NADIR - Big Open Wound (MCD)
Mehr über Nadir
- Genre:
- Gothic Rock/Metal
- Label:
- TwoFatMen/ Twilight
- Release:
- 07.06.2004
- Big Open Wound
- So Tired
- The Prow
- Waterfalse
- Blame Me
Die Spanier von NADIR zeigen mal wieder, dass in Südeuropa mehr zu finden ist als True Metal in allen möglichen Schattierungen. Die seit 1995 existierende Band hat schon mit NASUM und NAPALM DEATH Shows absolviert, ist aber meilenweit weg vom Grindcore.
Gothic ist angesagt, aber weder Gothic Rock noch Gothic Metal, sondern irgendetwas dazwischen. Ich weiß zwar nicht, wie das erste Album der Band, "Fall From Grace", geklungen hat, "Big Open Wound" schafft es innerhalb von fünf Songs, ein ganz schön breites Spektrum an Stimmungen und Klängen darzubieten. Die Klammer um das alles ist aber die melancholische, düstere, traurige Grundstimmung, die sich wie ein roter Faden durch alle Lieder zieht und auch bei den härteren Passagen immer im Hintergrund mitschwingt.
Interessanterweise verzichten NADIR trotz eines Keyboarders auf die typischen Soundteppiche, die alles zukleistern, was ich als Keyboardverächter ziemlich gut finde. Was sich mir allerdings noch nicht ganz erschließt, selbst nach mittlerweile sechs Durchgängen, ist die Tatsache, dass die Band mit zwei Bassisten antritt. Für den Sound der Band spielt das keine so große Rolle, eigentlich fast gar keine. Ich würde fast jede Wette eingehen, dass einem unbedarften Hörer das gar nicht auffallen würde. Ob der eine oder andere Song durch mehr Bass besser werden würde?
Schwierige Frage, denn von den Liedern her bietet "Big Open Wound" ein merkwürdiges Bild. Obwohl beim Durchlauf der Scheibe nicht so viel hängen bleibt, wird die MCD doch irgendwie nicht langweilig. Der Opener fällt dabei noch am ehesten in die Kategorie Schema F. Klavierbeginn, dann folgt ein typischer Goth-Rocker, der knackige Gitarren mit dem Gruftgesang von Sänger Vincent kombiniert, veredelt mit gefälligen Melodien. Klingt gar nicht übel, kann aber auch nicht wirklich fesseln, zumal der Song mit sechseinhalb Minuten auch schlicht und ergreifend zu lang ist, daran ändert auch das ruhige Break nach viereinhalb Minuten nichts.
In die gleiche Kerbe schlägt dann 'Blame Me', bei dem ebenfalls nett abgerockt wird, ohne wirklich zu nerven, aber auch ohne wirklich zu überzeugen. Am interessantesten klingt noch 'The Prow', was aber leider eine Coverversion von VOIVOID ist. Klar, das Ding ist gut umgesetzt, aber wenn ein Coversong das Highlight ist, spricht das nicht gerade für die Band. 'Waterfalse' hat dann massive Doomvibes, klingt ziemlich düster und beeindruckt mit ruhigeren Passagen, aber auch dieser Song ist im Endeffekt einen Tick zu lang und zu eintönig. 'So Tired' hingegen kann mit waschechtem Gothic Metal aufwarten, bietet auch ganz nette Melodien, ruhigere Passagen und insgesamt einen passablen Eindruck.
Als Fazit bleibt also ein etwas zwiespältiges Bild. Zum einen haben NADIR einige gute Ideen, sind einigermaßen versierte Songwriter und vermeiden zum Großteil geschickt die typischen Gothic-Klischees. Wenn ich das Album nebenbei laufen lasse, wirkt das alles auch recht ordentlich. Zum anderen fallen beim genaueren Hinhören doch einige Schwächen auf. Die Tracks sind meistens zu lang, die Ideen können meistens keinen ganzen Song tragen und Herausragendes sucht man doch vergeblich. Ein nettes Album mit Potenzial, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Das ist zwar nicht viel, aber immerhin etwas, was mich doch einigermaßen gespannt auf die Zukunft von NADIR blicken lässt. Wer weiß, was da noch kommt.
Anspieltipps: Waterfalse, Big Open Wound
- Redakteur:
- Herbert Chwalek