NARDI, KENN - Dancing With The Past
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2015
Mehr über Nardi, Kenn
- Genre:
- Progressive Thrash Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Divebomb Records
- Release:
- 13.01.2015
- Unnecessary Evil
- Fragile
- Made
- Armies Of One
- Lament In Rust
- Dead Letters
- Submerged
- Await The Setting Sun
- This Killer In My House
- Straining The Frayed
- The Dark And The Light
- The Telling Skies
- Untouchable
- The Scarlet Letter
- Blinding Lies
- Spitting Bitter
- Ordinary
- Dancing With The Past
- One World
- Creve Coeur (A Place Called Broken Heart)
- A Little Light
- Blood In The Water
- Climbing
- Stabbing Sorrow
- Dead Men's Bones
- Symbiotic
- Beside Myself
- The Runt
ANACRUSIS!
Darauf hat die Welt gewartet! Endlich liegt das erste Soloalbum von KENN NARDI vor mir und ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind. So eine Vorfreude verspüre ich heutzutage nur noch selten, aber bei diesem Künstler überkommt es mich. Diejenigen, die sich jetzt verwundert am Kopf kratzen und sich fragen, was denn an KENN NARDI so besonders sein soll, werden sein früheres Schaffen nicht kennen und somit eine der wohl wunderbarsten Metalbands der 90er verschlafen haben. Die Rede ist natürlich von ANACRUSIS. Die Band aus St.Louis, die in der Zeitspanne von 1988 bis 1993 vier fantastische Alben veröffentlicht hat und mit dem letzten – "Screams And Whispers" – sogar im Vorprogramm der legendären DEATH in deutschen Landen unterwegs war. Danach löste sich die Band leider auf. Sänger/Gitarrist Kenn Nardi begann nach Jahren sein Soloprojekt CRUEL APRIL und stellte im Jahr 2006 ein komplettes Album zum freien Download ins Netz. Der dadurch ins Rollen gebrachte Ball endete in einer kurzzeitigen Reformation von ANACRUSIS. Die daraufhin gespielten Festivalauftritte machten Hoffnung auf ein neues Album, aber leider zerbrach die Band relativ schnell wieder. So hat Mister Nardi nun die Zügel allein in die Hand genommen und mal eben ein Soloalbum eingespielt. So viel zur Vorgeschichte.
Ohne auch nur einen Ton des Albums gehört zu haben, weiß ich beim näheren Betrachten des Werkes, dass Kenn hier etwas ganz Besonderes geschaffen hat. Schon die liebevolle Gestaltung des Albums, welches im schicken Digipack mit allen Texten um die Ecke kommt, macht Freude. Aber das ist noch nicht alles: Es befinden sich mal eben schlanke 28(!) Songs auf den beiden Rundlingen, die jeweils mit einer Spielzeit von über 78 Minuten ins Ziel laufen. Ein Album, welches man nicht mal eben so nebenbei auflegt. Ein Album, welches den Hörer fordert. Daher habe ich es mir auch verkniffen in der ersten Über-Euphorie ein Review zu schreiben. So läuft das gute Stück bereits seit mehreren Wochen bei mir und ich kann es wagen, eine Meinung zu dem gehörten Material abzuliefern.
Der gute Kenn bietet hier wunderbare Musik, die zu jeder Sekunde seine Handschrift trägt und damit natürlich auch an ANACRUSIS erinnert. Wenn man zum Beispiel das stampfende 'Spitting Bitter' anspielt, wird man in dessen rasanter zweiten Hälfte ein herrliches 'Terrified'-Gedenkriff hören. Herrlich detailliertes Notenmikado also, denn diese Verwandtschaft ist ja nicht schlimm, sondern – ganz im Gegenteil – wundervoll. Wir alle wollen doch eine neues ANACRUSIS-Album und wahrscheinlich wäre "Dancing With The Past" sogar unter diesem Banner erschienen, wenn die restlichen Bandmitglieder beteiligt wären. So finde ich es nur legitim, dass Kenn das Album unter seinem Namen veröffentlicht. So wird auch das einzige Manko der Scheibe erklärbar: Das programmierte Schlagzeug, welches an manchen Stellen eben genau wie ein solches klingt. Mit einem humanoiden Drummer würden die Songs wahrscheinlich noch besser klingen. Aber es gibt etliche Bandveröffentlichungen der letzten Jahre, deren Drums klinischer klingen als sie es auf diesem Album tun.
Soll ich jetzt noch auf einzelne Songs eingehen? Wie lang soll diese Tapete hier noch werden? Okay, ich nenne mal meine momentanen Favoriten: Da hätten wir das rasante 'Fragile' mit wunderbar typischen Nardi-Schreien auf welches im krassen Kontrast das behutsame 'Made' anschließt. Der flüsternde Gesangsstil, der immer wieder zum Einsatz kommt, passt in dieser Nummer ganz ausgezeichnet zur Grundstimmung des Songs. Dann gäbe es da noch den Ohrwurm 'Submerged', welcher mit einem Chorus daher kommt, für den andere Bands töten würden. Vielleicht momentan mein Lieblingssong des Albums. Mit 'Blinding Lies' finden wir noch so einen wütenden Schrillgesangsong gleich als Eröffnungsnummer des zweiten Silberlings. Lungenflügel ade. Des weiteren überzeugt der emotionale Titelsong, sowie das extrem abwechslungsreiche 'Blood In The Water' mit seinem coolen Wave-Flair. Zwischendurch schmeichelt das balladeske 'A Little Light', welches Insider bereits vom eingangs erwähnten CRUEL APRIL-Album kennen können und das Melodiefeuerwerk 'Creve Coeur (A Place Called "Broken Heart")' unseren Ohren. Ein Album voller Verwöhnaromen, wie ihr unschwer erkennen könnt, denn die Zahl der Highlights ist nicht gering. Morgen werden hier eventuell schon wieder andere Songs stehen, denn die Entdeckungsreise ist sicherlich noch nicht zu Ende.
Value for money, ist hier auf jeden Fall die Devise. Dass dabei die Qualität nicht auf der Strecke geblieben ist, sorgt für offene Münder und erstaunte Ohren. Wer etwas anderes behauptet, bekommt die rosafarbene SABATON-Gedenk-Nadel angeheftet. "Dancing With The Past" ist wohl das Album des Jahres.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae