MINDCRIME - Strandead
Mehr über Mindcrime
- Genre:
- Dark Melodic Power Metal
- Label:
- Black Bards / Alive
- Release:
- 05.05.2006
- Strandead
- Soil For Growing
- Lines In The Sand
- Forsaken Smile
- Subdivided
- Fourty Eight
- Final Stage
- Monument In Sleep
- Deadwalk Scenery
- Digging The Grave
- Tearworks
Meinen Erstkontakt mit MINDCRIME hatte ich quasi völlig unvorbereitet auf der letzten Tour von MORGANA LEFAY, als die Jungs für die Schweden eröffneten. Trotz eher spärlicher Publikumsresonanz ließen sich die Siegerländer nicht unterkriegen und boten professionelle Auftritte, was schließlich mein Interesse an der Band geweckt hat. Nachdem ich mit dem Vorgängerwerk 'Tourniquet Sleep' schon durchaus was anfangen konnte, war die Freude entsprechend groß, als mir nun die neue Scheibe ins Haus geflattert ist.
"Strandead" präsentiert die Band gereift und kompositorisch zwingender, wobei sie ihrem Stil treu bleibt, den sie selbst durchaus treffend als "Dark Melodic Power Metal" umschreibt. Das sind unglaublich viele Adjektive, zu denen man ruhig noch weitere dazu packen könnte, da die stilistische Bandbreite der Band doch recht ausladend ist. Die noch recht junge Truppe, die aber immerhin auch schon bald sieben Jahre aktiv ist, verbindet nämlich mit einigermaßen gehobenem Anspruch moderne, elektronische Keyboard-Sounds mit dynamischen Riffs und präsentiert sich gesanglich mal melodisch in mittleren Tonlagen, mal leicht Gothic-lastig im tieferen Bereich, mal sehr aggressiv bis growlend, wofür man mit Frontmann Christoph Weller und Bassist Mario Junker auch zwei Sänger an Bord hat. Die Produktion ist ebenfalls zeitgemäß bis modern, aber durchaus immer transparent und druckvoll. Musikalisch sind Songs wie der kraftvolle Opener 'Soil For Growing' oder 'Lines In The Sand' relativ gefällig und sehr eingängig, die Refrains und Leadgitarren geizen nicht mit prägnanten Momenten. Stilistisch ist in der Tat der melodische und manchmal leicht progressive Power Metal dominant, aber durch die elektronischen Elemente, den modernen Schlagzeugsound, die Growls und die intensive Dynamik schlägt auch immer wieder ein deutlich spürbarer Einfluss aus dem zeitgemäßen MeloDeath durch, wie ihn manche Göteborg-Kapelle heute zelebriert. Die eingängige Kompositionsweise und die sich manchmal etwas zu stark ähnelnden Gesangslinien diverser Stücke führen dann aber wieder dazu, dass man sich hin und wieder etwas mehr Ecken und Kanten wünschen würde, weil der eine oder andere Abschnitt einfach zu glatt durch's Ohr flutscht. Das ist beispielsweise beim Refrain zu 'Subdivided' so, den ich je nach Stimmung genial eingängig oder eben doch ein wenig banal finden kann. Aber das kann man im Endeffekt von vielen Hits der Metalgeschichte sagen, so dass sich MINDCRIME damit sicher nicht in schlechter Gesellschaft befinden. Ein paar überraschende und "unerhörte" Momente mehr, würden meine Begeisterung aber noch ein wenig steigern.
Als absolutes Highlight des Albums geht für mich 'Deadwalk Scenery' durch, bei dem die Jungs keinen Geringeren als MORGANA LEFAYs Frontmann Charles Rytkönen als Gastsänger verpflichten konnten, der eine sehr schöne Passage gegen Ende eingesungen hat und auch noch ein weiteres Mal kurz seine Stimme erklingen lassen darf (ich meine, das wäre bei 'Forsaken Smile', kann dies aber nicht mit Sicherheit sagen). Letzteres Stück weckt mit seinen Blastparts und einigen Riffs gar die eine oder andere Black-Metal-Reminiszenz. Zum Abschluss folgt noch ein sehr gelungenes Cover zu FAITH NO MOREs 'Digging The Grave' und der streckenweise balladeske Rausschmeißer 'Tearworks', mit seinem eigenwilligen Intro und den ganz großen Harmonien im Hauptstück.
So bleibt ein sehr schönes Album, das Fans zeitgemäßer und doch irgendwie traditioneller Metalklänge in modernem Soundgewand durchaus antesten sollten. Wer auf eingängige Refrains und einschmeichelnde Melodien steht, dabei aber ein gesundes Maß an Härte nicht missen möchte, ist bei MINDCRIME gut aufgehoben.
Anspieltipps: Deadwalk Scenery, Forsaken Smile, Tearworks
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle