MIRROR OF DECEPTION - Shards
Mehr über Mirror Of Deception
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Cyclone Empire / Soulfood
- Release:
- 06.10.2006
- Haunted
- Ghost
- Swamped
- The Eruption
- Insomnia
- The Dead Pledge
- The Capital New
- Pyre
- Frozen Fortune
- Enigma
Nach über sechzehn Jahren und je zwei mächtigen Alben und EPs feinsten Dooms hat es eine Band wie MIRROR OF DECEPTION nicht mehr nötig, sich auf Vergleiche mit irgendwelchen Genre-Vätern reduzieren zu lassen, und deshalb wollen wir auf diese unsägliche Routine nun auch verzichten. Die Schwaben haben eine Band am Start, die trotz der beträchtlichen Leistungen anderer deutscher Doombands herausragt und durchaus als Flaggschiff der einheimischen Szene gelten darf. Nun sind die vier Musiker angetreten, ihren Ruf als eigenständige und intensive Doomband zu verteidigen und dabei den durchaus hohen Ansprüchen ihrer Fans zu genügen.
Mit ihrem dritten Album "Shards" sollte dies kein Problem sein, denn genau so muss ein "Make it!"-Album klingen. Der ureigene Sound der Göppinger bewegt sich einmal mehr zwischen Heaviness und Verspieltheit, zwischen Schwermut und Melodik, und diese fesselnde Mischung bannen die Herrschaften in zehn zwar durchaus sehr eingängigen, aber nie oberflächlichen Hymnen auf Silber, die sich gewaschen haben. Michael Siffermanns klagende aber auch beschwörende Stimme macht schon den getragenen Opener 'Haunted' zu einem besonderen Paranoia-Erlebnis, dem die folgende Jack-London-Adaption 'Ghost' noch eins draufsetzt. Hier lässt der Beitrag von Bassist Andreas Taller zu den Gitarrenparts weitere Facetten von MIRROR OF DECEPTION aufblitzen, ebenso die mehrstimmigen Gesangspassagen, welche die klassische Doomwalze des Stückes in ein wahnsinnig intensives Erlebnis verwandeln.
Die verspieltere Seite mit spürbaren 70er-Vibes verkörpert dann 'Swamped', das vom Grundtempo her etwas flotter ist, ordentlich melodisch rockt und mit tollen Spannungsbögen um die Ecke kommt, welche die einzelnen Songteile perfekt ineinander übergehen lassen. Ein erhöhtes Maß an Melancholie und sehnsuchtsvoller Epik begegnet uns in 'The Eruption', das von Jochen Fopps tollen Leadmelodien gegen Ende und vor allem auch vom hörenswert abwechslungsreichen Bassspiel Andreas Tallers lebt. Dem schlaflosen Thema entsprechend ist 'Insomnia' wieder flotter, unruhiger, vertrackter, lebhafter und doch irgendwie passiv und leidend, bis gegen Ende die derberen Vocals von Schlagzeuger Jochen Müller dem Ganzen noch eine neue Wendung geben. Wieder elegischer und ausladender, mit fesselnden melodischen Leads im letzten Drittel, überzeugt 'The Dead Pledge' ebenso wie die folgende Gesellschaftskritik 'The Capital New', die melodisch sehr verspielt beginnt und kurzzeitig richtig rasant loslegt, bevor dann doch wieder ein doomiges Grundtempo angeschlagen wird. Nach etlichen weiteren Stimmungswechseln und Tempoverschärfungen endet das Lied schließlich in einem epischen Chor. Dass das Pulver hier noch lange nicht verschossen ist, belegen die Jungs mit dem genialen Abschluss-Doppel, das mit dem sehr gefühlvollen, mehrstimmig gesungenen und teilweise recht psychedelisch angehauchten 'Pyre' und der ultra-schweren Hymne 'Frozen Fortune' keine Gefangenen macht, bevor das instrumentale 'Enigma' die Scheibe würdig beendet.
Es bleibt die Erkenntnis, dass wir es hier mit Sicherheit mit einem der überzeugendsten melodischen Doom-Alben des Jahres zu tun haben, das von einem schönen Artwork und absolut lesenswerten Texten abgerundet wird, so dass für den anspruchsvollen Doomkopf im Prinzip kein Weg an diesen Scherben vorbei führt.
Anspieltipps: Ghost, Pyre, Frozen Fortune
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle