MYSTICAL FULLMOON - Scoring A Liminal Phase
Mehr über Mystical Fullmoon
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- KillingZone Records
- Release:
- 27.09.2009
- As I Walk Alone
- Hives
- Per Speculum In Aenigmate
- Opening The Shrine Of Janus
- Daleth
- Omen
- Limbonica Mysteria
- Progression Ov Thee Revelation: Nigredo In Mars
- Prometheus Unbound
- May Wisdom Bless My Path
Aggression, Melodie und Dramatik - drei Elemente, die MYSTICAL FULLMOON auf ihrem neuen Album innovativ miteinander verbinden.
Bis ins Jahr 1994 reicht die Geschichte der italienischen MYSTICAL FULLMOON zurück, die trotz dieser weiten Wegstrecke mit "Scoring A Liminal Phase" erst ihre fünfte Veröffentlichung nach zwei Demo-Tapes, einer Live-CD und einem Studioalbum hervorbringen. Nach einer langen Kunstpause – die letzte Verlautbarung in Form erwähnter Live-Scheibe stammt aus dem Jahre 2000 – scheinen sich die italienischen Künstler denn aber auch mit einem aufwändigen Werk unter großem Einsatz zurückzumelden.
Zehn Tracks werden hier präsentiert, die eine verwegene Mischung aus typischen Black-Metal-Elementen mit schwermütiger Symphonik und sogar Jazz-Passagen darstellen. Das Ganze ist unter prominenter Beteiligung entstanden. So hat man sich der Fertigkeiten des in der Szene nicht ganz unbekannten Alex Azzali bedient, der die Scheibe in seinen Alpha Omega Studios produziert hat. Auch bei der Wahl eines Orchesters haben sich die Herren aus Milano nicht lumpen lassen, sondern mit dem Bulgarischen Nationalen Radiosinfonieorchester namhaften Rückenwind erhalten.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Denn "Scoring A Liminal Phase" sticht mit Andersartigkeit durchaus hervor aus dem, was nicht wenige Black-Metal-Alben zu bieten haben. Überzeugend ist dabei zunächst, dass es hier gelingt, finstere Atmosphäre herzustellen, ohne auf ästhetische Melodien gänzlich zu verzichten. Kreischende Gitarren und grunzender Gesang unterlegt mit agressiv-temporeichen Drumpassagen verleihen den Songs die nötige Dramatik, lassen aber im Wechsel mit akustischen Gitarrenparts dennoch Raum für Nachdenklichkeit.
In diesem Sinne fast schon experimental mutet zum Beispiel Track zwei mit dem Titel 'Hives' an, der statt eines Liedes flüsternd schwerfälligen Sprechvortrag vor dem Hintergrund einer Klanginstallation darstellt. Die Wirkung des sich anschließenden 'Per Speculum In Aenigmate', einer orchestral gestalteten Black-Metal-Nummer mit entspannt-melodiösem Zwischenspiel tritt hernach überraschend hervor.
Dass MYSTICAL FULLMOON sich auch der Filmmusik verpflichtet fühlen, wird beispielhaft am sinphonisch dominierten Folgestück 'Opening The Shrine Of Janus' deutlich, das bildhafte Phantasien weckt und die einleitenden orchestralen Phrasen geschickt mit modernistischen Klängen in eine rockige Nummer überzuleiten weiß, die dennoch speziell durch ihren schrillen Gesang auch hier die Black-Metal-Attitüde nicht vermissen lässt. Ein Stück also, das so recht in keine Schublade passen will und damit auch stellvertretend für das gesamte Album steht.
Hervorzuheben wäre alsdann noch das avantgarde 'Daleth', ein schwermütiges Arrangement mit gequältem Gesang, das seine Besonderheit durch Saxophonimprovisationen erhält, die sich im jazzigen Klavierspiel verlieren. Bemerkenswert!
Insgesamt ist den drei Herren aus dem schönen Italien hier nach all den Jahren ein eindrückliches Werk gelungen, das zwar der Sparte des Black Metal zuzurechnen ist, aufgrund seines Mutes zum Experiment mit Elementen jenseits des Klischees aber zu überraschen weiß.
Anspieltipps: Daleth, May Wisdom Bless My Path
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Erika Becker