MOONLIGHT DESIRES - Just The Hits: 1981 - 1985
Mehr über Moonlight Desires
- Genre:
- Pop als Rock/Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Infamous Butcher Records
- Release:
- 15.09.2017
- A Criminal Mind
- Sunglasses At Night
- Out Of Touch
- Hungry Like The Wolf
- Young Turks
- Bette Davis Eyes
- Holding Back The Years
- Valerie
- Promises Promises
- Something About You
- The Power Of Love
Headbangen zu LEVEL 42, DURAN DURAN mit Pommesgabel.
Eigentlich mag ich keine Coveralben, und eigentlich ist es mir ein besonderer Graus, wenn Metalbands Pop covern, weil dann häufig bekannte Melodien totgerifft werden und sich dadurch für den Mainstreamhörer das Vorurteil des Metallers als vermeintlich hirnloser Krachmacher bestätigt. Aber nun haben die MOONLIGHT DESIRES aus Kanada gezeigt, dass es auch anders geht. Auf ihrem aktuellen Album "Just The Hits: 1981 - 1985" interpretieren sie Popnummern aus der angegebenen Zeitspanne in stählerner Gestalt.
'Sunglasses At Night' als Heavy Rock, 'Hungry Like The Wolf' als Metal, 'Bette Davis Eyes' als Punk Rock, die MOONLIGHT DESIRES haben diese Popnummern verrockt und zugleich deren jeweils typische Melodien und ihren eigenen Charme erhalten. Dies ist der Band gelungen, weil sie über die gegebenen Poparrangements für Keyboard nicht mit der Dampfwalze gefahren ist, sondern die Lieder so umarrangiert hat, dass ihnen die Metallrüstung auch steht. Das Tempo wurde erhöht, ein paar inkompatible Hintergrundchöre entfernt und einige Gesangslinien und Rhythmen behutsam geändert. Leider wurden auch einige nicht immer sinnvolle Kürzungen vorgenommen. Vor allem hat diese Gruppe anders als etliche andere junge Bands die definierende Bedeutung des Intros für den Hörer verstanden, so dass sie bevorzugt hier den Hebel ansetzte. Man höre sich nur das Bass-Intro bei 'Out Of Touch' an. Dieses überlegte Arrangieren haben die Kanadier auch für einige augenzwinkernde Freiheiten genutzt. So bricht das Leadbreak im besagten 'Out Of Touch' mal kurz in Richtung Thrash Metal aus, ohne unnatürlich zu wirken, und 'Hungry Like The Wolf' der einstigen Mädchenschwärme von DURAN DURAN bekam eine aggressive Gesangslinie verpasst.
Durch diese Herangehensweise behält 'Holding Back The Years' aus der Frühphase von SIMPLY RED, bevor die auf einer Schleimspur durch ihre Karriere glitten, auch als Hardrock seine melancholische Grundstimmung. 'Valerie', das der damals schon sehr erfahrene STEVE WINWOOD (SPENCER DAVIS GROUP, TRAFFIC) als zeitgeistigen Synthiepop arrangierte, ist hier weitgehend auf satte Gitarren verlagert worden, nur beim Solo hat die Band offenbar der Mut verlassen. Besonders 'Promises Promises', das Lied der NAKED EYES über Liebeskummer und Enttäuschung, scheint erst in der wilderen, expressiven Rockfassung der MOONLIGHT DESIRES zu sich selbst gekommen zu sein, nachdem das Original wie ein Kapitel aus "Schöner leiden" klang. Ein besonderer Wurf ist der Band am Ende mit 'The Power Of Love', und zwar demjenigen von FRANKIE GOES TO HOLLYWOOD, gelungen. Auch wenn dieses Stück am wenigsten in seiner Atmosphäre geändert wurde, ist die musikalische Umwandlung dieser ursprünglich luftigen Klavier-und-Geigen-Ballade zu einem kraftvollen Gitarrenrock sehr deutlich ausgefallen.
Wie stark die Scheibe auf einen alten Sack wie mich, der die Lieder noch im Original kennt, gewirkt hat, soll eine kleine Anekdote verdeutlichen: Nachdem ich "Just The Hits: 1981 - 1985" schon einige Male angehört hatte, spielte jemand zufällig 'Out Of Touch', und mir schoß es durch den Kopf: "Irgendwie spielen HALL & OATES das zu langsam."
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser