MORK - Katedralen
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2021
Mehr über Mork
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Peaceville / SPV
- Release:
- 05.03.2021
- Dødsmarsjen
- Svartmalt
- Arv
- Evig Intens Smerte
- Det Siste Gode I Meg
- Født Til Å Herske
- Lysbæreren
- De Fortapte Sjelers Katedral
Die dritte Generation des norwegischen Black Metals hat zur alten Spitze aufgeschlossen.
Trotz meiner unbestreitbar großen Hingabe an den norwegischen Black Metal, muss ich an dieser Stelle nicht unbeschämt bekennen, dass MORK aus Halden mir zwar vom Namen her bekannt geworden, musikalisch jedoch weitgehend unter meinem Radar durchgegangen ist. Dies mag daran liegen, dass die schon seit 2004 aktive Band - im Wesentlichen ist es ein Soloprojekt von Bandleader Thomas Eriksen - erst 2013 recht spät debütiert hat. Seither war MORK dafür unglaublich kreativ und so ist das nun vorliegende Werk "Katedralen" schon das fünfte Studioalbum, das neben etlichen EPs für eine bereits sehr stattliche Diskographie sorgt.
Da es für mich jedoch der erste intensivere Kontakt mit dem Schaffen der Band ist, fallen an dieser Stelle Vergleiche mit den Vorgängeralben leider flach. Gehen wir also unbefangen heran, an MORK und die Kathedrale, und stellen wir eingangs fest, dass sich Eriksen mit Fug und Recht das TNBM-Label ans Revers der Lederjacke heften kann, denn was wir zu Hören bekommen klingt in jeder Faser und riecht aus allen Poren nach Norsk Black Metal, und zwar nach der basischen, reduzierten Version desselben. Die Gitarren klingen rau und höhenlastig, die Produktion ist kalt, aber durchaus differenziert und ansprechend, der durchgängig norwegische Gesang ist vorwiegend böse keifend, dabei allerdings wohl artikuliert und gut verständlich; dazu kommen jedoch auch klare, chorale Passagen, die für eine gewisse Epik sorgen, für ein erhabenes Feeling, etwa in einem Stück wie 'Arv', das für mich eines der Highlights des Albums darstellt. Hier begegnen sich in einem pannorwegischen Schmelztigel so unterschiedliche Einflüsse wie TULUS, DARKTHRONE, DØDHEIMSGARDs Debüt, TAAKE oder auch SARKE, weil sich in die schwarzmetallische Raserei und die hysterische Gesangsperformance, die etwa 'Evig Intens Smerte' perfekt auf den Punkt bringt, auch immer wieder eine hinterhältige Rockigkeit einschleicht. Diese prägt etwa den klar und mehrstimmig gesungenen, leicht entrückten, spacigen Refrain von 'Det Siste Gode I Meg'. Stark!
Der vorstehende Titel ist indes nicht prophetisch für das Album, denn dieses hat sehr wohl noch mehr Gutes an sich: Eriksen schafft es mit "Katedralen" nämlich aus dem Stand, mich mitzunehmen, und er bekommt einen ganz besonderen Bonuspunkt und meinen großen Dank dafür, dass er den genialen Albumtitel des ersten MORTIIS-Albums "Født Til Å Herske" (bei dem es sich leider um ein ziemlich ödes Ambient-Werk handelt) hier zum markanten Refrain eines weiteren Song-Highlights hat werden lassen. Darauf habe ich 27 Jahre gewartet, und Eriksen hat mit dem Song den Nagel auf den Kopf getroffen, zumals das Stück auch eine richtig fiese, verstörende Note hat, und damit irgendwie die Attitüde von SHINING und G.G. ALLIN mit der Grimmigkeit des Zweitwerks von SATYRICON verbindet. Auch der dezente Industrial-Thrash-Touch bei 'Lysbæreren', der die "Rebel Extravaganza" zu zitieren scheint und so einen Black-Metal-Aufzug von Bands wie CORONER oder STRAPPING YOUNG LAD anlegt, weiß zu gefallen.
Wenn einem so viel Gutes wiederfährt, dann scheint es fast Ehrensache, dass die Band uns als Finale furioso mit dem mächtigen Zehnminüter 'De Fortapte Sjelers Katedral' noch ein letztes Highlight kredenzt, das sich vielseitig, verschroben, wild und rasend, verstörend und beklemmend präsentiert. Vermutlich hätte auch SIGHs Mirai seine Freude daran. Jedenfalls steht für mich allerspätestens an dieser Stelle fest, dass ich MORK viel zu lange habe links liegen lassen. Daher habe ich nun ein neues nordisches Sammelthema vor mir, und für euch gilt zusammengefasst, dass "Katedralen" tief genug im norwegischen Black Metal verwurzelt ist, um für jeden Fan des Genres ein intensives Hineinhören nahezu obligatorisch zu machen, dass das Album aber auch genug Eigenwilligkeit und Charakterstärke besitzt, um weit mehr zu sein als nur gutes Generikum. Man sollte es auf jeden Fall mal gehört haben, wenn man einen TNBM-Aufnäher auf der Kutte trägt, oder einfach nur - wie ich - eine ganz besondere Schwäche für diesen Sound hat, und für eigenwillige Künstler, die ihn kreativ mit Leben füllen. In jedem Fall ist klar: Die dritte Generation des norwegischen Black Metals hat zur alten Spitze aufgeschlossen.
Anspieltipps:
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle