NIGHTRAGE - The Puritan
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2015
Mehr über Nightrage
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Pirate Smile
- Release:
- 27.04.2015
- The Puritan
- With A Blade Of A Knife
- Desperate Vows
- Endless Nights
- Foul Vile Life
- Stare Into Infinity
- Lone Lake (Instrumental)
- Son Of Sorrow
- When Gold Turns To Rust
- Fathomless
- Kiss Of A Sycophant
Paradebeispiel der Vor- und Nachteile einer reinrassigen Genre-Platte
Ihr kennt dieses Gefühl sicher alle: Man schiebt ein bis dato unbekanntes Album in den Player, hört mehr oder minder aufmerksam zu, würde aber spätestens beim vierten Song Oma ihr klein Häuschen darauf verwetten, dass man das Teil kennt. Kurz gecheckt: Nee, ist brandneu. Komisch. Nun gut, so komisch und vor allem ungewöhnlich ist das gar nicht. Die Gratwanderung besteht in so einem Fall dann immer darin, ob dem Stil wenigstens derart gefrönt wird, dass ein Genre-Freund daran seine helle Freude haben kann, oder ob es bloß das Wiederkäuen von tausendfach gehörten Elementen, teilweise ganzer Riffs und Melodiebögen ist, die einen dann doch eher anöden.
Genau vor so einem Fall stehe ich bei NIGHTRAGEs "The Puritan". Ich sehe mich durchaus als Fan des melodischen Todesmetalls aus Schweden, bin mir jedoch nicht sicher, ob ich den aktuellen Output mit Blick auf die oben genannten Überlegungen weiterempfehlen würde. Es ist halt der übliche Standard, instrumental mit viel Erfahrung eingespielt, mit allen kompositorisch üblichen gegangenen Pfaden, mit den gewohnten Lyrics und mit dem obligatorischen Gebrüll. Selbst der hin und wieder eingestreute klare Gesang und die marginale Thrash-Kante vermag mir nicht das Gefühl zu geben, hier auch nur ein Fünkchen von etwas Neuem zu hören. Aber das muss wie bereits gesagt auch überhaupt nicht sein, fühle ich mich beim Hören des konstant guten, jedoch höhepunkttfreien und im Sound etwas zu gepressten "The Puritan" einfach wohl und habe Spaß an altem Wein aus oft benutzten Schläuchen. Hört einen beliebigen Song Probe, es tut sich bis auf das schicke akustische Zwischenspiel 'Lone Lake' wirklich nichts, und schaut selbst, wo ihr NIGHTRAGE mit Blick auf besagte Gratwanderung verortet. Ein "weder noch" trifft es für mich am besten, wobei damit schon klar wird, dass die pure Ekstase doch eher ausbleibt.
Wer also muss "The Puritan" im Schrank stehen haben? Fans der Band sicherlich, vielleicht auch der ein oder andere Genre-Fan, der wie gewohnt bedient werden möchte, und ganz eventuell Leute, die mal Lust auf eine leicht verdauliche Melodic-Death-Metal-Zwischenmahlzeit haben. Letztere gibt es jedoch wie Sand im Sandkasten und davon kann sich NIGHTRAGE – trotz aller Kompetenz – leider nicht abheben. Eine solide, gute Genre-Platte – nicht mehr, nicht weniger. Und wer Göteborg im Übrigen nicht als die Hauptstadt Schwedens ansieht, muss von meiner Wertung möglicherweise einen halben bis ganzen Punkt abziehen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Oliver Paßgang