MODERN AGE SLAVERY, THE - 1901 | The First Mother
Mehr über Modern Age Slavery, The
- Genre:
- Deathcore / Death Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Fireflash Records
- Release:
- 05.05.2023
- Pro Patria Mori
- KLLD
- Irradiate All The Earth
- The Hip
- Lilibeth
- Overture To Silence
- OXYgen
- Nytric
- Victoria's Death
- The Age Of Great Man
- Blind (KoRn Cover)
Eine schwere Geburt.
So langsam übertreiben sie es aber, die Italiener von THE MODERN AGE SLAVERY. Die Genrebezeichnung "Deathcore" konnte die überbordende Komplexität und musikalische Grenzenlosigkeit der fünf Südeuropäer bereits auf dem 2017er Output "Stygian" nicht mehr einfassen, und mit dem Nachfolgewerk "1901 | The First Mother" führt das Quintett diese Kategorisierung endgültig ad absurdum. Und was hat es dabei mit diesem sperrigen, ungriffigen Titel auf sich?
Wer sich "1901 | The First Mother" stellt, dem dürfte es ähnlich ergehen wie meiner Wenigkeit: Beim ersten Durchgang Hellhörigkeit. Beim zweiten Irritation. Beim dritten Genervtheit. Beim vierten Begeisterung. Beim fünften wieder Ernüchterung... Anders ausgedrückt: Der rasant metzelnde Opener 'Pro Patria Mori', garniert mit epischen Flächensounds, thrashigen Riffs und einem groovigen Vers fährt zwar erstmal voll in die Gliedmaßen der Hörerschaft, bleibt aufgrund seines näselig-schrägen Refrains (wer denkt da nicht an SYSTEM OF A DOWN?) durchaus auch im Ohr hängen und macht direkt Freude auf die weiteren Nummern. Danach war es das allerdings mit der Eingängigkeit. Durch die folgenden Tracks muss man sich mühsam durchwühlen; zu wüst und planlos erscheint das vertrackte Highspeed-Gebretter in Kombination mit Breakdowns und hektischen Taktwechseln, zu willkürlich die Verquickung von schwarz gefärbtem Death Metal und modernen, corig-groovigen Klängen. Erst nach mehreren Durchläufen öffnet sich "1901 | The First Mother" und offenbart die musikalische Denkweise der Italiener. 'KLLD' verwebt alles, was zeitgemäße Deathcore-Vertreter auffahren, nämlich Komplexität, tonnenschwere Breaks, kurze Ruhephasen sowie metallische Gitarrenarbeit; 'Irradiate All The Earth' schwingt in Richtung Djent/Progressive Death Metal; 'The Hip' greift den ska-punkigen Groove des Opener-Refrains wieder auf, geht nahtlos in satten Groove-/Death-Metal über und erinnert noch am meisten an das kaum weniger komplexe Vorgängeralbum; 'Lilibeth' könnte als PANTERA-Reminiszenz verstanden werden, so fett und unwiderstehlich, wie hier gerifft wird – komplizierte Prog-Death-Strukturen sind selbstverständlich ebenfalls Teil des Vierminüters.
Danach verliert THE MODERN AGE SLAVERY allerdings in meinen Ohren den Fokus. In der zweiten Hälfte gibt es noch drei vollwertige Songs, die auch nach dem x-ten Durchlauf an mir vorbeirauschen, ein Interlude sowie das größtenteils aus gesprochenen Parts bestehende 'The Age Of Great Man'. Ganz am Ende steht mit 'Blind' noch ein unterhaltsames KORN-Cover. Damit fehlt es "1901 | The First Mother" unterm Strich an Substanz, zumal auch die ganz starken Momente wie 'The Place We Call Home' oder 'The Theory Of Shadows' vom direkten Vorgänger fehlen. Auf der Habenseite ist der ungebrochene Drang zum Experiment im Rahmen extremer Klänge und Erkämpfen neuer musikalischer Horizonte zu vermerken. Allein aufgrund der unkonventionellen Herangehensweise hat "1901 | The First Mother" jedenfalls Aufmerksamkeit verdient.
Die Jahreszahl im Titel ist übrigens ein Hinweis auf den Anbruch der Moderne, markiert durch den Tod von Königin Victoria, während "The First Mother" schlicht ein Hinweis darauf ist, dass dieses fünfte THE MODERN AGE SLAVERY-Album der Auftakt einer Trilogie sein soll.
Anspieltipps: Pro Patria Mori, KLLD, The Hip
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause