NEVERMORE - Enemies Of Reality
Mehr über Nevermore
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 28.07.2003
- Enemies Of Reality
- Ambivalent
- Never Purify
- Tomorrow Turned Into Yesterday
- I, Voyager
- Create The Infinite
- Who Decides
- Noumenon
- Seed Awakening
War ich geschockt, als ich hörte, dass Seattle's Finest trotz ihres totalen Erfolges mit "Dead Heart In A Dead World" ihr Budget für ihre nächste Langrille zusammengestrichen bekommen würden. Wie bitte? Was zum Teufel ist das für eine Labelpolitik? Bands zu droppen, wenn sie eigentlich zu pushen wären? Schwamm drüber.
Man merkt "Enemies Of Reality" deutlich die Wut an, die sich während des Songwritingprozesses angestaut haben muss. Die CD ist dermaßen schweinehart geworden, dass selbst etablierte Death-Metal-Acts einen leichten Genickschlag erhalten haben.
Gesangstechnisch trifft das natürlich nicht zu. Sangesgott Warrel Dane leidet wie immer mit jeder Silbe, die er singt, und legt so viel Gefühl in die Zeilen, dass der Schmerz förmlich spürbar wird. Gepaart mit der genialen Musikalität der Instrumentalprotagonisten, resultiert eine Mischung, die nur NEVERMORE hinbekommt. Besonders gelungen an dieser Scheibe ist, dass der Gesang und die Musik eigentlich völlig konträr wirken, die Vermischung der beiden Elemente aber reibungslos funktioniert. Auf der einen Seite ein Riffmassaker, teils völlig unmelodiös und brutal, auf der Anderen der sphärische und wohl in der Metalwelt eigenständigste Gesang von Warrel Dane. Dieser Stil macht NEVERMORE seit eh und je einzigartig, bei der neuen CD kommt er aber am bisher deutlichsten zur Geltung. Die Scheibe beginnt mit einem Paukenschlag!
'Enemies Of Reality' ist wohl einer der besten Metalsongs, die ich je gehört habe. Dieses Lied vereint alles, was ich an Heavy Metal so liebe. Extreme Härte, Power bis zum Kotzen und ein Refrain, den man nie mehr vergisst... Genial!!! Weiter gehts mit dem bisher brutalsten NEVERMORE-Song 'Ambivalent'. Die Band wächst hier völlig über sich hinaus. Jeff Loomis zockt in einem Lied so viel, wie andere Gitarreros auf einem ganzen Gig und die Rhythmusfraktion legt ganz locker und tight ein blitzsauberes und herrlich derbes Hightech-Fundament... Gratulation!!!
Im Anschluss schlägt mich 'Never Purify' sofort in seinen Bann. Welch ein hypnotischer Refrain. Ich glaube nicht, dass es eine andere Band gibt, die in der Lage ist, solche Musik zu komponieren... Standing Ovations!!!
'Tomorrow Turned Into Yesterday' ist die obligatorische Ballade der Scheibe, obwohl Doomster wohl eher passen würde. Düster und depressiv, zäh wie Lava und wirklich... Schön!!!
'Create The Infintite' ist US Power Metal in Reinkultur. Riff an Riff smasht sich das Teil dreieinhalb Minuten durch deine Rübe... Killer!!!
'I Voyager' ist eigentlich typischer NEVERMORE-Stoff und hätte auch auf "The Politics Of Ecstasy" stehen können. Schöne verschrobene Gesangslinien und ein sehr sphärischer Refrain machen das Lied zum leichtverdaulichsten der CD... Earcatcher!!!
'Who Decides' ist ein geil groovender Song mit einer starken Grundmelodie und einer total melancholischen Stimmung... Einprägsam!!!
Das folgende 'Neoumenon' ist das Quasi-Instrumental der Platte. Erst im Studio entstanden, ist die Nummer laut Warrel Dane eher als ein Soundexperiment zu sehen. Eigentlich ist es auch kein richtiger Song, sondern ein total hypnotischer Soundteppich, mit coolen Soli und einem Sänger in Hochform. Depressiver kann man einfach nicht mehr singen... jedoch gewöhnungsbedürftig!!!
Zum Schluss kredenzen uns die Amis noch die Abrissbirne 'Seed Awakening', die alles bisher unter dem Namen NEVERMORE veröffentlichte, an Rasanz in den Schatten stellt. Allein die Strophen mit ihrem Doublebass-Geballer und die Riffsalven von Meister Loomis, die sich dann in einer fast QUEENSRYCHE-mäßigen Bridge und einem hypermelodischen Refrain auflösen, sind einen Kniefall wert... Anbetungswürdig!!!
Was soll ich noch über eine Band schreiben, die eigentlich jeder Metaller kennen muss? Die Genialität dieser Combo ist schon so oft angepriesen worden, dass ich hier nur noch eines verdeutlichen will: Alles Geschriebene ist die Wahrheit! Glaubt und kauft!!!
Einziger Wehrmutstropfen ist die verwaschene Produktion, die zwar in den Bassfrequenzen an den Eingeweiden zupft, im Höhenbereich aber völlig versagt und komisch schepperig klingt. Egal, nach dem ersten Durchlauf hat man sich den Sound schön gehört und kann beruhigt die Repeat-Taste drücken.
Anspieltipps: Enemies Of Reality, Ambivalent, Never Purify, Who Decides, Seed Awakening
- Redakteur:
- Alex Straka