NOCTE OBDUCTA - Nektar - Teil 2: Seen, Flüsse, Tagebücher
Mehr über Nocte Obducta
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- Label:
- SCR/Twilight
- Release:
- 25.04.2005
- Anis (Desihras Tagebuch Kapitel I)
- Und Pan spielt die Flöte (Desihras Tagebuch Kapitel II)
- Im Siebten Mond (Desihras Tagebuch Kapitel III)
- Es fließe Blut
- Nektar
- Atme
Obwohl ich mit dem Schaffen von NOCTE OBDUCTA nur ziemlich rudimentär vertraut bin, so war mir die Band doch immer sympathisch. Die Kombination aus einem gesunden Selbstbewusstsein, überdurchschnittlichen Fähigkeiten, musikalischem Anspruch und unpeinlichen deutschen Texten, alles im Rahmen des Black Metal, ließ die Gruppe aus der Masse herausragen und zeigte, dass guter Black Metal und Deutschland kein Widerspruch sein müssen.
Auf dem zweiten Teil von "NEKTAR (Teil 2 – Seen, Flüsse, Tagebücher)" wird genau das nochmals untermauert. Die ersten drei Songs sind dabei textmäßig ein Rückgriff auf die Zeit zehn Jahre vor "Nektar (Teil 1 - Zwölf Monde, eine Handvoll Träume)". Musikalisch hingegen zieht die Band alle Register. 'Anis (Desihras Tagebuch Kapitel I)' ist ein Lehrstück in Sachen intelligentem, abwechslungsreichem Black Metal, aggressiven Riffs, packenden Melodien und eindringlichem Gesang; achteinhalb Minuten, die niemals langweilig werden.
'Und Pan spielt die Flöte (Desihras Tagebuch Kapitel II)' ist dann wirklich der pure Wahnsinn, knapp sechzehn Minuten lang zeigen NOCTE OBDUCTA ihre Klasse. Der Song wird zu keiner Sekunde langweilig und steckt voller Details, die mich bei jedem Durchlauf aufs Neue faszinieren. Und die dem Song innewohnende Atmosphäre irgendwo zwischen Melancholie, wehmütiger Erinnerung, verstörenden Gefühlen und latenter Aggression ist eh völlig abgefahren und vor allem verdammt gut. Dieses Niveau kann 'Im Siebten Mond (Desihras Tagebuch Kapitel III)' nicht ganz halten, obwohl das Wechselspiel aus rockigen Einflüssen und ruhigeren Passagen schon ziemlich gut klingt. Damit wird das Tagebuch auch abgeschlossen und der zweite Teil des Albums beginnt. Und wie!
'Es fließe Blut' ist roher, aggressiver, primitiver Black Metal, kurz und schmerzvoll auf den Punkt gespielt, zügellos und nochmal deutlich machend, wo die Band herkommt. Durch den Titelsong, der geschwindigkeitsmäßig immer an der Grenze zum Doom verweilt, weht dann der Hauch von Melancholie und Dunkelheit, die Melodie gräbt sich tief im Kopf ein und das gesamte Lied lässt einen so schnell nicht wieder los. 'Atme' hingegen greift die oben erwähnten Rockvibes auf, der im Info erwähnte Dark-Rock-Hinweis trifft voll ins Schwarze und wird hier mit beeindruckender Eleganz zelebriert.
NOCTE OBDUCTA beweisen mit "Nektar (Teil 2 – Seen, Flüsse, Tagebücher)" ihre Klasse in Bezug auf atmosphärisch gelungenen, progressiven, intelligenten Black Metal, ohne dabei ihre Wurzeln zu verleugnen. Wer die Band auf ihrer Reise begleiten möchte, sollte sich dieses Album zulegen, etwas Zeit investieren und sich willenlos in den Bann der Musik begeben. Es lohnt sich!
Anspieltipps: Anis (Desihras Tagebuch Kapitel I), Es fließe Blut, Nektar
- Redakteur:
- Herbert Chwalek