MURDER CAPITAL, THE - Blindness
Mehr über Murder Capital, The
- Genre:
- Alternative Rock / Britrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Human Season Records
- Release:
- 21.02.2025
- Moonshot
- Words Lost Meaning
- Can't Pretend To Know
- A Distant Life
- Born Into The Fight
- Love Of Country
- The Fall
- Death Of A Giant
- Swallow
- That Feeling
- Trailing A Wing
Spannend, aber nicht mehr ganz so zwingend wie zuvor.
THE MURDER CAPITAL aus Dublin ist eine dieser britischen Alternative-Bands, die mich mit ihrem für die Inselgruppe so typischen Sound vom Fleck weg begeistern konnte. Dazu muss ich aber natürlich auch sagen, dass ich schon immer ein offenes Ohr für die britische Alternative-Szene hatte und Bands wie OASIS, THE SMITHS, BLUR oder BLOC PARTY liebe. Irgendwo in dieser Schnittmenge fand sich auch der Fünfer mit seinen bisherigen Alben "When I Have Fears" (2019) und "Gigi's Recovery" (2023) wieder. Die Frage ist anno 2025 allerdings, wohin die Reise denn mit dem oftmals karriereprägenden dritten Langspieler "Blindness" geht, vor allem, weil die Briten gemeinsam mit Produzent John Congleton bei den Aufnahmen in LA ihre Herangehensweise veränderten und primär im Studio an den elf frischen Tracks arbeiteten, anstatt mit fertigen Demos in die Aufnahmen zu gehen.
Musikalisch sind sich die Iren dabei trotz der Änderungen grundlegend treu geblieben, auch wenn sich der Beginn mit 'Moonshot' und 'Words Lost Meaning' etwas introvertierter, düsterer und sperriger anfühlt als das bisherigen Schaffen. Gitarren und Bass wabern dabei etwas rauer aus den Boxen, das Schlagzeug legt einen eher verhaltenen Mid-Tempo-Groove vor und James McGovern thront auf diesem Fundament mit seiner herrlich charismatischen Stimme. Britrock ist dann auch nicht mehr das primäre Schlagwort, das mir als Genre-Kategorisierung in den Sinn kommt. Denn auch wenn die eingängigeren Momente von THE CURE und THE SMITHS als Einflüsse klar auszumachen sind, fehlt doch ein wenig die beschwingte THE CLASH-Stimmung, welche auf den beiden Vorgängern noch herauszuhören war. Stattdessen hält auf "Blindness" eine deutlich stärkere Post-Rock-Note Einzug in den Bandsound, die besonders dann zum Vorschein kommt, wenn sich die Gitarren in Reverb und Delay gehüllt auf Entdeckungsreise mit eher verträumten und teils dissonanten "Riffs" begeben. Mit einher geht damit auch, zumindest in Teilen, eine verminderte Eingängigkeit des Songmaterials, das einem eben nicht mehr im ersten Durchlauf direkt Ohrwürmer einpflanzt.
Doch keine Sorge, mit ein paar mehr Durchläufen hat auch "Blindness" wieder einige echte Höhepunkte im Gepäck, die sich auch durchaus im Langzeitgedächtnis festbeißen. Allen voran möchte ich dabei das bereits erwähnte 'Words Lost Meaning' hervorheben, denn für mich ist die mit prägnanten Gesangslinien ausgestatte Nummer ganz klar das Prunkstück der Scheibe. Dicht dahinter kommt das dezent verträumt rockende 'A Distant Life' über die Ziellinie, bei dem es vor allem die teils etwas verrückten Gitarreneinschübe sind, die mich neben der starken Gesangsleistung und einem wirklich coolen Text am meisten beeindrucken. Und ja, auch sperrige Momente wie der Post-Punk-Ausflug 'The Fall' oder das treibend-rockige 'Death Of A Giant' gefallen mir sehr gut, wobei beide Tracks gerade von der sehr natürlichen und dennoch aufgeräumten Produktion profitieren, die perfekt zum dargebotenen Songmaterial passt. Selbiges zündet aber nicht in allen Fällen mit etwas Geduld, denn auch nach vier Spins bleibt 'Love Of Country' eine eher ziellose Klangcollage und auch 'Trailing A Wing' will sich zumindest mir so überhaupt nicht erschließen.
Die gleichen Begeisterungsstürme wie die beiden Vorgänger löst dann "Blindness" am Ende bei mir auch nicht aus, auch wenn das Album natürlich beileibe nicht schlecht ist. Es hat nur einfach nicht ganz so viele Volltreffer im Gepäck, dürfte Fans der Truppe aus Dublin aber dennoch genügend starkes Futter liefern, um einen Kauf ohne Reue zu rechtfertigen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs