MORTALICUM - Tears From The Grave
Mehr über Mortalicum
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Metal On Metal Records
- Release:
- 24.04.2014
- The Endless Sacrifice
- I Dream Of Dying
- Tears From The Grave
- The Illusion
- I Am Sin
- Remember The Fallen
- Spirits Of The Dead
- The Passage
- The Winding Stair
Feiner Doom, der leider dem tollen Vorgänger nicht ganz das Wasser reichen kann.
Seit Beginn der Dekade kommt alle zwei Jahre ein neues Album von MORTALICUM, und so steht für 2014 eben der Drittling auf dem Veröffentlichungsplan von Metal On Metal Records. Doch irgendetwas hat sich offenbar geändert bei unseren schwedischen Doom-Jungs, das sich schon rein optisch erkennen lässt: Statt farbenfroher Inferni alter Meister findet sich dieses Mal graue Friedhofstristesse auf dem Artwork. Zudem ist die Band zum Trio geschrumpft und hat ihren Rhythmusgitarristen Mikael Engström verloren. Ob das gute Vorzeichen sind?
Die beiden tollen Vorgängerscheiben "Progress Of Doom" und vor allem "The Endtime Prophecy" haben die Messlatte immens hoch gelegt. Wir dürfen demnach gespannt und auch ein wenig skeptisch sein, ob die Band mit "Tears From The Grave" der großen Vorlage gerecht wird, und so fährt die Scheibe auch flugs in den Schacht. Was sodann erklingt, das glättet - zunächst einmal - die Sorgenfalten, denn ohne Frage haben die Herren Högl, Backlund und Häggström hier einen ganz feinen Doomsound auf Platte gebannt, der natürlich und erdig aus den Boxen kommt. Ein leicht hallender, voluminöser Drumbeat und eine schon bald einsetzende, staubtrocken doomriffende Gitarre leiten das neue Werk ein, und spätestens wenn Henrik Högl zum Opener 'The Endless Sacrifice' seine helle, klare, sich meist in mittleren bis gemäßigt hohen Lagen bewegende Stimme erhebt, fühlt sich das Ganze nach Heimkehr an. Zwar ist der Gesang im direkten Vergleich mit den Vorgängeralben etwas dumpfer im Mix, doch das stört das Klangbild nicht nachhaltig. Durch Patrick Backlunds lässige Bassparts wird der Opener 'The Endless Sacrifice' dann auch gleich ein echter Volltreffer, dessen Gesangshooks mich direkt zu fesseln vermögen.
Doch wie die äußeren Umstände bereits anzudeuten schienen, ist etwas anders geworden, im Hause MORTALICUM. Nicht nur das Artwork ist trister geworden, auch die Musik ist reduzierter und ja, ebenfalls trister geworden. Liegt es daran, dass Henrik inzwischen allein für die Sechsaitige zuständig ist, dass schon mit dem zweiten Stück 'I Dream Of Dying' die Spritzigkeit ein wenig abhanden kommt? Schwer zu sagen, denn Henrik spielt - nicht nur an dieser Stelle - ein tolles Solo, und überzeugt spielerisch wie gesanglich auf ganzer Linie. Liegt es an den deutlich längeren Spielzeiten der Songs? Möglicherweise mag das eine Rolle spielen. Rein formal passt nämlich alles, doch irgendwie fehlt es auch dem etwas langatmigen Titelstück mit seinen elf Minuten an dem für Doom-Verhältnisse unbändigen Feuer, das die beiden Vorgängeralben noch durchzog und MORTALICUM von zahlreichen Mitbewerbern positiv abhob.
Das klingt jetzt alles ein wenig negativ, und ja, ich muss sagen, dass ich auch ein wenig irritiert bin. MORTALICUM ist gerade wegen des Gesangs nach wie vor erkennbar, und auch die Produktion besticht weitgehend, doch vielen Stücken geht einfach diese spezielle Energie ab, die Stücke wie 'Devil's Hand' und 'Dark Night' vom Vorgänger, oder auch 'Inner Peace' vom Debüt zu kleinen Hits machten. Glücklicherweise kriegt die Band im hinteren Drittel des Albums noch einmal die Kurve und weiß mit dem gemächlichen, dabei aber durchaus epischen Doomstampfer 'Remember The Fallen' und vor allem mit dem kurzen 'Spirits Of The Dead' wieder voll zu überzeugen. 'The Passage' kann in Sachen Biss gar doch noch an den Vorgänger anknüpfen, bevor mit dem knapp zehnminütigen Finale 'The Winding Stair' bewiesen wird, dass die Band doch auch bei Longtracks überzeugen kann.
Dennoch bleibt "Tears From The Grave" insgesamt doch ein gutes Stück hinter dem tollen Vorgänger "The Endtime Prophecy" zurück. Vielleicht ist das neue Werk sogar mehr Doom als der Vorgänger, aber es rockt weniger, ist weniger eigenständig, und vor allem weniger spritzig, so dass es lange nicht so intensiv in Nacken und Beine geht, und doch eine kleine Enttäuschung auf hohem Niveau darstellt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle