NECROPHOBIC - Mark Of The Necrogram
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2018
Mehr über Necrophobic
- Genre:
- Black / Death
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 23.02.2018
- Mark Of The Necrogram
- Odium Caecum
- Tsar Bomba
- Lamashtu
- Sacrosanct
- Pesta
- Requiem For A Dying Sun
- Crown Of Horns
- From The Great Above To The Great Below
- Undergangen
Mit der Wucht einer Wasserstoffbombe...
Meine Fresse, da will es aber jemand so richtig wissen und so weit wie möglich back to the roots gehen. Natürlich fällt als erstes ins Auge, dass die Schweden von NECROPHOBIC zum zweiten Mal in ihrer Karriere (wieso eigentlich nicht öfter?) Kristian "Necrolord" Wahlin (DISSECTION, THERION, EMPEROR und hunderte andere) für das Coverartwork beauftragt haben, und der Mann ihnen ein absolutes Meisterwerk auf die Leinwand gepinselt hat. Dass das Artwork an den Zweitling "Darkside" angelehnt ist, kommt hier natürlich auch nicht von ungefähr, wie man im Verlauf der nächsten Minuten feststellen wird. Was aber noch viel geiler ist - vor allem, wenn man Fan des Erstlings ist, ist die Tatsache, dass nach dem Abgang von Tobias Sidegard (sollten die Anschuldigungen stimmen, was sie bei einer erfolgten Verurteilung normalerweise tun, hoffentlich mit einem entsprechenden Abschiedsgruß!) nun wieder Ur-Sänger Anders Strokirk für das Mikro zuständig ist. Und, Leute, ich kann euch hier schon versichern: der Mann hat in den letzten 25 Jahren gar nichts verlernt, im Gegenteil!
Wie aber siehts musikalisch denn nun aus? Vor allem angesichts der Tatsache, dass der Vorgänger "Womb Of Lilithu" nicht gerade im Kollektiv abgefeiert wurde, meiner Meinung nach aber alles andere als wirklich schwach, vielleicht nur etwas zu lang war. Führt man sich aber die Diskographie dieser Satansbraten vor Augen, muss man einfach feststellen, dass die Jungs nicht mal ein wirklich schlechtes Album schreiben könnten, wenn man ihnen die Hände auf den Rücken binden würde. Aber ich schweife schon wieder ab, schließlich will der Fan ja wissen, ob er sich "Mark Of The Necrogram" nach der letzten "Enttäuschung" wieder ins Regal stellen soll.
Fangen wir einfach mal mit dem einleitenden Titelsong an, der alle Trademarks der Band bündelt, Blastbeats neben thrashige Parts stellt und dabei einfach komplett frisch klingt. Man könnte meinen, Sebastian Ramsted und Johan Bergebäck, die beide nach einer kurzen Auszeit wieder an Bord sind, hätten einfach ihre Gitarren eingestöpselt und spontan, von der Leber weg losgelegt. Jedenfalls ist ihnen mit dem Titelsong ein Hit geglückt, der nur von der Hymne an die größte Wasserstoffbombe der Welt ('Tsar Bomba') getoppt wird. Es gibt Menschen, die in dieser melodischen Achterbahnfahrt Parallelen zu AMON AMARTH entdecken.
Seltsamerweise haben sie damit nicht mal unrecht, was in diesem Zusammenhang von meiner Seite aus aber positiv gemeint ist. Schließlich wissen die erwähnten Wikinger sehr gut, wie man Melodien schreibt und haben das auch oft genug unter Beweis gestellt. Und Melodie war auch NECROPHOBIC noch nie fremd (etwas, was sie immer mit den Brüdern im Geiste von DISSECTION verband), aber dieser Refrain macht den Song zu einem absoluten Hit, den man auch Tage nach dem Hören nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Ein kleines bisschen weniger offensichtlich springt einen die Melodie bei dem ebenfalls grandiosen 'Pesta' an, die schön inmitten eines schwarzen Gewitters über den Hörer hereinbricht, bevor ein beschwörender Mittelpart etwas Zeit zum Luftholen lässt, garniert von einem melodischen Solo, bevor die letzen Sekunden den finalen Schlag versetzen.
Neben richtig abartigen Melodien beherrschen die Jungs aber auch das schwarze Element, das bekanntermaßen nach dem Debüt (das noch etwas mehr Melodien im Sinne von DISMEMBER als von DISSECTION enthält) immer einen großen Teil des Sounds ausmachte. Und auch hier ist der Black Metal selbstverständlich allgegenwärtig, nimmt einen großen Teil der Platte ein, verwässert aber dennoch nie das todesmetallische Element und zeigt sich auch offen für Thrash Metal, letzteres gerade hier und da in der grandiosen Gitarrenarbeit. Dass man aber bei dem großartigen 'Crown Of Horns' im Vers klingt wie SATYRICON zu "Now, Diabolical"-Zeiten, überrascht dann doch etwas. Aber auch das soll nicht negativ klingen, im Gegenteil. Der Song ist eine absolute Berg-und-Tal-Fahrt, führt den Hörer anfangs erst auf eine falsche Fährte, indem er die absolute Raserei vorgibt, nur um dann in den angesprochenen, eher rockigen SATYRICON-Part überzugehen und einem dann aber beim Refrain so richtig das Fell über die Ohren zu ziehen.
Dass ich diese vier Songs hervorgehoben habe, soll nicht heißen, dass das restliche Material Schwächen offenbart. Vielleicht strahlen die genannten Sterne ein ganz klein wenig heller als die fünf anderen (plus dem ruhigen, instrumentalen Ausklang namens 'Undergangen'). Oder aber sie benötigen einfach ein wenig mehr Anlauf, bis sie sich zu kleinen Hits entwickeln, wie etwa das beschwörende 'Namashtu' mit seinen zur Thematik passenden orientalischen Gitarrenharmonien. In der Summe ergibt das ein wahres Meisterwerk, das sich perfekt in die Reihe der ersten drei Werke einreiht und sich wenig bis gar nicht vor den beiden DISSECTION-Werken (das Album "Reinkaos" ist nur ein nicht existierender Mythos!) verstecken muss. Wieso aber steht dann hier nicht die Höchstnote? Nun, ein klitzekleines bisschen Luft nach oben besteht noch, außerdem scheint der Weg von NECROPHOBIC noch lange nicht zu Ende gegangen zu sein. Ich bin mir sicher, dass nach dieser Wundertüte noch einiges auf uns zukommen wird und halte die 10 deshalb noch zurück.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Michael Meyer