NOSOUND - Allow Yourself
Mehr über Nosound
- Genre:
- Ambient Rock / Post Rock / Alternative
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Kscope/Snapper (CMM)
- Release:
- 21.09.2018
- Ego Drip
- Shelter
- Don't You Dare
- My Drug
- Miracle
- This Night
- At Peace
- Growing In Me
- Saviour
- Weights
- Defy
Experimentelles Schwelgen in entrückten Klangwelten.
"Allow Yourself" stellt eine unerwartete Herausforderung für mich dar und macht die bislang etwas fantasielose Einordnung Giancarlo Erras Musik als "PINK FLOYD Italiens" nachvollziehbarer. Gedanklich hänge ich wohl noch am Vorvorgänger "Afterthoughts", einer aufwühlenden Post-Rock-Reise durch einen weit gefassten Raum voller Melancholie, eine Sphäre zwischen Hoffnung und Resignation. "Afterthoughts" war zumeist harmonisch, friedlich, introvertiert, ließ experimentelle Ecken größtenteils aus - und hierzu markiert "Allow Yourself" einen bemerkenswerten Kontrast.
Abgesehen vom dezent treibenden und von schwermütigen Celloklängen unterlegten 'At Peace' dominieren auf dem sechsten Studioalbum der Italiener zwei deutlich markantere Stilmittel: Erras viel häufiger in Dissonanzen schwankende, gelegentlich ungewohnt laut werdende Stimme, sowie der häufige Einsatz elektronischer Klangmittel. Der kurze Opener 'Ego Drip' steht noch ganz in der NOSOUND-Tradition von minimalistisch variierenden Gesangslinien und weich in den Hintergrund gemischten Instrumenten - wobei sich bereits in diesen zweieinhalb Minuten ein Spannungsbogen aufbaut wie ein Sog, der im Gegensatz zum traurigen Hintergrundsoundtrack von "Afterthoughts" penetrant Aufmerksamkeit einfordert. 'Shelter' überrascht anschließend bereits mit soften Elektro-Beats und wabernden Synthie-Hintergrundklängen. Deutlich ungewöhnlicher aber die folgenden Stücke: Nach einem kurzen, verzerrten Schlagzeugintro entwickelt sich 'Don't You Dare' zu einer Floydschen Psychedelic-Reise mit RADIOHEAD-Beat. Ein zehrender Song mit Ecken und Kanten, der zunächst einmal verdaut werden muss! Mit 'My Drug' folgt eine eher fragmentarische "Afterthoughts"-Rückbesinnung, die von 'Miracle's Synthesizer-Intro wieder verscheucht wird - ein Quasi-Instrumental mit Hang zur Dissonanz, wie ein benebelter Blick auf ein psychedelisch gefärbtes Cyberpunkpanorama. Und auf eingangs erwähntes 'At Peace' folgt mit 'Growing In Me' ein Stück, das nach gänzlich zurückgenommenem Einstieg mit den durch den Verzerrer gehackten lauten Rufen Erras beinahe verstört.
Auch "Allow Yourself" unterstreicht das Genie des Musikschaffenden Giancarlo Erra, wenn bei 'This Night' ein orchestrales Spannungszenario aufgebaut wird, das sich in einem harsch zurückgenommenen, intimen Pianospiel auflöst, wenn bei 'Weights' aus einem beinahe unhörbaren, hauchzarten Auftakt eine Shoegaze-artige Treibjagd entwickelt wird, bei der Erra gesanglich weit aus sich und über das hinaus geht, was seine Melancholiehymnen der Vergangenheit ausmachten. Allerdings wirkt der Elftracker diesmal mehr wie eine entfesselte, experimentelle Spielwiese des mittlerweile nach England übergesiedelten Italieners. "Allow Yourself" klingt für NOSOUND-Verhältnisse bemerkenswert eigensinnig, was an sich definitiv für die Arbeit einer Band spricht. Ich persönlich finde den Zugang dazu aber deutlich schwerer als früher und kann dem aufgekratzten, unsteten Schwelgen Erras diesmal nicht so viel abgewinnen.
Anspieltipps: Don't You Dare, Weights
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause