MOONLIGHT AGONY - Silent Waters
Mehr über Moonlight Agony
- Genre:
- Dark Progressive Power Metal
- Label:
- Dockyard1
- Release:
- 23.03.2007
- Leaving Solitude
- You Betrayed Me
- Soulless
- Through The Desert Storm
- The Dark Era
- I'm Alive
- Room 101
- Different Stories
- The Blood Red Sails
- Solemn Waters
Die Schweden MOONLIGHT AGONY überraschten mich 2004 mit ihrem ungemein frischen und vielseitigen Debüt-Album "Echoes Of A Nightmare", das etwa gleiche Teile Melodic, Power und Progressive Metal auf raffinierte Weise mit mächtigen, symphonischen Arrangements verband. Unverständlicherweise waren die Pressereaktion durchweg verhalten und offenbar konnten auch die Verkaufszahlen die Verantwortlichen von Massacre Records nicht wirklich überzeugen, den Deal war die Band jedenfalls schnell wieder los. Seinen Hut nahm in der Zwischenzeit leider auch Sänger Chitral Somapala, der auf "Echoes Of A Nightmare" eine ganz hervorragende Performance hingelegt hatte. Zweieinhalb Jahre später sind MOONLIGHT AGONY nun zurück, und zwar mit einem Herren namens David Akesson am Mikro. Inzwischen bei Dockyard1 gelandet, serviert uns die Truppe endlich neues Hörfutter in Form ihres Zweitwerks "Silent Waters".
Dabei sind MOONLIGHT AGONY gegenüber dem Debüt zunächst kaum wiederzuerkennen. Die herrlich opulenten symphonischen Elemente sind so gut wie völlig aus dem Klangbild verschwunden. Stattdessen gehen die Jungs auf "Silent Waters" deutlich progressiver zu Werke, die neuen Kompositionen sind gehörig verschachtelt und wirken lange Zeit recht sperrig. Die Gitarren klingen satter und heavier, und in den gradlinigen Passagen zeigen die sowohl die Riffs als auch die recht einfach gehaltene Keyboard-Untermalung eine klare Gothic-Metal-Schlagseite. Unterstrichen und hervorgehoben wird der stilistische Wandel durch eine nüchterne, harte, fast schon ein wenig kalte Produktion ohne jeden Firlefanz und mit ziemlich trockenem Drumsound. David Akessons singt im Vergleich zu seinem Vorgänger durchdringender, rauer und energischer. Dabei klingt er in den Strophen manchmal ein bisschen nach Hansi Kürsch und gibt eine sehr gute Figur ab.
Warum also löst "Silent Waters" bei mir trotz dieser interessanten und durchaus originellen Entwicklung auch nach mehrfachem Hören lediglich ein anerkennendes Nicken und keine wirklichen Begeisterungsstürme aus? Das liegt wohl daran, dass bei all dem technischen Anspruch und dem in Grunde löblichen Bemühen um Eigenständigkeit das eigentliche Kerngeschäft einer Metal-Band, nämlich das Komponieren packender, mitreißender Songs, ein bisschen zu sehr in den Hintergrund getreten ist. Irgendwie wirkt diese Platte - besonders im Vergleich zum unbekümmerten Debüt - wie am Reißbrett entworfen, total durchgeplant und berechnet. Und mathematische Präzision ist bekanntermaßen ein Feind des Feelings und der Atmosphäre. Tracks wie 'Soulless', 'The Dark Era' oder 'Room 101' fehlen die großen Spannungsbögen, die Visionen, das Gänsehaut auslösende Etwas. Sie wirken geradezu fragmentarisch und reichlich ziellos und bleiben partout nicht im Ohr hängen, auch weil ihnen ein prächtiger Widerhaken-Chorus fehlt.
Dabei zeigen MOONLIGHT AGONY an anderen Stellen, dass sie es im Grunde immer noch können. Der Opener 'Leaving Solitude' mit seinen tollen Melodien zum Beispiel fräst sich zwar langsam aber stetig ins Kleinhirn, wo er es sich schließlich sehr bequem macht. Vor allem aber gegen Ende steigt die Stimmung noch mal beträchtlich. 'Different Stories' punktet gleich mehrfach durch seine wunderbar breite, orchestrale Anlage, einen bärenstarken Chorus und ein elegantes Klassik-Break. Mit 'Solemn Waters' spart man sich ein weiteres Highlight bis ganz zum Schluss auf. Dieser Song ist nämlich nicht so kopflastig wie ein Großteil des Materials, sondern sehr stimmungsvoll und harmonisch, zudem geschickt aufgebaut und mit Filmmusik-Passage und Düster-Metal-Riffs appetitlich garniert.
Somit ist "Silent Waters" unterm Strich eine Platte mit Licht und Schatten geworden. Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier eine junge Band einfach zu viel gewollt hat. Was den vielen technischen Kabinettstückchen und tollen Einzelideen allzu oft fehlt, ist der Songwriting-Kleister, der sie zu einem schlüssigen Ganzen verklebt. Dennoch gibt es hier zweifellos auch eine Menge zu entdecken. Aufgeschlossene Proggies, Power- und Melodic-Metaller sollten daher auf jeden Fall mal reinhören.
Anspieltipps: Leaving Solitude, Different Stories, Solemn Waters
- Redakteur:
- Martin van der Laan