MUGGS, THE - Born Ugly
Mehr über Muggs, The
- Genre:
- Classic Rock / 70s
- ∅-Note:
- 9.25
- Label:
- The Muggs / Just For Kicks
- Release:
- 29.04.2011
- Born Ugly
- Blood Meridian
- Home Free
- Clean Break Blues
- Notes From Underground
- Dear Theo
- Losing End Blues
- 6 To Midnite
- Sturm Und Drang
- Hats Off To Mr. Beardsley
- World Around
- Kitchen Sink Blues
- Last Words
Bühne frei für die großen Momente des Rock!
One-two-three anzählen. Kurzes Klackerdiklack vom Schlagzeug. Umm-da-da-rumm losknarzen.
Ja, so einfach ist es, einen großartigen Song zu schreiben. Oder zwei. Oder eine ganze Platte, wenn man es genau nimmt. Denn so einfach sich das anhört, so locker zelebrieren THE MUGGS ihren Rock nach der altbekannten Formel 1/3 Blues + 1/3 Rock + 1/3 bodenständige Coolnes. Ich sagte ja: einfach. Schwieriger wird es dagegen, die Musik der Band zu beschreiben ohne ständig die zwei magischen Worte LED und ZEPPELIN (1) zu sagen - was zugegeben schwer fällt, da man sich nicht wenig in deren Fahrwasser aufhält.
Denn schon, wenn der Titeltrack loslegt, zieht es einem beim ersten Hören regelrecht die Füße unter dem Boden weg und man ist automatisch im Mitzappelmodus gefangen und wird auch bis zum Ende selten wieder freigelassen zum verschnaufen. Gekleidet in einen warmen, organischen Sound spielt die Gitarre eines dieser griffigen, schweißtreibenden Riffs, die LED ZEPPELIN (2) erfunden haben. Dazu schnörkelt sich der Schlagzeuger nach Leibeskräften durch den Song und ergänzt ihn mit Haufenweise Fills. Langeweile sieht anders aus, denn der Song beginnt zwar gemächlich und erhaben, steigert sich aber durch Gitarrensoli und Strophen bis man nach der Hälfte erstmals zur wunderschönen Bridge/Chorus Doublette kommt. Und plötzlich geht die Sonne auf, der gesamte Song beginnt unterlegt von herrlichen offenen Gitarren regelrecht zu schweben. Ich garantiere: das Teil bekommt ihr nach zwei Durchläufen nicht mehr aus den Ohren!
Bereits 2000 gegründet kommen THE MUGGS aus 'Detroit Rock City', Heimat der amerikanischen Autoindustrie, dem ehrwürdigen Motwon-Label und einer unüberschaubaren Vielzahl an Rock- und Blueslegenden. Da verwundert es auch nicht, dass die Band bisher neben zwei veröffentlichten Alben auch in Werbevideos von Dodge auftaucht. Und ebenso wenig verwundert es, dass die Band auch richtig mal bluesig zwischen dem ganzen Classic Rock kann. Erinnert 'Notes From The Underground' dank seinem hoppelnden Rhythmus noch ein wenig an die auch aus Detroit stammenden WHITE STRIPES und eröffnet die Slidegitarrensaison erinnert mich 'Losing End Blues' an ein RORY GALLAGHER Cover eines verschollenen BEATLES-Songs. Gerade die Slide-Gitarren in Verbindung mit der mittelhohen, leicht rauhen Stimme von Frontmann/Gitarrist Danny Methric und dem Bluesschema erinnert mich an den verstorbenen Iren, die süßlichen Background-Chöre und Melodielinien im Refrain dagegen klar an die frühe Phase der Liverpooler. Eine andere Facette greift der kurze Verschnaufer 'World Around' auf, der mit reduzierten Akustik-Gitarren und mit reichlich Hall unterlegtem Gesang fast trippig um die Ecke schaut, fehlt nur noch der fliegende Teppich zum Abheben.
Dabei sollte man sich nicht täuschen lassen: trotz der LED ZEPPELIN-Vergleiche (3) umgeht man allerdings die derzeit grassierende Retro-Welle ziemlich geschickt, denn obwohl man immer musikalisch zweifellos auf einer Welle mit Bands aus den 60er und 70er Jahren liegt ist die Ausrichtung doch nie im angesagten Okkult-, Heavy- oder Psychedelicrock. Stattdessen wühlt man lieber im bodenständigen Classic Rock von Formationen wie CACTUS oder sehr oft auch den treibenden Gitarrenausflügen von MOUNTAIN und verbindet das sehr abwechslungsreich mit Blues, Flowerpower-Athmosphäre oder High Energy Einschüben. Man kreiert definitiv etwas Neues, das nie abschaut, sondern nur im selben Gebiet wildert, dabei perfekt den Spagat zwischen Moderne und "damals" schafft.
Tolles Album, gerade auch für den kommenden Sommer bestens geeignet. Und das trotz oder wegen gerade mal drei Verweisen auf die fliegenden Bleizigarren...
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Simon Volz