MINISTRY - HOPIUMFORTHEMASSES
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/24
Mehr über Ministry
- Genre:
- Industrial Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 01.03.2024
- B.D.E.
- Goddamn White Trash
- Just Stop Oil
- Aryan Embarassment
- TV Song 1/6 Edition
- New Religion
- It's Not Pretty
- Cult Of Suffering
- Ricky's Hand
Enjoy The Hopium!
Die Meister der wortmalerischen Fingerzeige sind wieder da. Doch bei aller Wucht und Wut, die ich in den ersten Momenten und Wochen an "AmeriKKKant" und "Moral Hygiene" bewunderte, die mich förmlich gegen die Wand blies, umso geringer war jedoch die Langzeitwirkung der letzten MINISTRY-Alben, sodass sie nach anfänglicher Euphorie doch recht schnell abebbten. Wie es mit Scheibchen Nummer 16 letztendlich aussehen wird, weiß nur die Zeit selbst. Doch im Hier und Jetzt ist "Hopiumforthemasses" ein faustdicker Schlag in die Magengrube, ein musikalischer, lauter Schrei, ein einlullender und mit den Stärken der Band spielender Fiebertraum, der einen Jourgensen in Reinkultur zeigt.
Als ich MINISTRY vor einigen Jahren live in der Kölner Essigfabrik sah, war ich um den Zustand Als recht erschrocken und habe ehrlicherweise nicht mehr an ein Album wie "AmeriKKKant" geglaubt. Doch der nimmermüde MINISTRY-Fronter hat die Kurve genauso wie seine dezent umgekrempelte Combo bekommen und zelebriert "Hopiumforthemasses" in bester 1990er-Jahre-Manier, in der es MINISTRY wie keine andere Industrial-Band verstand, die pure Riffwut mit eingängigen, hypnotischen Samples und einer so düsteren, wie sarkastischen Atmosphäre zu kombinieren und ein derart geniales wie eindringliches Ventil zu erzeugen, um die Missstände in Good Ol' America aufzuzeigen. Zugegeben, das klappte vor allem in der Bush-Ära sowie mit "Relapse" und "AmeriKKKant" auch recht gut, doch "Hopiumforthemasses" hat zumindest das Zeug, auch für eine gewisse Nachhaltigkeit zu sorgen.
Auch wenn der etwas biedere 'B.D.E.'-Beginn oder das zuvor ausgekoppelte 'Just Stop Oil' nicht gerade darauf hindeuteten, dass die 16. MINISTRY-Langrille solch eine Durchschlagskraft hat, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen dieses genialen, wie vieldeutigen Artworks: 'TV Song 1/6 Edition' setzt ungeahnte, rasende Kräfte frei, bei dieser genialen 'New Religion'-Nummer fällt die Kinnlade runter und 'Cult Of Suffering' ist mit Abstand das Beste wie auch Vielschichtigste, was Uncle Al und Co. seit Jahren fabriziert haben. Und diese Samples, meine Herren! Sie fräsen sich in bester "Psalm 69"-Manier tief in die Gehörwände und wenn MINISTRY dabei auf Dynamik setzt und die Hüfte schwingen lässt, dann gibt es wie mit 'Goddamn White Trash' kein Entkommen. Bei entsprechender Stimmung blitzt sogar das extravagante 'It's Not Pretty' positiv ins Gewicht. Nein, pretty ist das keineswegs, es ist aber effektiv, wuchtig, wütend und fuckin' MINISTRY.
Ein geniales Cover, sehr viel Licht, aber auch ein klein wenig Schatten, sowie – was am Wichtigsten ist – ein scheinbar fitter und vitaler Al Jourgensen, der seinen Ideen freien, bizarren Lauf lässt und sie in eine unaufhaltsame Industrial-Sample-Riff-Lawine verwandelt, legen den Grundstein für die Klasse der neuen MINISTRY-Scheibe. Obwohl die letzten beiden Scheibchen in die richtige Richtung gingen, hat "Hopiumforthemasses" meine Erwartungen übertroffen und zeigt MINISTRY in sehr guter Verfassung. An die 1992er-, 2004er-, sowie 2012er Glanzleistungen kommt die jetzige zwar nicht heran, aber mit solch einer Durchschlagskraft konnte man bisweilen auch nicht rechnen. Chapeau, Al!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp