MORTAL ILLUSION - Voices
Mehr über Mortal Illusion
- Genre:
- Progressive Heavy Metal
- Years Of Mortality
- Between Fire And Ice
- Voices
- January, 23rd
- Winter Of Silence
- Torn Forever
- The Labyrinth Of Thoughts
- The Stranger
- Lost / Found
Was die Hessen auf ihrer zweiten selbstfinanzierten Scheibe zum Besten geben, ist zwar nicht total ausgefallen, aber dennoch irgendwie schwer in Worte zu fassen, da die spürbaren Einflüsse doch recht vielseitig sind. Wir haben es offensichtlich mit Heavy Metal zu tun, der auch durchaus sehr traditionell ausgerichtet ist, aber auch seine progressiven Momente, sphärische Parts, ein wenig Thrash, ganz wenig Death und viele andere Facetten hat, die das Hören von "Voices" zu einem vielseitigen Erlebnis machen. Das herausragendste Merkmal der Band ist aus meiner Sicht der dramatische und ziemlich eigenständige Gesang von Erdmann Görg, der irgendwie Epic Metal pur ist und mich vage an eine Mischung aus Matthew Barlow und John Blackwing erinnert, was die Sache allerdings nur unzureichend beschreibt, euch aber einen ungefähren Eindruck geben sollte.
Nach einem orchestral-episch anmutenden Keyboard-Intro folgen mit 'Between Fire And Ice' und dem Titelstück gleich zwei echte Highlights, welche den eben erwähnten Gesangsstil von Görg wunderbar zur Geltung kommen lassen und auch kompositorisch einiges zu bieten haben. Der Opener ist dabei recht speedig und hart, mit bizarren gedoppelten Leads von Stefan Radl und Dennis Spies versehen, dazu von einem tollen Refrain gekrönt. Das von einer weiblichen Stimme und Wellenrauschen geheimnisvoll eingeleitete Odyssee-Epos 'Voices' startet mit atmosphärischen, orientalisch angehauchten Melodielinien und hat ebenfalls einen absolut überzeugenden Chorus. 'January, 23rd' kommt psychedelischer rüber, hat auch echte Aggressionsausbrüche und extreme, verzerrte Vocals zu bieten. Im zäheren 'Winter Of Silence' begegnet uns die leicht doomige, teils balladeske und einfühlsame Seite von MORTAL ILLUSION, die sich jedoch in der zweiten Hälfte auch noch in höhere Aggressionsbereich und schnellere Passagen versteigt. Gut gemacht! Eine ausgedehnte Pianopassage leitet das lange, dreiteilige Epos 'Torn Forever' ein, in dem Görg mehrmals mit einer sehr schön, aber nicht theatralisch oder opernhaft singenden Dame ein Duett gibt und auch mal ein paar Growls loswird. Das musikalische Spektrum reicht von thrashigen und Death-lastigen Passagen über ein MOTÖRHEAD-mäßiges Gitarrensolo bis hin zu Passagen, die mich an spätere SAVATAGE und an BROCAS HELM erinnern. Eine richtig wirre, aber coole und durchaus stimmige Mischung. Kirchenorgelklänge kündigen das unbeirrt voranmarschierende 'The Labyrinth Of Thoughts' an, das von harten, leicht verzerrten Vocals und starken Leads dominiert wird und in einer schönen, epischen Coda endet. Die beiden Abschlusstracks 'The Stranger' (dynamisch und direkt) und 'Lost / Found' (ausufernd, mit ruhiger, einfühlsamen Piano-Passage zu Beginn und langem Solo-Part) halten das Niveau der übrigen Stücke, fügen dem Gesamtbild aber keine wirklich neuen Facetten mehr hinzu, was bei der bisher gezeigten Vielseitigkeit aber auch nicht nötig ist.
Einziges wirklich nennenswertes Manko von "Voices" ist der auf mich doch recht dumpf wirkende Sound. Mit einer kraftvolleren und transparenteren Produktion könnte diese Scheibe sicher noch viel mehr Leute ansprechen. Mich persönlich stört der Sound allerdings nur marginal und ansonsten können mich die Hessen mit ihrem Gespür für prägnante Refrains und durchwegs ausgefeilten Songs sowie mit dem sehr eigenständigen Gesang rundum überzeugen. Für diejenigen unter euch, die sich nicht gerade als beinharte Soundfetischisten sehen und darüber hinaus auf epischen Metal mit progressiven Zügen stehen, ist "Voices" sicher wert gehört zu werden. Ordern könnt ihr die Scheibe hier für nur sieben Euro.
Anspieltipps: Between Fire And Ice, Voices, Torn Forever
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle