NERVE - Hate Parade
Mehr über Nerve
- Genre:
- Death Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Nadir Music / Audioglobe
- Release:
- 15.01.2010
- The Threat
- Mescaline
- Shelter
- My Inferno
- Black Fades
- Fake Deaf
- Hate Parade
- I Am My Own God
- Nil
- How To Fix A Brolken Heart
- Generation Lost
Ambitioniertes Schlachtfest mit technischer Schlagseite.
Dass ausgerechnet aus Italien eine derart brutale Abrissbirne mit einem solch bewegenden, anspruchsvollen Einschlag die Runde machen könnte, wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Der Stiefelstaat war spätestens mit dem Ende seiner Power-Metal-Szene im Kitsch erstickt und hatte überhaupt kein Feingefühl mehr für basische Härte und schlichte, effiziente Dynamik.
Doch wie schnell sich die Zeiten ändern können: Die Spaghetti-Szene hat sich gesund geschrumpft und längst vom Kitsch-Fiasko erholt, sodass gerade im brachialen Bereich momentan eine Menge Potenzial jenseits des Reschenpasses schlummert. Eine der Bands, die diese Entwicklung in Zukunft definitiv prägen könnten, sind die Jungs von NERVE. Bereits vor drei Jahren konnten sie mit ihrem Debüt "Getting Nervous" überzeugen, wollen mit neuen Möglichkeiten und Label-Unterstützung jetzt jedoch erst richtig durchstarten. Die Waffe hört heuer auf den Namen "Hate Parade" und gilt musikalisch als klares Namens-Äquivalent zum unmissverständlichen Titel. Doch ist gebündelter Hass in diesem Fall alles?
Über weite Strecken schon, darf man nach einigen intensiveren Durchläufen konstatieren. "Hate Parade" beginnt zwar als kompromissloses, temporeiches Brutalo-Geschoss, hat aber langfristig mehr zu bieten als ausschließlich den groben Knüppel. Vor allem die technisch beschlagenen Momente wissen zu überzeugen, erzeugen immer wieder eine mehr oder weniger freiwillige Nähe zu den Kollegen von SADUS, drücken aber noch konsequenter vorwärts als DiGiorgio und Co. Außerdem lasssen es NERVE wirklich abwechslungsreich krachen: Einer progressiv ausgerichteten Death-Metal-Nummer wie 'My Inferno' lässt man verspielten Stoff wie 'Fake Deaf' ebenso selbstverständlich folgen wie überraschend introvertiertes Material, welches das fast schon balladeske 'Nil' bietet. Dazwischen gibt es extrem heftiges Thrash-Riffing, Gebrüll in bester THE HAUNTED-Manier und immer wieder zielstrebiges Songwriting. Selbst einen clean-Chorus erlaubt man sich, wobei das hiervon 'betroffene' Titelstück vielleicht sogar der beste Song auf "Hate Parade" ist - und da ist er in bester Gesellschaft.
Alles prima also? Naja, fast. Was diesem Album jetzt noch fehlt, ist gewissermaßen eine klare Linie. "Hate Parade" ist zwar weit davon entfernt, im Wust der Elemente zu verschwimmen, könnte hier und dort aber doch einen greifbaren Aufhänger vertragen. Nichtsdestotrotz haben NERVE sich hier weitestgehend stark behauptet und einen der besten Modern-Thrash-Releases der letzten Monate zusammengestellt. Und das ist nach all den Niederlagen, die die italienische Szene hat einstecken müssen, noch immer mehr, als man vorab erwarten konnte!
Anspieltipps: My Inferno, Hate Parade, Generation Lost
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes