NOSOUND - Afterthoughts
Mehr über Nosound
- Genre:
- Progressive / Alternative
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Kscope (Edel)
- Release:
- 17.05.2013
- In My Fears
- I Miss The Ground
- Two Monkeys
- The Anger Song
- Encounter
- She
- Wherever You Are
- Paralysed
- Afterthought
Wunderbare Welt der Melancholie
Da gerade dem dunkelsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnung der verregnetste Frühling seit Menschengedenken folgt, ist "Afterthoughts", das nun mehr vierte Studioalbum der Progressive-Rocker NOSOUND aus Italien, hochwillkommen - als elegische Begleitung für graue, bleierne Tage unter wolkenverhangenen Himmelsfesten. Tatsächlich schwebt NOSOUND-Mastermind Giancarlo Erra scheinbar völlig entrückt in seiner melancholischen musikalischen Welt, und setzt mit "Afterthoughts" konsequent die Tradition seiner schwermütigen Vorgängeralben fort.
Wo PORCUPINE TREE längst auch den Rock wiederentdeckt hat, lässt NOSOUND mit "Afterthoughts" (auf dem sich übrigens Ex-PORCUPINE TREE-Drummer Chris Maitland verewigt hat) sich und die Hörer auf trägen, sehnsuchtsvollen Klangteppichen dahingleiten, ohne die bedrückte Stimmung zumindest gelegentlich beherzt aufzureißen. Erra wurde von manchen Kritikern mehrfach Stillstand und Rückwärtsgewandtheit vorgeworfen, und diesen Vorwürfen wird auch "Afterthoughts" neue Nahrung geben, bewegen sich die Italiener doch scheinbar endlos im Kreis, mit ihrem Soundtrack für trauernde, gebrochene Seelen. NOSOUND setzt die Reise gänzlich unbeeindruckt von dieser Kritik fort, und erschafft erneut ein Album, in dem man sich vollständig verlieren kann, grübelnd, schwermütig, selbstvergessen.
Alle neun Tracks bestehen aus kaum einer Handvoll Griffen und Harmonien und fließen höhepunkts-, ja fast übergangslos vor sich hin, scheinbar ohne Anfang und Ende. Nur 'Paralysed' steigert sich hin zu einem aufwühlenden E-Gitarrensolo - ansonsten überwiegen akustische Saiten- und Pianoklänge; auch Chris Maitland sorgt am Schlagwerk zumeist nur für eine untermalende Ambient-Geräuschkulisse. Der wehmütige Gesang Erras fügt sich nahtlos ein in diese Umgebung, und so entsteht ein melancholischer Soundtrack, voller Trübsal und geradezu plastisch greifbarer Einsamkeit. Da sich das Album durchweg in dieser depressiven Stimmungslage bewegt und der Hörer vergebens auf einen Lichtblick, oder zumindest einen emotionalen Ausbruch gleich welcher Natur auch hofft, bleibt NOSOUND auch mit "Afterthoughts" weiterhin mit Vorsicht zu genießen.
Andererseits: Wem sonst gelingt es dermaßen fantastisch, eine solch introvertierte, nachdenkliche Reise in Töne zu fassen wie der Truppe aus Italien, gleich einer nächtlichen Bootsfahrt auf windstiller, spiegelglatter See? Wer noch vermag selbst überschwänglichste Euphorie so unaufdringlich in Nachdenklichkeit zu verwandeln? Wer skeptisch ist, ist es zu Recht – doch wer nicht zuvor das phänomenale, schwermütig vor sich hintreibende, zerbrechlich-hoffnungsvolle 'In My Fears' gehört, sich nicht dem aufwühlenden Sturm gestellt hat, der in 'Wherever You Are' über den Reisenden hereinbricht, wer nicht in den Nebelwänden des 'Anger Song' einem unsteten Irrlicht hinterher getaumelt ist, hat eben auch keinen blassen Schimmer davon, worum es hier geht.
Anspieltipps: In My Fears, Wherever You Are
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause