die Effekte moderner Medien auf die Menschen. Zumindest wenn es nach den Polen von MILLENIUM geht, die sich auf ihrem (ist es schon das zwölfte?) neuen Album "The Sin" zeitkritisch mit Stolz, Völlerei und ähnlichen humanen Abgründen auseinandersetzen. Inhaltlich stößt die fünfköpfige Band in eine Richtung, die auch STEVEN WILSON immer wieder eingeschlagen hat. Auch RPWLs "Wanted" besitzt einen ähnlichen Tenor. Man muss also den Prog nicht verlassen, um sich mit dieser zivilisationsskeptischen Sichtweise in der Komfortzone zu bewegen.
Mit den beiden genannten Künstlern hat MILLENIUM leider nicht so viel gemeinsam, wenn es um die Musik geht. Im fröhlichen Neo-Prog wabert das Quintett durch 'Wrath', 'Greed' oder 'Pride', als ginge es um fröhliche Themen. Auch die IAN ANDERSON-Gedächtnisflöte im füllig produzierten (pun intended) 'Gluttony' bringt mich mehr auf Harmoniekurs, als es die Texte tun. Weil ebenjene etwas zu plakativ aufgesetzt sind, kann man sich schnell in die erzählten Geschichten hineinversetzen. Das muss an sich keine Kritik sein, ist nur im Prog-Kosmos etwas ungewohnt, wo Verkopftheit kein Schimpfwort ist.
Wenn "The Sin" anecken möchte, dann wurde die Mission ganz klar verfehlt. Dazu sind die Songs zu unterhaltsam geschrieben. Da die Mission sich vermutlich darauf beschränkt, einfach guten Neo-Prog unters (mündige) Volk zu bringen, dann passt es. Fans von IQ oder PENDRAGON fühlen sich hier schnell wohl und werden die anständige Produktion des Albums zu schätzen wissen. Ich persönlich hätte kein Problem mit etwas mehr Provokation oder musikalischen Ausrufezeichen gehabt. Aber dafür halten sich die Polen zu sehr an Genre-Konventionen. Handwerklich natürlich top!
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Nils Macher