MORBID SAINT - Swallowed By Hell
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/24
Mehr über Morbid Saint
- Genre:
- Thrash
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- High Roller
- Release:
- 09.02.2024
- Rise From The Ashes
- Swallowed By Hell
- Bloody Floors
- Burn Pit
- Fear Incarnate
- Fuck Them All
- Bleed Them Dry
- Pine Tuxedo
- Killer Instinct
- Psychosis
Wenn Irrwitzige den Vorschlaghammer benutzen.
Jajaja, ich gebe es zu: Mit MORBID SAINT habe ich mich nie wirklich beschäftigt. Es mag am grottigen Artwork des 90er Debütalbum "Spectres Of Death" gelegen haben oder daran, dass es damals so viel erstklassigen Thrash gab, dass ich mir die vermeintlich zu rumpeligen Sachen manchmal gar nicht erst angehört habe. Ich meine sogar, es habe immer schon Beschreibungen gegeben, die die Band in den Randbereich zum damals frisch aufkommenden Death Metal gestellt hätten, was mich additiv abgeschreckt haben dürfte. Beim Auftritt auf dem KIT vor mehreren Tausend Monden war ich offenbar verkäsespätzelt, sodass ich da auch keine Entjungferung erfahren konnte.
Was schließt der aufmerksame Leser daraus folgerichtig? Genau, "Swallowed By Hell" ist meine Jungfernfahrt mit diesem Quintett aus Wisconsin. Ein Umstand, den ich bereits während des ersten Durchlaufes bitterlich bereue, denn die Herrschaften um den hysterisch klingenden Fronter Pat Lind, dessen Organ mir schon bei UNCIVIL WAR, dem Bandprojekt mit Joe Cangelosi, sehr unangenehm angenehm aufgefallen war, bolzen herzerfrischend alles in Grund und Boden, was nicht bei Eins auf den Bäumen ist.
Ich ziehe eine leichte Parallele zum wirklich famosen SADUS-Album aus dem letzten Jahr, denn auch bei MORBID SAINT regiert die grobe Kelle. Gefangene sind etwas für Rühreier, hier gibt es lieber mal den kostenfreien Nachschlag auf die Kauleiste. Klingt alles so gar nicht nach meiner Musik, oder? Aber offenbar sind meine Ohren momentan genervt von immer gleich rund gebürstetem Heavy Metal und gestelztem Prog, bei dem es nur noch um selbstdarstellerische Fingerfertigkeitsübungen und selten um Songs mit Hooks und Emotionen geht. Dann lieber authentisch grantig als mit dem Glätteisen über die Riffs gebürstet.
Geboten wird also Thrash mit einer Schlagseite zum Death Metal, was im Falle von MORBID SAINT allerdings weder bedeutet, dass man hier mit einem überlauten Blastbeat-Schlagzeug zu kämpfen hat, noch mit einem Sänger, der seine Tagesration Fisherman's Friend nicht genommen hat. Auch wenn mir hier die Drums wieder etwas zu laut im Mix sind, sorgen sie doch dafür, dass alle Songs von einer unwahrscheinlichen Durchschlagskraft nach vorne getrieben werden. Diese resultiert aber auch aus den wirklich effektiven Riffs der beiden Klampfer Jim Fergades und Jay Visser, die ebenfalls seit 1984 in dieser Band ihr Unwesen treiben.
Hört auch nur mal das ultra-brutale 'Fuck The All' an und behauptet, ihr hättet nicht mit der geballten Faust in der Luft den Chorus mitgebrüllt. Danke! Aber das ist nicht der einzige Song auf dem Album, der diese Reaktionen auslösen wird. Schon das einleitende Gemetzel namens 'Rise From The Ashes' gibt die pfeilschnelle Marschrichtung so kompromisslos vor, dass jeder taube Tubaspieler erkennen muss, was hier über ihn hereinbrechen wird. Allerdings zeigt sich bei dieser Nummer auch sofort das Klangproblem des Schlagzeugs, welches mir manchmal zu sehr ballert. Ein immer wieder gern diskutiertes Thema in sozialen Netzwerken, welches ich hier nicht unnötig befeuern möchte. Obendrein finde ich es bei MORBID SAINT auch nicht übermäßig schlimm. Man höre in der hinteren Hälfte des Albums nur mal in 'Pine Tuxedo' hinein und versinke in dem Riff-Strudel, den die Band hier entfacht. Ein absolutes Brett, denn hier zeigt man auch Melodieverständnis in alldem grob gehackten Gebolze. Astreine Nummer!
Unterm Strich ist "Swallowed By Hell" für mich eine extrem kurzweilige Angelegenheit, die ausreichend Hooks in den Rhythmus-Tsunamis beherbergt, dass auch so eine Weichbirne, wie ich es bin, hier enthusiastisch mit allen Gliedmaßen wackelt. Topp!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Holger Andrae