MINDREAPER - Withering Shine (...Into Oblivion)
Mehr über Mindreaper
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Death Age Records
- Release:
- 02.12.2024
- Withering Shine (...Into Oblivion)
- Liberty's Fate
- Death T(h)rust
- Nocturnal Animals
- Desert Trails
- Vengeance Dawn
- Power Plant
- The God I Am
- Bequest For No One
- Black Stone Misery
- Final Heaven
Ein weiterer Schritt hin zur ersten Liga des Melodic Death Metals.
Nach sechs Jahren kehren sie zurück, unsere Liebhaber des geklammerten Untertitels aus Hessen namens MINDREAPER. Warum ich das sage? Nun, die bisherigen zwei Langspieler "Human Edge (... To The Abyss)" (2012) und "Mirror Construction (... A Disordered World)" (2018) erfreuten sich alle eines nachgestellten und in Klammern gesetzten Untertitels, und auch der dritte Langdreher "Withering Shine (...Into Oblivion)" setzt das bekannte Schema fort. Ob passend zur namentlichen Aufbereitung auch der Aufwärtstrend weitergeführt wird, der bei der Truppe aus Wetzlar auf bisher jedem Langspieler eine musikalische Weiterentwicklung versprach, müssen nun elf frische Songs demonstrieren.
Der eröffnende Titeltrack lässt aber auf jeden Fall schon einmal auf Großes hoffen, denn mit den atmosphärischen Akustikgitarren im Intro, die mich an klassische Eröffnungen von IN FLAMES oder gar METALLICA-Songs denken lassen, und den folgenden Leads, die gemeinsam mit dezenten Keyboards für eine epische Stimmung sorgen, fällt der Einstieg in die Platte überzeugend aus. Und auch der Refrain legt mit Chören und Keyboards eine ordentliche Schippe Epik drauf, während die Lead-Gitarren im Mittelteil und hinteren Drittel des Songs so richtig durchscheinen dürfen und beweisen, dass die musikalischen Vorbilder definitiv ihre Heimat in Göteborg haben. Schade, dass die Strophe mit einem etwas simplen Riff irgendwie unscheinbar vor sich hin stampft - wäre hier noch etwas mehr Spannung gegeben, würde ich den Opener direkt als ganz großen Anspieltipp hervorheben. Aber auch so bleibt der Track ein starkes Indiz dafür, dass MINDREAPER mit dem dritten Album ein weiterer großer Schritt in die richtige Richtung gelungen ist.
Und auch im weiteren Verlauf der Scheibe jagen die fünf Hessen von einem Höhepunkt zum nächsten. Sei es 'Liberty's Fate', dessen kreativer Einsatz des Wah-Wahs mich gänzlich abholt, während die Soli das vollständige Potential von Gitarrist Marcel Bangert aufzeigen, oder das atmosphärisch angehauchte 'Death T(h)rust', das in Sachen Melodien sämtliche Register zieht und eine feine Hookline nach der anderen im Gepäck hat: Spätestens nach drei Songs ist man im MINDREAPER-Kosmos angekommen, der sich heuer durchaus abwechslungsreich und vielfältig präsentiert. Das stampfend-groovige 'Nocturnal Animals' mitsamt erneut geschmackvoll eingeflochtenen Keyboards oder die hinten heraus zum CHILDREN OF BODOM-Tribut werdende Temponummer 'Desert Trails' hätte ich jedenfalls nicht zwingend von einer Band erwartet, die ansonsten ihre Inspiration doch eher von schwedischen Kollegen wie IN FLAMES, AT THE GATES oder sogar oldschooligeren Vertretern wie ENTOMBED bezieht. Sogar eine echte Mitsing-Hymne, die entfernt an 'Only For The Weak' denken lässt, hat man mit dem grandiosen 'The God I Am' im Gepäck. So bleiben schlussendlich für mich die Strophen, in denen sich MINDREAPER das Leben stellenweise mit recht einfachen Riffs vielleicht etwas zu einfach macht, das einzige Manko dieser ansonsten starken Scheibe. Umso störender empfinde ich diesen Umstand, weil die Jungs aus Hessen ansonsten geradezu vor Kreativität sprudeln und gerade bei den Lead-Gitarren oftmals so richtig in die Vollen gehen.
Entsprechend gibt es auch ein paar subjektiv gefärbte Abzüge in der B-Note, denn mit dem eben erwähnten Kritikpunkt sehe ich persönlich noch etwas Luft nach oben. Schmälern soll das insgesamt die Klasse von "Withering Shine (...Into Oblivion)" aber nicht, denn grundsätzlich haben wir es hier mit einem tollen Melodic-Death-Album zu tun, dem es gelingt, Keyboards und Epik in den traditionellen Gothenburg Sound einzubringen, ohne dabei je kitschig zu werden. Freunde und Freundinnen dieser Spielart sollten den Silberling dann auch unbedingt einmal antesten, wobei ich das bereits erwähnte 'The God I Am' oder den eröffnenden Titeltrack als perfekten Erstkontak empfehlen würde.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs