MIST DESCENDS - Horizons
Mehr über Mist Descends
- Genre:
- Hardrock / Melodic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 07.03.2024
- Hexagon
- Soul Of A Masochist
- Tears From The Sky
- Waves Of Nice
- M.A.B.D.
- Blind Hope
Storytelling und Eigensinn - in diesem Fall eine hervorragende Mischung.
Ein kurzer Blick in unser Redaktionstool: Beim Anlegen neuer Alben erfasst man alle relevanten Daten zu einem neuen Release, um die möglichst wichtigen Informationen für alle Leserinnen und Leser transparent zu machen. Ein ewiger Stolperstein ist dabei die Eingabe der stilistischen Ausrichtung, die nicht immer eindeutig ist, irgendwie aber doch eine Schublade öffnet, die für manche Künstler nicht zwingend passend ist, sich dann auch nicht immer richtig anfühlt. Doch getreu den Vorgaben wählt man irgendwann dann den größten gemeinsamen Nenner aus - und ist nicht immer zufrieden mit der getätigen Variante.
Im Falle von MIST DESCENDS war dieser Stolperstein ungleich gemeiner, weil die 2014 in Helsinki gegründete Combo sich gar nicht auf eine gewisse Idee festlegen lässt. Die Band lebt von ihren tollen Gesängen und speziell von Frontdame Julia, die in den düsteren und dennoch lebendigen Nummern die eine oder andere Sternstunde feiert. Doch was geschieht um sie herum?
Im weitesten Sinne nähern sich die Finnen dem klassischen Hardrock an, gestalten ihn aber immer wieder kunstvoll und stimmungsvoll, so dass man eher ein vertontes Storytelling als eine stilistisch eindeutige Performance zu hören bekommt. Auf der neuen Platte ist zumindest eindeutig, dass Homogenität weite Kreise ziehen lässt, sofern die Charakteristika einer Band bestehen bleiben. Und so taucht MIST DESCENDS auch thematisch in die Tiefen der gelegentlich progressiven Rockmusik ein, vertont dabei teils düstere Geschichten, erschafft inhaltlich sogar hin und wieder eine gewisse Beklemmung, löst den Knoten dann aber doch wieder mit tollen, wenn auch nicht sofort greifbaren Melodien und eben diesen wundervollen mehrstimmigen Gesängen. Man könnte fast behaupten, dass "Horizons" eine leichter zugängliche Art-Rock-Alternative ist, die irgendwo im Kreuzfeuer von LACUNA COIL, FLOWING TEARS und THE GATHERING steht, dann aber doch wieder vertraute, typisch-finnische Ingredienzien in die Rezeptur aufnimmt - und dabei absolut nicht wie eine Band klingt, die man sofort in der nordeuropäischen Zone vermuten würde.
Es ist diese Undurchschaubarkeit, dieses anhaltende Mysterium, gepaart mit einer absolut fantastischen Darbietung, die die Spannung an den Siedepunkt bringt und auch relativ lange dort hält. Nämlich genau bis zu diesem Punkt, an dem MIST DESCENDS den Schlussakkord von 'Blind Hope' verklingen lässt. Eine gewisse romantische Note liegt "Horizons" ebenfalls bei und dürfte auch Liebhaber der Gothic-Sparte anlocken - auch wenn dies nicht die Zielgruppe sein sollte, die als erstes mit den Finnen den Schulterschluss wagen wird. Aber es ist ein universelles Vergnügen, vielseitig, melancholisch, melodisch, einfach richtig schön. Und es ist mehr als lohnend, sich von diesem kurzen, aber doch sehr intensiven Event verführen zu lassen. MIST DESCENDS ist fortan auf der Liste, und zwar relativ weit oben!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes