MYSTIC PROPHECY - Hellriot
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2023
Mehr über Mystic Prophecy
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- ROAR ! Rock Of Angels Records
- Release:
- 19.05.2023
- Hellriot
- Unholy Hell
- Demons Of The Night
- Metal Attack
- Paranoia
- Revenge And Fire
- Rising With The Storm
- Road To Babylon
- Azrael
- Cross The Line
- World On Fire
Interkontinentaler Power Metal mit ordentlich Dampf auffem Kessel - very nice!
Alter Schwede, was hat mich das Debüt-Album von MYSTIC PROPHECY im Jahre 2001 umgehauen! "Vengeance" lief damals den gesamten Spätsommer und Herbst lang in meiner Heavy Rotation, und der griechische Saitenmagier Gus G. wurde kurzerhand zum Gitarrengott erhoben. Selbst als eben dieser zwei fantastische Alben später den Abflug machte um sich auf FIREWIND zu konzentrieren, konnte das MYSTIC PROPHECY kaum etwas anhaben. Das Geheimnis der Truppe um den charismatischen Frontmann R.D. Liapakis (kurz Lia) ist, dass sie es wie kaum eine andere Band versteht knackig-frischen Power Metal nach amerikanischer und nach europäischer Definition zu verbinden. Auf MYSTIC PROPHECY-Platten verschmelzen für gewöhnlich die druckvolle Riff-Härte von VICIOUS RUMORS und frühen ICED EARTH mit der melodischen Leichtfüßigkeit von GAMMA RAY und Konsorten zu einem kraftvollen und mitreißenden Sound, den in dieser Art und Klasse höchstens noch BRAINSTORM hinbekommen (hat). Wenn dann noch Killer-Hooklines mit Ohrwurm-Garantie hinzu kommen, dann brodelt die metallische Suppe aus dem Kessel heraus, meine Damen und Herren!
Aber selbst eine Institution wie MYSTIC PROPHECY kann mal schwächeln, wie doch eher zahnlose und etwas abgenutzt klingende Werke der Marke "Killhammer" (2013) und "War Brigade" (2016) zeigten. Das programmatisch betitelte "Metal Division" deutete vor drei Jahren bereits wieder die Besinnung auf gute alte Tugenden an. "Hellriot" geht diesen Weg nun konsequent weiter. Das neue Album beeindruckt in den ersten Hörmomenten zunächst mal mit seiner exzellenten, enorm kraftvollen und doch transparenten Produktion. Satte Killer-Riffs ballern aus den Lautsprechern, das Schlagzeug macht Druck ohne Ende, der Bass pumpt und schwitzt, Lia ist in Topform und hat richtig Bock! So und nicht anders muss MYSTIC PROPHECY klingen. So und nicht anders muss zeitgemäßer Power Metal klingen. Den treibenden Midtempo-Songs steht es mal wieder hervorragend zu Gesicht, dass Lia im Grunde viel mehr ausdrucksstarker Heavy-Rock-Sänger als reine Metal-Sirene ist. Es ist wahrlich schwer "Hellriot" wieder aus dem Player zu bekommen; dieses Album kann man in allen Lebenslagen hören und genießen.
Meine persönlichen Highlights der Scheibe sind das furiose Opening-Duo aus Titelsong und 'Unholy Hell', das fett stampfende und groovende 'Paranoia', das aufwühlend hymnische 'Rising With The Storm' und der melodisch sehr wertvolle Rausschmeißer 'World On Fire'. Es gibt eigentlich nur einen einzigen Vorwurf, den ich MYSTIC PROPHECY – leider nicht zum ersten Mal – machen muss: Über die volle Albumdistanz wäre etwas mehr Abwechslung doch wünschenswert. Und damit meine ich nicht abgespeckte Hardrock-Nummern oder halbherzige Halbballaden, sondern echte Abwechslung. Wenn diese tolle Band ein so starkes Album wie "Hellriot" noch mit zwei, drei faszinierenden Überraschungsmomenten mit Blicken über den Midtempo-Metal-Tellerrand hinaus verfeinern könnte, dann wäre sie wirklich ganz, ganz vorne mit dabei. Vielleicht mal die Prog-Thrash-Keule auspacken, ein exotisches Gitarren-Lead oder eine futuristische Drum-Figur, irgendwas halt. So bleibt es bei aller Klasse und Sympathie eben doch "nur" bei gehobenem Europa-League-Format. Aber das ist natürlich aller Ehren wert und mehr als ausreichend für den käuflichen Erwerb dieses sehr starken Albums.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan